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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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mussten aber feststellen, dass sie ihn nicht bändigen konnten. Immer wieder entwand er sich ihren Griffen und wollte sich erneut auf seinen Schwiegervater stürzen, der mit furchtsam aufgerissenen Augen und blutender Nase zur Tür zurückwich.
    Schließlich zog einer der Soldaten das kurze Schwert aus der Scheide und rammte dem tollwütigen Gefangenen den Knauf des Hefts in den Nacken. Nachdem Jonah zusammengebrochen war, standen sie keuchend über ihm, wachsam, so als rechneten sie damit, dass er plötzlich wieder aufspringen würde.
    »So etwas gehört in Ketten gelegt«, brummte de la Pole wütend und wischte sich mit dem Ärmel über die Nase.
    Die Wachen wechselten einen Blick und nickten.
     
    »Es tut mir Leid, Madam, aber das Geschäft ist derzeit geschlossen«, erklärte Meurig der feinen Dame, die die Kapuze ihres Sommermantels so tief ins Gesicht gezogen hatte, dass nur die Spitze einer offenbar recht prägnanten Nase zu sehen war.
    Sie nickte, hochmütig für Meurigs Geschmack. »Ich will kein Tuch kaufen«, erklärte sie. »Sag der Dame des Hauses, dass ich sie zu sprechen wünsche.«
    Fast unbewusst hatte Meurig sich mit verschränkten Armen vor der Pforte postiert. »Und wen soll ich melden?«
    »Das braucht dich nicht zu kümmern.«
    »Lady Durham empfängt heute aber keine Besucher«, eröffnete er ihr barsch. Er war es satt. Ständig kamen irgendwelche feinen Londoner Damen ans Tor, mit denen sie noch nie etwas zu schaffen gehabt hatten, heuchelten Mitgefühl, boten ihre unnütze Hilfe an und wollten in Wahrheit doch nur einen Blick auf die Frau werfen, deren Mann im Tower eingesperrt war und um den sich so wilde Gerüchte rankten. »Meine Mistress und ihre armen Kinder sind keine Jahrmarktsattraktion«, fügte er hinzu, nur für den Fall, dass sie ihn nicht verstanden haben sollte.
    Der schlicht gekleidete Ritter, der sie begleitete, stieg ohne Eile aus dem Sattel, packte Meurig mit einer gewaltigen Pranke an der Kehle, schüttelte ihn ein bisschen und brummte: »Bist du jetzt fertig, du Flegel? Dann geh zu deiner Mistress und melde ihr …«
    »Matthew«, mahnte die Königin nachsichtig. »Das ist doch nicht nötig. Dieser Mann ist seinem Herrn ein treuer Diener, weiter nichts.« Ohne seine Hilfe glitt sie vom Rücken ihres hübschen Zelters, drückte ihrem verdatterten Begleiter die Zügel in die Hand und überließ Männer und Pferd ihrem Schicksal. Dann machte sie sich auf eigene Faust auf den Weg durch den wunderbaren Garten zum Haus.
    Giselle saß mit Harry, Piers und den Kindern in der Halle. Lucas und Philip lasen ihnen aus Crispins englischen Heiligengeschichten vor. Es war unmöglich geworden, die Kinder zur Schule zu schicken; sie wurden nur bestaunt und gehänselt, und Philip fing jeden Tag eine Schlägerei an. Also behielt sie sie hier und versuchte, den Unterricht so gut es ging fortzusetzen.
    »Der heilige Sebastian«, las Lucas vor. »Wir feiern sein Namensfest am zwanzigsten Januar. Der heilige Ambrosius berichtet uns, dass Sebastian in Mailand geboren wurde …«
    »Nein, bitte nicht«, unterbrach Philip. Er klang, als sei er den Tränen nahe. »Sie haben ihn mit tausend Pfeilen durchbohrt, ich weiß es. Können wir nicht die Geschichte von irgendwem lesen, der kein Märtyrer war?«
    Elena war ganz nahe zu ihrer Mutter gerückt, hatte den Kopf an ihren Arm gelehnt und den Daumen in den Mund gesteckt.
    »Ich finde die Märtyrergeschichten auch grässlich, mein Junge«, sagte die Königin von der Tür, warf die Kapuze zurück und trat ein.
    Alle sprangen erschrocken von ihren Plätzen auf. Wie im Affekt zog Giselle Elena – das Kind, das ihr am nächsten saß – in die Arme und hielt sie, während sie vor der Königin in einem tiefen Knicks versank, den Blick zu Boden gerichtet.
    »Nein, bitte«, wehrte Philippa ab. »Wir wollen auf das ganze Getue verzichten, denn wir haben Wichtigeres zu tun. Warum siehst du mir nicht ins Gesicht, Giselle? Denkst du etwa im Ernst, ich würde diesen Unsinn glauben? Willst du mich wirklich so beleidigen?«
    Giselle erhob sich langsam und sah auf. Tiefe halbmondförmige Schatten lagen unter ihren Augen. »Madame …« Ihre Stimme klang brüchig, aber sofort räusperte sie sich und straffte die Haltung. »Es ist sehr gut von Euch, dass Ihr gekommen seid. Wollt Ihr nicht Platz nehmen?« Sie wies auf einen der Sessel am Kamin.
    Philippa setzte sich stattdessen an die Tafel und forderte sie alle mit einer Geste auf, ihrem Beispiel zu folgen. Dann

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