Der Koenig der Schmuggler
ausdruckslosen silberblauen Augen. »Sehr aufmerksam, Bria Tharen. Ich bin erfreut über Ihre Reaktion. Hysterie ist so ermüdend und sinnlos. Was meine Identität angeht… Sie kennen mich vielleicht unter meinem angenommenen Namen Boba Fett.«
Boba Fett? Bria sank gegen den Sessel, riß die Augen auf und kämpfte gegen die Furcht an, die schon die beiläufige Erwähnung dieses Namens brachte. Sie ertappte sich dabei, daß sie zum ersten Mal seit Jahren zu den Göttern ihrer Kindheit betete. Im nächsten Moment fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. »Boba Fett…«, brachte sie heraus. »Ich kenne diesen Namen. Ich hätte nicht gedacht, daß Sie sich mit den winzigen imperialen Kopfgeldern abgeben. Die Belohnung, die die Imperialen auf mich ausgesetzt haben, ist Ihre Zeit nicht wert.«
Der Kopfgeldjäger nickte. »Richtig. Das Kopfgeld des Besadii-Clans ist hundertmal so hoch.«
»Teroenza«, flüsterte Bria. »Das muß es sein. Das letzte Mal, als ich davon hörte, waren es fünfzigtausend Credits, nicht hunderttausend.«
»Die Besadii haben es verdoppelt, nachdem Sie die ›Joch des Heloten‹ gekapert hatten.«
Bria versuchte zu lächeln. »Es ist doch schön, so berühmt zu sein«, sagte sie. »Die ›Joch‹ war ein Sklavenschiff. Ich mußte sie aufhalten, und es hat mir nicht leid darum.«
»Gut«, erwiderte er. »Daher sollten wir unsere kurze Beziehung so angenehm wie möglich gestalten. Möchten Sie noch etwas Wasser?«
Bria nickte, und Fett holte ihr noch ein Glas. Dieses Mal nahm sie das Wasser, ohne sich lange bitten zu lassen. Bria versuchte sich daran zu erinnern, was sie in ihrer Ausbildung über Gefangenschaft gelernt hatte. Sie trug keine Uniform, und sie besaß keine ›Einschlafhilfe‹, die ihren Leiden ein Ende hätte setzen können. Sie war weit weg von Nal Hutta oder Ylesia… zwischen hier und dort konnte viel geschehen. Sie beschloß, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten und Fett erst mal reden zu lassen, sofern ihr dies möglich war. Ihre Instruktionen besagten, daß die Befreiung um so leichter fiel und die Chancen wuchsen, daß die Bewacher unachtsam wurden, je mehr diese ihr Opfer als eine wirkliche Person betrachteten.
Bria war sich darüber hinaus der Tatsache bewußt, daß die Chancen, Boba Fett könnte ein Schnitzer unterlaufen, verschwindend gering waren. Außerdem konnte sie im Augenblick ohnehin nichts anderes unternehmen, oder? Sie gab sich Mühe, nicht nach den von Laken verdeckten Leichen in der Ecke zu schauen.
»Wissen Sie«, sagte sie, »ich habe viel von Ihnen gehört. Ich frage mich bloß, ob alles, was man so über Sie erzählt, der Wahrheit entspricht.«
»Zum Beispiel?«
»Daß Sie ihren eigenen Ehrenkodex haben. Daß Sie der vollendete Jäger sind, aber kein Tyrann, und daß es Ihnen kein Vergnügen bereitet, Schmerz zuzufügen.«
»Richtig«, nickte er. »Ich bin Moralist.«
»Wie denken Sie über das Imperium?« wollte Bria wissen, als er sich an dem schweren Koffer zu schaffen machte, den er in den Raum geschleppt hatte. Sie erhaschte einen Blick auf seinen berühmten Helm.
»Ich denke, das Imperium ist die gesetzmäßige Regierung, auch wenn es in mancher Hinsicht moralisch korrumpiert sein mag. Ich befolge seine Gesetze.«
»Moralisch korrumpiert?« rief Bria und reckte den Hals. »Wie das?«
»In vielerlei Hinsicht.«
»Nennen Sie mir eine.«
Er warf ihr einen Blick zu, und sie fragte sich, ob er sie jetzt auffordern würde, den Mund zu halten, doch einen Moment später antwortete er: »Die Sklaverei. Sie ist eine unmoralische und für alle Beteiligten unwürdige Einrichtung.«
»So ist es!« rief Bria aus. »Dann haben wir etwas gemeinsam. Ich mag die Sklaverei auch nicht besonders.«
»Ich weiß.«
»Ich war Sklavin«, fuhr sie fort. »Es war schrecklich.«
»Ich weiß.«
»Sie wissen sehr viel über mich, scheint mir.«
»Ja.«
Bria befeuchtete sich die Lippen. »Dann wissen Sie auch, daß Teroenza, oder wer auch immer zur Zeit die Besadii führt, vorhat, mich auf irgendeine langsame und scheußliche Weise zu töten, stimmt’s?«
»Ja. Verhängnisvoll für Sie, profitabel für mich.«
Bria nickte und faßte ihn mit einem berückenden Blick ins Auge. »Da Sie so viel über mich wissen, ist Ihnen wohl auch bekannt, daß ich einen Vater habe, stimmt’s?«
»Ja.«
»Dann… ich weiß, es klingt ungewöhnlich, aber unter diesen Umständen… vielleicht hätten Sie ja nichts dagegen…« Bria verlor den Faden und rang um
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