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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ließ sie sich die Erfüllung dieser absonderlichen Wünsche teuer bezahlen. Mit Geld, von dem Lady Prescote niemals einen Penny zu sehen bekam. Darum war Verschwiegenheit in diesen Angelegenheiten für sie ebenso wichtig wie für den Sekretarius.
    Jonah war nicht sonderlich schockiert, dass auch Geistliche zu Annots Freiern zählten – er hatte schließlich sein ganzes Leben in London verbracht, und kein anderer Ort in England war wohl so dazu geeignet, jegliche Illusionen über diesen Stand zu zerstören. »Illustre Kundschaft«, bemerkte er lediglich.
    Sie winkte ab. »Es kommen noch ganz andere her. Du würdest staunen.«
    »Was hat er sonst noch gesagt? Über Schottland und Frankreich?«
    »Weißt du, wer Edward Balliol ist?«, fragte sie leise.
    Jonah erinnerte sich vage. »Es gab einmal einen Balliol auf dem schottischen Thron.«
    Sie nickte. »Dieser ist sein Erbe. Er ist aus französischer Gefangenschaft geflohen, mit englischer Hilfe. Darum ist er unserem König verpflichtet, und er hat sich mit dem schottischen Adel überworfen. Es wäre demnach äußerst vorteilhaft für England,wenn Balliol König von Schottland würde. Aber er ist dumm, schwach und unfähig. Es wird also nie geschehen, solange König Edward ihn nicht auf den Thron hievt. Das würde er gern, aber der König von Frankreich darf es nicht merken, denn Frankreich und Schottland sind seit jeher verbündet. Und der Papst darf es auch nicht merken, denn im Zweifel würde er sich gegen England auf Frankreichs Seite stellen und auf der Stelle die zwanzigtausend Pfund einfordern, die König Edward ihm schuldet. Deswegen muss dieser Krieg auf eine Art und Weise beginnen, die den Anschein erweckt, als hätten die Schotten ihn angefangen. Und darum müssen die Vorbereitungen so heimlich getroffen werden, dass niemand es merkt.«
    Jonah lachte vor sich hin.
    »Was ist so komisch?«, fragte sie lächelnd.
    Er schüttelte den Kopf. Komisch fand er, so brisante Staatsgeheimnisse von einer kleinen Londoner Hure zu erfahren, aber er gedachte nicht, das zu sagen. Stattdessen schob er das Laken zurück, legte leicht die Hand auf ihr Bein, strich über den weichen Flaum auf der Außenseite ihres Oberschenkels und murmelte: »Mir scheint, es gibt mehr als einen Grund, warum ein Besuch bei dir sich lohnt.«
    Sie nickte. »Es gibt hier Frauen, die mit dem Verkauf von Informationen mehr Geld verdienen als mit … du weißt schon.«
    »Ein gefährliches Geschäft, könnte ich mir vorstellen.«
    »O ja. Erst letzte Woche ist eins der Mädchen auf dem Heimweg von der Kirche überfallen und übel zusammengeschlagen worden. Natürlich kann man nichts beweisen, aber es ist wohl kein Zufall, dass sie zwei Tage vorher William de la Poles Geschäftsgeheimnisse an dessen Bruder Richard verkauft hatte, mit dem er sich zerstritten hat.«
    Jonah hob den Kopf von ihrem Bein. »William de la Pole? Er kommt hierher?«
    »Allerdings. Heute Abend war er auch hier, hast du ihn in der Halle nicht gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kenne ihn nicht.«
    »Dann lass es dabei«, riet sie impulsiv.
    Er ging nicht darauf ein, sondern fragte nach einem nachdenklichen Schweigen: »Was würde es kosten, wenn ich dich bäte, mir alles zu sagen, was du über ihn erfährst?«
    Sie sah missfällig auf ihn hinab. »Wozu willst du das wissen? Halte dich fern von dem Mann, Jonah, er ist Gift.«
    Er schnalzte ungeduldig. »Er ist der reichste Kaufmann in England, und wer ihn zum Geschäftspartner hat, ist ein gemachter Mann.«
    »Oder ruiniert.«
    »Nicht, wenn er auch all das weiß, was de la Pole ihm verheimlicht«, entgegnete er grinsend. »Also? Mach mir ein Angebot.«
    Annot überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. »Ich mache keine Geschäfte mit dir. Nicht, wenn ich nicht muss. Aber ich sag es dir aus Freundschaft.«
    Er lachte. »Gott, Annot, so wird nie eine Geschäftsfrau aus dir …«
    »Eines Tages werde ich reicher sein als du, ich wette mit dir«, erwiderte sie hitzig.
    »Um was?«, fragte er neugierig.
    »Ein Pfund«, sagte sie tollkühn.
    Er pfiff leise durch die Zähne und streckte die Rechte aus. »Abgemacht. Schlag ein.«
    Sie legte ihre zierliche Hand in seine, und er hielt sie fest, zog Annot mit einem Ruck zu sich herunter und wollte sich auf sie legen, aber sie stemmte die Hände gegen seine Schultern und schüttelte den Kopf. »Sachte. Du hast es viel zu eilig. Die Nacht ist noch jung.«
    »Aber worauf soll ich warten?«, fragte er verständnislos.
    Sie

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