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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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aufbewahrt wurden, und führte ihn nicht, wie Jonah erwartet hatte, ins Kellergeschoss hinab, sondern zwei Treppen, die sich an die dicke, gerundete Mauer schmiegten, hinauf. Vier schwere Eichentüren gingen hier oben von einem kleinen Vorraum ab. Auf ein Zeichen des Constable öffnete eine der Wachen die linke und winkte den Gefangenen hinein.
    Jonah musste ein wenig den Kopf einziehen, um nicht an den niedrigen Sturz zu stoßen, doch der Raum dahinter war verblüffend geräumig und geradezu behaglich. Ein Bett mit schlichten, aber relativ neuen Vorhängen stand an der Wand zur Linken, die Laken wirkten frisch. Reines Stroh bedeckte den Boden. In der Wand, die dem Bett gegenüberlag, war sogar ein Kamin, jetzt im brütend heißen Hochsommer natürlich unbeheizt, aber sein Vorhandensein verwunderte Jonah. Der Raum hatte ein winziges Fenster, kaum größer als eine Schießscharte, doch es ließ ein wenig Tageslicht ein und bot einen kleinen Ausblick auf den Innenhof und den White Tower. Unter dem Fenster standen ein Tisch mit einer Kerze und ein Holzstuhl; an der Wand hing ein Kruzifix.
    »Da Ihr keinen Koch mitgebracht habt, werdet Ihr die Kost der Wachmannschaft teilen müssen, Sir«, unterrichtete derConstable ihn. »Sollte das nicht nach Eurem Geschmack sein, könnt Ihr immer noch andere Arrangements treffen.«
    Jonah nickte, den Blick zum Fenster gewandt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er hier einen besonders gesunden Appetit entwickeln würde.
    »Habt Ihr sonst noch einen Wunsch, Sir?«
    Der Kerl hörte sich an wie ein eilfertiger Gastwirt. Jonah schüttelte den Kopf. »Danke.«
    »Na schön. Dann seid so gut und gebt mir Euren Gürtel.«
    Jonah schaute stirnrunzelnd auf. »Ich trage keine Waffe am Gürtel.«
    Der Constable nickte, streckte aber unbeirrt die Hand aus. »Dennoch, Sir …«
    Er hatte schon so manchen Gefangenen in Empfang genommen. Manche tobten, manche weinten, manche protestierten und beteuerten ihre Unschuld. Aber er wusste, es waren die scheinbar Gleichgültigen, die die schwärzesten Gedanken ausbrüteten, und er wusste auch, der König wäre sehr verstimmt, wenn sie Jonah Durham morgen früh von einem der rußgeschwärzten Deckenbalken schneiden müssten.
    Zum ersten Mal drohte Jonah die Beherrschung zu verlieren. Eine tadellose Erscheinung war sein einziger Schutz, war immer etwas gewesen, das ihm Sicherheit gab, war Bestandteil seiner Persönlichkeit. Ohne den breiten Ledergürtel mit der kostbaren Goldschnalle würde sein Surkot aussehen wie ein Bauernkittel.
    Der Constable sah sein Zögern und bat eindringlich: »Lasst uns das hier wie Gentlemen erledigen, Master Durham. Zwingt mich nicht, die Wache hereinzurufen.«
    Jonah löste die Schnalle und hielt ihm den Gürtel am ausgestreckten Arm hin.
    »Eure Börse.« Der Constable wies auf den schweren Beutel, der daran baumelte.
    »Behaltet sie. Gebt das Geld den Bettlern. Werft es in den Fluss. Ganz gleich, nur lasst mich endlich zufrieden.«
    Der Constable nahm den Gürtel und ging wortlos hinaus.
    Jonah sah an sich hinab und fühlte sich gedemütigt. Es warein ganz und gar fremdes Gefühl geworden, und er erkannte seine Einfalt, dass er hatte glauben können, er sei aufgrund seiner Macht, seines Geldes oder Ansehens dagegen gefeit. Vielleicht sollte er lieber versuchen, sich an das Gefühl zu gewöhnen, denn es würde von nun an wohl sein treuester Begleiter sein.
     
    Gervais of Waringham erzählte es seinem Freund Geoffrey Dermond. Dermond erzählte es John Chandos. Chandos dem Schwarzen Prinzen, und der seiner Mutter.
    Es war ein drückend heißer Vormittag. Trotzdem fand die Königin ihren Gemahl im Freien. Er hatte sich mit seinem Cousin Henry of Lancaster auf den abgelegenen Sandplatz hinter dem Küchenhaus der Abtei zurückgezogen, wo sie sich einen Schwertkampf lieferten, der so erbittert wirkte, als seien diese beiden Männer nicht die besten Freunde, sondern Todfeinde. Pfeifend fuhren die schweren Klingen durch die Luft, landeten dröhnend auf Eichenschilden.
    »Oh, verflucht, Ed, ich glaube, ich bin erledigt«, rief Lancaster lachend und streckte die Waffe. Da sie allein waren, verzichteten sie auf Förmlichkeiten. »Du bist einfach nicht zu schlagen, und ich fürchte, wenn ich es länger versuche, werde ich dabei schlichtweg verdursten.«
    Der König befreite sich aus dem Schultergurt seines Schildes und steckte das Schwert in die Scheide. »Was für ein grässlicher Tod«, bemerkte er grinsend, doch als er seine

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