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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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morgen aufsuchen, um meine Schulden zu begleichen. Verratet mir Euren Namen, mein Freund.«
    »Giuseppe Bardi, Sir.«
    Rupert zog die Hand zurück, als habe er sich verbrannt. »Verstehe«, murmelte er säuerlich. »Nun, ich hoffe, die Zinsen für eine Nacht werden mich nicht ruinieren.«
    Bardi lächelte verhalten. »Gewiss nicht, Sir. Betrachtet es als zinsloses Darlehen. Als Gefälligkeit von Nachtschwärmer zu Nachtschwärmer sozusagen.«
    Rupert lachte dröhnend und drosch auf Bardis zerbrechlich wirkende Schulter ein. »Das ist ein Wort!«
    Die beiden Begleiter des Bankiers traten näher. »Ihr seid Rupert Hillock, der Tuchhändler, Sir?«, fragte der Blonde neugierig.
    Rupert hatte keine Ahnung, woher der Bengel ihn kannte, aber er war geschmeichelt. »So ist es, Sir.«
    Der blonde Grünschnabel nickte höflich. »Gervais of Waringham. Wenn Ihr noch einen Moment erübrigen könnt, würde ich gern kurz mit Euch reden. Es geht um eine Lieferung winterfester Wolle, die ich beschaffen soll. Für die Krone, versteht Ihr«, fügte er im Verschwörerton hinzu.
    Rupert starrte ihn einen Augenblick ungläubig an. Er konnte kaum fassen, was plötzlich in diesen Abend gefahren war, dass er ihm eine glückliche Fügung nach der anderen bescherte. Leutselig breitete er die Arme aus und winkte dann Richtung Halle. »Kommt, Sirs. Trinken wir noch einen Becher. Auf meine Kosten, wenn meine Kreditwürdigkeit so weit reicht, Bardi?«
    Der Italiener lächelte. »Bei der Auftragslage, die sich hier gerade abzeichnet, ganz gewiss, Master Hillock.«
     
    »Es ist eine Schande, Mylord«, erklärte Jonah und bemühte sich um eine würdevolle, gekränkte Miene. »Eine Beleidigung für die Gilde der Tuchhändler, für die ganze Kaufmannschaft dieser Stadt und den erlauchten Kreis ihrer Aldermen.«
    Der Lord Mayor nickte zustimmend und kratzte sich am Kopf. Dies war ein wahrlich rätselhafter Vorfall. In aller Herrgottsfrühe hatte ihn ein Büttel aufgesucht und ihm berichtet, ein Kaufmann der Tuchhändlergilde sei widerrechtlich in der Tonne eingesperrt worden, ein flämischer Dieb dafür verschwunden.
    »Aber wie kamt Ihr überhaupt in die Tonne, Master Durham?«, wollte der Bürgermeister wissen.
    Jonah schlug die Augen nieder, scheinbar beschämt. »Der Flame sollte für mich arbeiten, Sir. Als der Sheriff mir sagte, der Mann werde des Diebstahls bezichtigt und sei eingesperrt, bin ich zu ihm gegangen, um zu sehen, ob ich irgendetwas für ihn tun kann.«
    »Aber ich hab Euch nicht eingelassen!«, fiel Winfred ihm ins Wort. Der Gefängniswärter hatte die Augen weit aufgerissen und schüttelte wild den Kopf, vollkommen verwirrt. »Ich habe gestern niemanden eingelassen bis auf ein altes Weib!«
    Jonah betrachtete ihn kühl. »Nun, ich war dort, oder? Vermutlich hast du es nur vergessen.« Er wandte sich wieder an den Mayor und die beiden Sheriffs auf der anderen Seite des langen Ratstisches in der Guildhall. »Es ist erstaunlich, wie vergesslich mancher Diener dieser Stadt für einen Penny wird.«
    Winfred schrumpfte in sich zusammen. Er wusste, er war in Schwierigkeiten. Doch Jonahs Gewissensbisse hielten sich in Grenzen, denn wäre er als Jonah Durham ans Tor der Tonne gekommen, hätte der Wärter ihn für einen Penny eingelassen, daran bestand kein Zweifel.
    »Und was geschah, nachdem Ihr zur Tonne gegangen wart, Sir?«, fragte Edmund Gisors, der zweite Sheriff der Stadt.
    »Ich fand den Flamen, sprach mit ihm, und bei der ersten Gelegenheit schlug er mich nieder.« Zum Beweis wies er auf seine aufgeplatzte Lippe. Tatsächlich hatte er sich die kleine Wunde selbst mit dem Dolch beigebracht. Es hatte ihn erstaunt und erheitert, wie viel Überwindung ihn das kostete. Nachdem es endlich vollbracht war, hatte er auf der eingeritzten Lippe herumgekaut, bis sie anschwoll. Das Ergebnis war überzeugender als viele Worte. Keiner der drei Männer zweifelte an Jonahs Geschichte. Die Ungereimtheiten, zum Beispiel die überaus interessante Frage, wie der Flame aus dem Gefängnis entkommen sei, kümmerten sie nicht weiter. Der Wärter war an allem schuld. Seine verzweifelten Beteuerungen verhallten ungehört. Sein Wort galt nicht viel gegen das eines Kaufmannes.
    Der Lord Mayor breitete ratlos die Arme aus. »Was für eine unglückselige Sache. Ich bedaure, dass Eure Herzensgüte mit diesen Unannehmlichkeiten belohnt wurde, mein junger Freund.«
    »Das soll ihm eine Lehre sein, das Gesetz denen zu überlassen, die mit seiner Wahrung betraut

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