Der Koenig geht tot
kaltblütiger Mörder herum. Oder können Sie sich vorstellen, daß jemand aus Stichlingsen mit dieser Sache etwas zu tun hat?«
Alexa versuchte auszuweichen. »Nun, eigentlich kenne ich in Stichlingsen die Leute nicht so gut wie die Tierwelt. Keine Ahnung, ob hier auch Mörder herumlaufen.«
»Auf jeden Fall könnten sie endlich mal die Moni in Ruhe lassen. Die ist ja schon völlig fertig. Und sie hat nun wirklich nichts damit zu tun.«
»Die Moni ist die Frau von Wilfried König, nicht wahr?«
»Genau. Außerdem ist sie meine Freundin. Wir kennen uns schon seit Ewigkeiten und sind zusammen im Kegelverein. Ich kenne die Moni. Die könnte im Traum keinen Mord begehen, da bin ich ganz sicher. Natürlich hatte sie Streß mit dem Wilfried. Das weiß das ganze Dorf. Aber das war ja schließlich nicht ihre Schuld. Das war vielmehr dem Wilfried seine Schuld. Wenn der meint, er müßte sich da eine Tussi anlachen, dann ist es doch klar, daß die Moni nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Aber deshalb bringt man doch keinen um, oder?«
»Ich war noch nie in einer solchen Situation!« Alexa stellte sich einen Augenblick lang ernsthaft vor, wie es wäre, wenn sie Vincent plötzlich mit einer anderen erwischen würde. Wenn sie ehrlich war, fielen ihr gleich mehrere originelle Tötungsarten ein, um ihrer Eifersucht Befriedigung zu verschaffen.
»Natürlich bringt man deshalb niemanden um!« beeilte sich Alexa zu sagen. »Da gibt es ja schließlich andere Möglichkeiten, um sich frei zu machen.«
»Genau! Und das hat die Moni auch getan. Sie hat jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen, obwohl das gar nicht so einfach war, denn der Wilfried wohnte ja noch im Haus. Er hatte sein Bett im Gästezimmer stehen, und die Moni tat alles, um ihm aus dem Weg zu gehen. Das war bestimmt nicht immer einfach, denn der Wilfried war ja längst kuriert. Der wollte die Moni zurückerobern und laberte ständig auf sie ein. Können Sie sich vorstellen, daß er sogar Schützenkönig werden wollte? Er glaubte allen Ernstes, daß die Moni dann vor lauter Glück an seine kantige Männerbrust zurückkehren würde.«
»Aber das hatte sie doch nicht wirklich vor?« fragte Alexa unschuldig.
»Wo denken Sie hin? Die Moni war außer sich, als sie von diesem Bockmist hörte. Sie hat ihn angebrüllt. Wenn er den Vogel runterholen würde, dann müßte er sich schon eine andere Königin suchen. Sie jedenfalls würde da nicht mitmachen. »Frag doch deine Kuhschiß-Hagener Kegeltante!« hat sie den Wilfried angebrüllt. »Die ist bestimmt auch als Schützenkönigin ganz brauchbar.«
Alexa seufzte und mimte die erfahrene Beziehungspsychologin. »Jaja, manche Männer wollen der Wahrheit einfach nicht ins Auge blicken!« Ihr war klar, daß ihre Sätze soviel Inhalt hatten wie eine Buchstabensuppe. Aber immerhin hielten sie Beate Kleinert bei Laune.
»Da sagen Sie was! Dabei hat die Moni dem Wilfried sogar zu verstehen gegeben, daß sie sich auch wieder für andere Männer interessieren könnte.«
»Tatsächlich?« Alexas Ohren wurden zu Schiffssegeln.
»Das muß aber unter uns bleiben!« Beate sprach jetzt mit gedämpfter Stimme. »Das hat die Moni nämlich nicht mal der Polizei gesagt, weil das sonst vielleicht zu Mißverständnissen führen könnte.«
»Auf mich können Sie sich doch verlassen!« Alexa setzte ihre Kumpelmiene auf. »Wir Frauen müssen doch zusammenhalten!«
»Da sagen Sie was!« Diese Wendung gehörte eindeutig zu Beates Lieblingsformulierungen. Jetzt beugte sie sich zu Alexa hinunter. »Um genau zu sein, hatte nämlich der Bernhard Schnell längst ein Auge auf die Moni geworfen. Und die Moni, die war gar nicht so abgeneigt. Die mag den Bernhard ganz gut leiden. Wenn Sie mich fragen, ist der Bernhard auch um Längen ein besserer Kerl als der Wilfried ist. Oder gewesen ist«, verbesserte Beate sich schnell. »Nur hatte der Wilfried natürlich was dagegen, daß die Moni sich mit dem Bernhard zusammentut.«
»Kein Wunder!« sagte Alexa mit gewohnter Beziehungskenne.
»Und deshalb ist es zwischen den beiden auf dem Schützenfest auch zum Streit gekommen.«
»Zwischen Wilfried und der Moni?« fragte Alexa unschuldig.
»Nicht doch! Die Moni hat doch mit dem Wilfried praktisch gar nicht mehr gesprochen. Nein, zwischen dem Wilfried und dem Bernhard, da hat es gekracht. Ich war selber dabei. Die beiden sind sich im Eßraum begegnet, und da hat der Wilfried den Bernhard direkt ganz blöde angepöbelt.«
»Ist das zu fassen?« Alexa
Weitere Kostenlose Bücher