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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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dem Gründungsjahr der Englischen Compagnie zwischen Master Jonah Durham und einer Hand voll Kaufleute aus London und Essex, darunter der Lord Mayor und der verstorbene Adam Burnell. Jeder dieser Kaufleute wurdeverpflichtet, sich im eigenen Namen, aber mit Jonahs Geld an der Gründung der Compagnie zu beteiligen. Philippa überschlug die Zahlen im Kopf. Sie behauptete gern und häufig, sie könne nicht besonders gut rechnen, aber das tat sie nur, um Vorwürfe gegen ihre Verschwendungssucht abzuwehren. In Wahrheit war sie durchaus in der Lage, Zahlen zu addieren und zu subtrahieren, und sie kam zu dem Ergebnis, dass Jonah laut dieser Verträge mehr als zwei Drittel der Englischen Compagnie gehörten. »Das ist ja absurd«, murmelte sie.
    »Das ist es leider keineswegs«, warf der König ein. »Jetzt wissen wir auch, woher er das Geld zur Gründung seiner Tuchexportmonopole hatte, nicht wahr? Der verdammte Schurke hat mir mein eigenes Geld geliehen!« Das war der eigentliche Grund für seinen Zorn: Dieser Pfeffersack hatte versucht, seinen König für dumm zu verkaufen.
    »Das hatte er nicht nötig, mon ami «, widersprach sie zerstreut, schon mit dem nächsten Schriftstück beschäftigt. »Das Tuchexportmonopol stand und steht auf eigenen Füßen. Es funktioniert aus eigener Kraft. Du brauchst es nur nachzurechnen, um das zu erkennen.« Die nächsten Dokumente waren Abrechnungen zwischen Jonah und seinen Strohmännern. Abrechnungen der Compagnie mit dem Treasurer und Ähnliches mehr. Sie blätterte sie desinteressiert durch und ließ dann die Hände sinken. »Wie auffällig, dass nirgendwo der Name William de la Pole erscheint. Das arme Unschuldslamm – offenbar wird er zu Unrecht bezichtigt, die treibende Kraft dieser betrügerischen Compagnie zu sein.«
    »Philippa …«, begann Edward nervös.
    »Ja, merkst du denn nicht, was hier gespielt wird? Es sind Fälschungen! Wie kannst du nur daran zweifeln?«
    »Und was ist hiermit?« Er zog den vergilbten Dordrecht-Schuldschein aus dem Stapel und hielt ihn ihr wedelnd vor die Nase.
    Philippa ergriff das Dokument und studierte es eingehend. »Und warum sollte ich glauben, dass dies echter ist als der Rest?«
    »Weil niemand außer Durham und dem Treasurer wissen konnte, auf welche Summe dieser Schuldschein ausgestellt war. Doch die Summe stimmt. Nein, der Schuldschein ist echt; nur die Quittung der Teileinlösung hat ein sehr geschickter Fälscher getilgt oder abgekratzt, man kann keine Spur mehr davon sehen. Durham konnte einfach nicht genug kriegen, und seine Gier wird ihm nun zum Verhängnis. Er wollte sich die fünfhundert Pfund noch einmal zurückholen, und so ist dem Treasurer der ganze Schwindel aufgefallen.«
    »Und wie kommt der Treasurer an all diese anderen Dokumente? Hat er darum gebetet, und sie sind vom Himmel gefallen?«
    Der König verzog ungeduldig das Gesicht. »Ja, ich weiß, dass du Edington nicht ausstehen kannst, aber du wirst ihm nicht ernsthaft unterstellen, der Fälscher zu sein, oder? Ihm ist kein Vorteil durch das Tilgen der Teileinlösung entstanden. Er hat die Mitglieder der Compagnie mit dem Schuldschein konfrontiert. Sie haben geantwortet, sie wollten der Sache nachgehen, und am nächsten Tag brachte ein Bote die restlichen Dokumente. Offenbar wollen sie sich von Durham distanzieren.«
    »Wessen Bote?«, hakte sie nach.
    »Was weiß ich.«
    Die Königin erhob sich rastlos. »Vielleicht sollten wir das herausfinden.«
    »Die Sache ist beim Treasurer in guten Händen, Philippa. Gott, ich weiß, wie abscheulich das ist, wie gekränkt du sein musst, aber du darfst die Augen nicht länger davor verschließen: Du hast dein Vertrauen an einen Betrüger verschwendet. An einen Verräter.«
    Philippa war sehr bleich geworden. Sie nickte langsam. »Es sieht in der Tat so aus«, sagte sie tonlos.
     
    Der Herr aber schickte einen großen Fisch, der Jona verschlang. Jona war drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches, und er betete zum Herrn, seinem Gott, las Jonah.
    Er war bereits zwei Tage länger gefangen als sein biblischerNamensvetter, doch war es im Salt Tower gewiss besser auszuhalten als im Bauch eines Ungeheuers. Er wurde ausreichend beköstigt. Die Wachen waren höflich, manche gar ehrerbietig und konspirativ, denn sie waren mehrheitlich Londoner, kannten Jonah Durhams Ruf und wussten, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Er bekam Wasser, um sich zu waschen. Man mutete ihm nicht einmal zu, sich in einen Eimer zu

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