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Der Koenig geht tot

Der Koenig geht tot

Titel: Der Koenig geht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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reine Luft.
    Klasse war auch noch die vierte Strophe:

    So lieblich, wie die Städte hier, die Dörfer und die Au ’n
    Sind meiner schönen Heimat Zier, die Mädchen und die Frau ’n.

    An dieser Stelle schmunzelte man allgemein in Richtung Sekretärin und Sängerin. Friederike näherte sich inzwischen dem Ende des Liedes.

    Du Sauerland, mein Heimatland, dir bleib ich allzeit gut.
    In dir lebt noch ein treu’ Geschlecht, ein echt’ Westfalenblut.

    Man war gerührt. Es dauerte bestimmt fünfzehn lange Sekunden, bis der Applaus einsetzte, so sehr lag eine überwältigende Atmosphäre in der Luft.
    Dann strömte man auf die Künstlerin zu, beglückwünschte sie, feierte sie. Ich ließ mir Zeit und drückte mich in der äußersten Ecke herum. Die Leute tranken, lachten und redeten, bis sich schließlich Aufbruchstimmung breitmachte. Als sich der Raum deutlich geleert hatte, ging ich auf meine Bekannte zu. »Friederike, wenn das keine Überraschung ist!«
    »Das kann man wohl sagen! Ich denke, das ist eine Mittelstandsveranstaltung! Was machst du denn dann hier?«
    »Ich bilde mich fort!« fiel es mir blitzschnell ein. Johannes Osterfeld an Friederikes Seite blinzelte gnädig.
    »Ich war gerade zu einer Besprechung anläßlich Johannes’ Bundesverdienstkreuz hier, da bin ich gleich zum Vorsingen verdonnert worden. Du hast ja sicher davon gehört, daß mein lieber Freund und Gönner in der nächsten Woche das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht bekommen soll.«
    »Ach nicht doch!« Osterfeld wehrte bescheiden ab. »Das wollen wir doch nicht an die große Glocke hängen, nicht wahr?«
    »Na, immerhin soll ich anläßlich der Überreichung meine Sangeskunst zum besten geben«, protestierte Friederike charmant. »Ach übrigens, Johannes, bevor ich gehe: Dies ist der junge Mann, der so sehr an Informationen über den Tod deiner Angestellten interessiert ist. Du wolltest doch unbedingt wissen, wer genau das ist. So spielt das Leben. Jetzt kann ich euch sogar persönlich miteinander bekannt machen.« Friederike nahm noch einen Schluck Sekt, stellte das Glas weg und schickte sich an zu gehen.
    »Ich hätte dich sonst heute abend angerufen, Vincent. Du weißt ja: die Spargelsuppe!« Friederike kniepte mir neckisch ein Auge und schaute dann theatralisch auf die Uhr.
    »Ich habe noch einen Termin«, trällerte sie. »Ich muß jetzt unbedingt gehen.« Sie winkte uns charmant zu. »Man sieht sich!«
    Das Lächeln um Johannes Osterfelds Mund war inzwischen zu einem eisernen Ring geworden. Ich stellte überrascht fest, daß wir mittlerweile ganz allein im Raum zurückgeblieben waren. Fräulein Sekretärin brachte wahrscheinlich die Gäste zum Bus.
    »Sehr erfreut«, wisperte der Firmenchef. »Erstaunlich, wofür Sie sich alles interessieren. Ich würde vorschlagen, wir unterhalten uns ein wenig in meinem Büro.«
    »Ich will Ihnen heute abend keine weitere Mühe mehr machen«, wiegelte ich ab. »Sie freuen sich bestimmt schon auf Ihren Feierabend.«
    Dann besann ich mich. Wenn ich wirklich Informationen wollte, mußte ich diese Gelegenheit wahrnehmen – auch wenn Osterfelds Gesichtsausdruck ein mulmiges Gefühl bei mir auslöste.
    »Wenn Sie allerdings wirklich noch ein wenig Zeit haben, dann nehme ich Ihr Angebot gerne an. Vorausgesetzt: Ich darf mir nachher von hier aus ein Taxi rufen. Ich bin nämlich einer von den dünn gesäten Menschen ohne Handy.«
    »Sie werden kein Taxi benötigen«, antwortete Johannes Osterfeld, während er mich über den Flur führte. »Die Fahrt übernehme ich gerne selbst.«

35
    Als Max sein Taxi verlassen hatte und zum Haus ging, fluchte er innerlich. Es war ihm gar nicht recht, daß er jetzt alleine hier war. Er hatte nichts in der Hand als einen flüchtigen, durch nichts zu beweisenden Verdacht. Es wäre ihm leichter gefallen, dem nachzugehen, wenn er Vincent dabei gehabt hätte. Max drückte auf den Klingelknopf und wartete darauf, daß sich im Haus etwas rührte. Er überlegte, wie gut er Gerhard Streiter eigentlich kannte. Er war eben jemand aus dem Dorf. Jemand, den er schon immer kannte und den er duzte, obwohl ihm nicht ganz klar war, wie sich das ergeben hatte. Doch, jetzt erinnerte sich Max. Gerhard Streiter war ihm mal von Jupp auf einer Schützenfestabrechnung vorgestellt worden. So war das wohl gekommen. Max drückte noch einmal auf die Schelle, keine Reaktion. Dennoch war er sicher, daß jemand zu Hause war. Die Fenster nach vorne standen sperrangelweit auf, zu weit, um beruhigt

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