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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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legte sie auf den Tisch, was sie mitgebracht hatte. »Dies sind die Dokumente, um die es geht. Der Treasurer hat sie mir geborgt. Er weiß davon zwar nichts, aber das spielt ja im Augenblick keine Rolle. Lasst sie uns ansehen und überlegen, wie wir sie entkräften können.«
    Giselle wechselte einen Blick mit Harry. »Entkräften?«, fragte sie verständnislos.
    Philippa nickte. »Es sind Fälschungen, nicht wahr? Und es muss doch einen Weg geben, das zu beweisen.«
    Harry war skeptisch. »Wenn jemand bereit ist, genug Geldfür gefälschte Dokumente zu zahlen, lässt es sich kaum beweisen.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte Philippa ungehalten.
    »Ich …« Harry errötete bis an die Haarwurzeln. »Ähm, ich weiß es einfach, Madame.«
    »Wenn wir doch nur wüssten, wer dahinter steckt«, sagte Giselle mutlos.
    »Das können wir uns ohne große Mühe vorstellen«, bemerkte die Königin. »Das heißt, wenn wir bereit sind, den Tatsachen ins Auge zu sehen und uns nichts vorzumachen.«
    »Oh, ich habe keinerlei Illusionen, was meinen Vater betrifft, das wisst Ihr. Aber es gibt einfach keine Verbindung zwischen ihm und Cecil. Sie sind sich noch nie begegnet, soweit ich in der Lage bin, das zu beurteilen.«
    »Großvater?«, fragte Lucas mit schreckgeweiteten Augen.
    »Wer ist Cecil?«, wollte Philippa wissen.
    Sie bekam nicht sofort eine Antwort. Stattdessen bat Harry: »Dürfte ich die Dokumente einmal ansehen, Madame?«
    Sie schob sie bereitwillig zu ihm hinüber. »Nur zu, da Ihr der Experte zu sein scheint. Vielleicht erkennt Ihr etwas daran, das mir entgangen ist. Nehmt Euch Zeit. Zeit ist das Einzige, was wir haben, das muss unser Trost sein. Der Treasurer kann Jonah erst vor dem nächsten Parlament anklagen, und Gott allein weiß, wann das stattfindet.«
    »Mutter …«, begann Lucas erneut, aber dieses Mal fiel sein Bruder ihm ins Wort:
    »Wir haben keine Zeit, Madame«, widersprach er der Königin mit hochgezogenen Schultern. »Falls Cecil überhaupt noch lebt, schwindet die Hoffnung mit jedem Tag, der verstreicht, ohne dass wir ihn finden.«
    »Wer ist Cecil?«, wiederholte sie.
    Giselle setzte sie ins Bild. Der Königin ging das ein oder andere Licht auf. »Also so sind sie an das Original des Dordrecht-Schuldscheins gekommen«, murmelte sie.
    »Aber ich sagte doch, mein Vater weiß nichts von Cecil.«
    »Mutter …«
    Harry sah von den gefälschten notariellen Urkunden auf. »Der Name des Lord Mayor taucht auffällig häufig auf«, bemerkte er. »Vielleicht könnte er uns etwas über Cecils Verbleib sagen.«
    »Würde irgendwer mir vielleicht mal zuhören?«, fragte Lucas plötzlich so scharf, dass alle verstummten und ihn verblüfft anschauten. Und ehe irgendwer ihn wegen seines Tons tadeln konnte, sagte er: »Großvater weiß von Cecil. Und er weiß auch von dir, Harry.«
    Giselle starrte ihn entsetzt an. »Woher?«
    »Von mir«, eröffnete ihr Sohn ihr unglücklich. »Er … Großvater war mein einziger Freund unter den Erwachsenen am Hof. Jedenfalls dachte ich das. Er war der Einzige, der Verständnis für meinen großen Wunsch hatte. Und … und er hat so viele Fragen gestellt. Über zu Hause, über Vater, über uns alle. Ich hab’s ihm erzählt. Ich hab mir nichts dabei gedacht. Er ist doch mein Großvater!« Wütend fuhr er seine Mutter an: »Ihr hättet mir sagen müssen, dass ihm nicht zu trauen ist!«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte. »Du hast Recht. Das hätte ich dir sagen sollen. Aber keine Tochter sagt so etwas gern über ihren Vater.«
    Harry kratzte sich nervös an der Nase – eine Geste, die Annot sofort wiedererkannt hätte – und zog seinerseits ein paar Schlüsse. »Oh, verdammt … ich bitte um Verzeihung, Mesdames. Aber ich denke, jetzt weiß ich, womit sie Cecil weichgekocht haben.« Plötzlich senkte sich die ganze Last der Verantwortung wie ein Bleigewicht auf seine Schultern. »Ich fürchte, es ist alles meine Schuld. Würdet Ihr mir diese Dokumente ein paar Tage überlassen?«, fragte er die Königin. »Ich glaube, ich kenne jemanden, der etwas darüber herausfinden kann.«
    Philippa machte eine einladende Geste. »Aber bringt sie mir unbeschadet zurück, sonst kommen wir alle in Teufels Küche.«
     
    Harry fand seinen Vater spätabends in dessen geräumigem Privatgemach in der Diebesschule in Billingsgate, wo er dabei war, den Inhalt einer Schatulle voll unlauter erworbener Goldmünzen zu zählen.
    Als der Fuchs seinen abtrünnigen Sprössling entdeckte,

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