Der Koenig der Schmuggler
bitterböse über die Weigerung seiner Tante, zu erkennen, was für eine einmalige Gelegenheit Bria Tharen ihnen eröffnet hatte. Wenn ich der Führer der Desilijic wäre, dachte er, müßte ich nicht länger auf Jiliacs paranoide Rückständigkeit hören. Manchmal muß man eine Gelegenheit ergreifen, um weitgesteckte Ziele zu erreichen. Die Mutterschaft hat sie dumm und weich werden lassen…
Jabba kam in diesem Augenblick erstmals zu Bewußtsein, daß er, Jabba Desilijic Tiure, der nächste Führer der Desilijic sein würde, wenn Jiliac aus dem Rennen wäre. Er wäre dann niemandem mehr Rechenschaft schuldig.
Jabba lag da, ließ gedankenverloren den Schwanz zucken und warf seiner Tante einen verstohlenen Seitenblick zu. Da legte sich plötzlich ihr Bauch in Falten, und ihr Baby glitt heraus. »Mamas Liebling!« rief Jiliac aus. »Jabba, sieh nur! Er wird jeden Tag größer!«
Sie liebkoste ihr Kleines. Jabba verzog das Gesicht, rülpste und schlängelte sich, unfähig den Anblick der beiden noch einen Augenblick länger zu ertragen, schnell aus dem Raum.
Bria Tharen hob ihr Weinglas, nahm einen bedächtigen Schluck, nickte anerkennend und lächelte ihrem Begleiter zu. »Wunderbar! Ich bin Ihnen so dankbar, Lando, Sie haben ja keine Ahnung, wie lange es her ist, daß ich einen Abend einfach nur genießen konnte.«
Lando Calrissian nickte. Bria war heute, nach dem, was sie eine ›enttäuschende Unterredung‹ mit der Führerin der Desilijic nannte, an Bord der Fähre von Nal Hutta nach Nar Shaddaa zurückgekehrt. Um sie aufzuheitern, hatte der Spieler ihr versprochen, sie zu einem Nerf-Lenden-Dinner in einem der edelsten Hotel-Casinos des Schmugglermondes, dem ›Chance Castle‹, auszuführen. Bria trug ein weich fließendes türkisfarbenes Kleid, das gut zu ihren Augen paßte, und Lando hatte seine schwarz-purpurne Kombination angezogen – ›um der alten Zeiten willen‹.
»Wie lange?« fragte er und drehte sein Glas langsam zwischen den Fingern. »Tja, ich nehme an, eine Rebellen-Führerin zu sein, nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch. Fast so viel Zeit, wie die Geliebte eines Sektor-Muftis zu sein.«
Ihre Augen wurden zuerst groß und verengten sich dann. »Wie haben Sie das herausgefunden? Ich habe Ihnen nichts darüber erzählt…«
»Nar Shaddaa ist der kriminelle Verkehrsknotenpunkt der Galaxis«, erwiderte Lando. »Ein Informationsmakler schuldete mir einen Gefallen, und ich habe die Begleichung seiner Schuld eingefordert. Commander Bria Tharen, richtig?«
Sie preßte die Lippen zusammen und nickt dann knapp.
»He«, sagte Lando und berührte sanft ihren Handrücken, »hab’ ich Ihnen nicht versichert, daß Sie mir trauen können? Das können Sie wirklich. Ich bin kein Freund des Imperiums. Wenn ich nicht so ein Erzfeigling wäre, würde ich mich selbst den Rebellen anschließen. Ich kenne viele Geheimnisse, und ich kann Geheimnisse gut für mich behalten.«
Sie lächelte vage. »Was immer Sie auch sein mögen, Sie sind bestimmt kein Feigling, Lando. Niemand, der sich wie Sie mit Boba Fett anlegt, verdient es, feige genannt zu werden. Sie sollten wirklich daran denken, sich dem Widerstand anzuschließen. Sie sind ein guter Pilot, Sie behalten immer einen klaren Kopf, und Sie sind schlau. Sie wären in kürzester Zeit Offizier.« Sie zögerte, dann fügte sie ernster hinzu: »Und was Mufti Sarn Shild angeht… ich kann nur sagen, daß der erste Eindruck täuschen kann. Ich habe im Auftrag des Widerstands gehandelt, aber ich war nichts weiter als eine Gesellschaftsdame und seine Assistentin, obwohl er wollte, daß alle Welt etwas anderes glaubte.«
»Und Sie haben ihn ausspioniert?«
»›Informationen gesammelt‹ klingt irgendwie netter.«
Lando lachte in sich hinein. »Und wo wollen Sie morgen hin, wenn Sie Nar Shaddaa verlassen?«
»Ich kehre zu meinem Geschwader zurück. Mein nächster Auftrag… was auch immer das sein mag. Mir fehlen von nun an zwei meiner Führungsoffiziere… und außerdem ein exzellenter Soldat.« Ihre Miene verfinsterte sich. »Fett hat sie genauso gedankenlos getötet, wie Sie oder ich ein Insekt zertreten würden.«
»Aus diesem Grund ist er der gefürchtetste Kopfgeldjäger der Galaxis«, stellte Lando lapidar fest.
»Ja…« Sie nahm noch einen Schluck Wein. »Er gleicht einer Ein-Mann-Armee. Nur schade, daß er loyal zum Imperium steht. Ich könnte ihn im Kampf bestimmt gut gebrauchen!«
Lando blickte sie an. »Das bedeutet Ihnen alles, nicht wahr? Das
Weitere Kostenlose Bücher