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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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auf Giselle habe ich es nie getan. Jetzt endlich bot sich wieder eine Gelegenheit. Und ich kann nicht länger Rücksicht auf die Gefühle meiner Tochter nehmen. Für uns beide ist kein Platz, das habe ich spätestens in Devizes gelernt. Einer von uns muss weichen. Lieber Ihr als ich.«
    Jonah schüttelte verständnislos den Kopf. »Schaut Euch doch an. Ihr seid ein alter Mann, de la Pole.« Es fiel auf den ersten Blick vielleicht niemandem auf, denn das Haar war ja schon seit zwanzig Jahren weiß und das Gesicht immer noch nicht besonders faltig, aber kleine Anzeichen, die dicken Adern auf den gefleckten Händen, die Linien um Mund und Nase, die leichte Trübung der Falkenaugen bezeugten diese schlichte Tatsache. »Ihr steht am Ende Eures Lebens. Also wozu soll das noch dienen?«
    Sein Schwiegervater hob gelassen die breiten Schultern. »Der Zukunft meiner Söhne, natürlich. Keiner von ihnen ist Euch gewachsen, auch Michael nicht. Aber ich will , dass er diesen Titel bekommt, wenn möglich noch, solange ich lebe. Doch das wird nie geschehen, wenn Ihr ihn als Bankier der Krone verdrängt.«
    Ihr könnt den Titel nicht mit ins Grab nehmen, weder Euren noch Michaels, hätte Jonah erwidern können. Aber er sparte seinen Atem. De la Poles gesellschaftlicher Ehrgeiz war schon lange zur Besessenheit geworden, und kein vernünftiges Argument würde daran etwas ändern. Er musste einen Moment mit sichringen, um seinen Zorn im Zaum zu halten, denn er hatte noch eine brennende Frage, auf die er eine Antwort wollte. »Also schön. Dann sagt mir nur noch dies: Was ist mit Cecil? Wo ist er? Was habt Ihr mit ihm getan, um ihn zu diesem Diebstahl zu bewegen?«
    »Es war nicht besonders schwierig, den Glauben des Jungen an Eure aufrichtige Vaterliebe zu erschüttern, denn er ist kein Dummkopf.«
    Jonah schüttelte langsam den Kopf. »Er hätte es trotzdem niemals freiwillig getan.«
    »Nun ja, Ihr habt Recht. Ich musste ihm ein bisschen auf die Sprünge helfen. Aber die Zukunft seines Freundes Harry Willcox lag ihm dann letztlich doch mehr am Herzen als die Eure.«
    Jonah war für einen Augenblick hoffnungslos verwirrt. Woher sollte de la Pole wissen, wer Harrys Vater war? Dann zog er ein paar Schlüsse und murmelte bitter: »Martin Greene, dieser verdammte alte Narr, konnte seinen Mund nicht halten.«
    De la Pole lächelte amüsiert und schüttelte den Kopf. »Martin Greene ist zweifelsohne ein alter Narr, aber nicht er hat mir Harry Willcox’ kleines Geheimnis verraten, sondern Lucas. Lucas und ich sind ja so gute Freunde geworden im Frühjahr. Er hat mir viele interessante Dinge erzählt.«
    »Und Ihr habt jede Menge Gift in sein Ohr geträufelt«, entgegnete Jonah.
    »Nun ja«, gestand der Ältere. »Ich fand die Vorstellung unwiderstehlich, dass nicht nur der Lehrling, sondern auch der Sohn dem übermächtigen Jonah Durham einmal die Gefolgschaft verweigert. Der Gedanke hat mich erheitert.«
    Jonah nickte. »Und Cecil? Wo ist er jetzt? Was habt Ihr mit ihm gemacht?«
    »Ich? Gar nichts. Mein lieber Durham, über eins solltet Ihr Euch im Klaren sein: Ich habe mit dieser ganzen Sache nicht das Geringste zu tun. Alle Spuren, sollte irgendwer sich je die Mühe machen, sie zu verfolgen, führen zu Eurem werten Vetter und dem ehrwürdigen Lord Mayor John Lovekyn, die beide fast über die eigenen Füße gestolpert wären in ihrem Eifer, mir bei EurerVernichtung zu helfen. Der junge Cecil schmort an einem sicheren Ort. Er glaubt, dass er herauskommt, wenn … nun, an dem Tag, da Ihr zur Belustigung der Londoner und als abschreckendes Beispiel für alle, die sich mit verräterischen Gedanken tragen, erst ausgeweidet und dann in Stücke gehackt werdet. Auch Hillock glaubt das. Dieser Schwachkopf ist geradezu sentimental, seit er weiß, dass der Lümmel sein Bastard ist.«
    Schon von der Vorstellung wurde Jonah übel.
    »Aber Ihr werdet verstehen, dass ich es nicht riskieren kann, Cecil laufen zu lassen. Es ist auch besser so, er kann ohnehin nicht gut mit dem leben, was er getan hat. Also werde ich ihn bald von seinen Qualen erlösen und …«
    Jonah stürzte sich so plötzlich auf ihn, dass de la Pole vollkommen überrumpelt war. Er fand nicht einmal Zeit, die Arme zu heben, um sich zu schützen. Er ging zu Boden, und Jonah ließ sich auf ihn fallen, drosch mit den Fäusten auf sein Gesicht und seinen Oberkörper ein. De la Pole schrie lauthals um Hilfe, und das brachte in Windeseile die Wachen auf den Plan.
    Sie rissen Jonah zurück,

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