Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)
Gemahlin entdeckte, wurde seine Miene schlagartig besorgt. »Philippa … Wie schön, dass du uns hier beehrst.«
Sie trat näher, verschränkte die Arme und studierte sein schweißüberströmtes Gesicht so lange, bis ihm richtig unbehaglich wurde. Dann erkundigte sie sich: »Wann hattest du die Absicht, mich davon in Kenntnis zu setzen, dass du meinen Ritter hast verhaften lassen?«
Henry of Lancaster schnitt eine verstohlene Grimasse, murmelte: »Ich denke, ich entschuldige mich lieber«, und trat den geordneten Rückzug an.
Der König sah ihm sehnsüchtig nach, ehe er Philippa wieder anschaute. »Eigentlich heute früh. Aber ich hab’s nicht übers Herz gebracht. Ich wusste, es würde dich hart treffen.«
»Du hast völlig Recht. Es trifft mich hart. Nicht nur, dass du es hinter meinem Rücken getan hast …«
»Ich bedaure, wenn dich das kränkt, aber ich bin der König von England, weißt du, und brauche niemandes Einverständnis einzuholen, um einen Verräter verhaften zu lassen.«
»Edward, das kann nicht dein Ernst sein. Du musst doch wissen, dass diese Vorwürfe vollkommen haltlos sind.«
Er schüttelte traurig den Kopf. »Komm. Ich zeige es dir.«
Er führte sie zum Hauptgebäude des Palastes, wies unterwegs einen Knappen an, man möge ihm ein kühles Bad bereiten und ein noch kühleres Bier bringen, und trat dann vor der Königin in sein Privatgemach. Zwei Hunde sprangen von seinem Bett und stürmten schwanzwedelnd herbei, um ihn zu begrüßen. Er nahm sich einen Augenblick Zeit, ihnen über die schmalen, grauen Köpfe zu streichen, ergriff dann ein Leinentuch, das auf einem Schemel lag, um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen, ehe er an den Tisch trat. Während er zwischen den Rollen und Schriftstücken suchte, sagte er: »Solche Dinge geschehen, Philippa, das weißt du so gut wie ich. Mein Vater ist sein Leben lang von denen verraten worden, denen er am meisten getraut hat.«
»Dein Vater hatte eine unglückliche Hand in der Wahl seiner Freunde, mon ami. Das kann man weder von dir noch von mir behaupten.«
»Trotzdem sind auch du und ich schon enttäuscht worden, nicht wahr? Es ist immer bitter, vor allem, wenn es Menschen sind, die … wie soll ich es ausdrücken. Uns besonders nahe stehen?« Er hob plötzlich den Kopf und schaute ihr ins Gesicht.
Philippa trat einen Schritt auf ihn zu. »Und was möchtest du damit bitte sagen?« Die haselnussbraunen Augen funkelten gefährlich.
Edwards Miene war zutiefst bekümmert. »Ich habe genau wie du immer geglaubt, Jonah Durham sei ein guter Mann. Ich habe ihm vertraut und oft auf seinen Rat gehört. Und weil ich ihn füreinen guten Mann hielt, habe ich geduldet … wie er dich manchmal ansah.«
»Wie kannst du es wagen, solche Vorwürfe zu erheben?«, fragte sie leise. »Ausgerechnet du?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich erhebe keine Vorwürfe, weil ich weiß, dass ich dir trauen kann. Du bist der treueste von all meinen Freunden und die beste aller Frauen. Und es tut mir Leid, dass ich in diesem Punkt nicht immer so untadelig bin wie du, aber du wirst zugeben, dass es zwischen Männern und Frauen gewisse Unterschiede gibt. Und es gibt Unterschiede zwischen einem König und einem Ritter der Königin, nicht wahr? Der König, der sein Vergnügen in anderen Betten sucht, ist ein Filou, ein untreuer Lump und ein Sünder. All das bin ich. Aber ein Ritter, der seine Königin mit begehrlichen Blicken ansieht, ist in seinem Herzen schon ein Verräter, hab ich nicht Recht?«
Philippa ließ ein paar Atemzüge verstreichen, ehe sie antwortete. Dann nahm sie seine Hand und zog ihn mit sich auf den samtgepolsterten Fenstersitz hinab. »Nein, mein Lieber, du hast nicht Recht. Niemand kann in das Herz eines anderen sehen, auch kein König. Das weißt du ganz genau. Und bewundernde Blicke für mich haben dich in Wahrheit noch nie gestört, sondern sie haben dir stets geschmeichelt. Du versuchst, dir diese Sache schönzureden. Du kannst selber nicht glauben, was der Treasurer Jonah vorwirft, und versuchst, Gründe zu finden, um dich zu überzeugen.«
Edward führte ihre Hand an die Lippen, widersprach aber bedauernd: »Du irrst dich. Ich will es zwar nicht glauben, aber ich muss. Und es schmerzt mich vor allem für dich.« Unwillig stand er auf und brachte ihr die Papiere, die der Treasurer ihm vorgelegt hatte.
Philippa legte sich den kleinen Stapel auf den Schoß und studierte ein Dokument nach dem anderen. Eine Reihe notarieller Vereinbarungen aus
Weitere Kostenlose Bücher