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Der Koenig geht tot

Der Koenig geht tot

Titel: Der Koenig geht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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einkaufen zu fahren. Max schlenderte langsam um das Haus herum. Tatsächlich. Da stand Gerhard Streiters grüner Wagen, und davor hockte der Eigentümer höchstselbst und wechselte die Reifen. Drei Winterreifen lagen schon abmontiert an der Seite. Jetzt hantierte Streiter mit dem letzten herum. Dabei hing ihm eine Strähne seines weißen Haares im Gesicht. Streiter bemerkte Max zunächst gar nicht, und der ließ sich Zeit, bevor er ihn ansprach.
    »Ziemlich spät dran mit den Winterreifen, was?«
    Der Schützenoberst fuhr erschrocken hoch. »Max, hast du mich erschreckt!« entfuhr es ihm dann. »Bist du auf Zehenspitzen geschlichen?«
    »Das war gar nicht nötig. Du warst vertieft genug. Mal im Ernst: Jetzt kannst du die Dinger doch drauflassen. Es sind nur noch schlappe fünf Monate bis zum Wintereinbruch.«
    Streiter lächelte verlegen. »Du weißt doch, wie das ist, Max. Immer nimmt man sich das vor, aber dann kommt doch wieder was dazwischen.«
    »Ehrlich gesagt würde ich mich dann aber trotzdem nicht an einem schwülen Sommertag hinreißen lassen, wo einem der Schweiß vom bloßen Rumstehen bereits von der Stirn perlt.«
    Gerhard Streiter machte sich jetzt wieder mit seinem Schraubenschlüssel zu schaffen. »Ach, weißt du, ich möchte mich in Wahrheit auf andere Gedanken bringen. Inzwischen ist Wilfrieds Leichnam freigegeben worden. Morgen ist die Beerdigung, und du kannst dir sicher vorstellen, wie mir heute zumute ist.« Gerd Streiter schwieg andächtig, doch Max wollte sich diesmal nicht durch Mitleid anrühren lassen.
    »Eigentlich bin ich genau wegen Wilfried hier. Und auch wegen Jürgen Hebel.«
    Streiter drehte schweigend weiter.
    »Die Polizei geht davon aus, daß Hebel den Wilfried umgebracht und sich später dann selbst das Leben genommen hat.«
    »Ich weiß!« antwortete Streiter mit einem dicken Kloß im Hals. »Man hat mich als Angehörigen bereits informiert.«
    Max wunderte sich einen Moment lang, wie schnell die Polizeinachricht verbreitet wurde.
    »Meine Frage ist: Glaubst du daran? Hältst du auch Jürgen Hebel für den Täter?«
    Streiter blickte hoch. Er sah jetzt ehrlich überrascht aus.
    »Ja, warum denn nicht? Wenn die Polizei es doch sagt!«
    »Sowohl Jupp als auch ich haben daran ganz ernsthafte Zweifel«, führte Max aus. »Wir können uns einfach nicht vorstellen, daß die Sache so einfach ist. Das Ganze erscheint uns schlichtweg sehr konstruiert.«
    Streiter schraubte wieder.
    »Überleg doch mal! Du kennst den Hebel doch auch–«
    Das Handy piepste. Max griff in seine hintere Tasche, drehte sich mit einer entschuldigenden Handbewegung weg und nahm das Gespräch an.
    »Christoph! Seid ihr schon weitergekommen? – Warum? – Die Autoreifen passen nicht zu dem Abdruck? Das ist interessant. – Das kann ich mir vorstellen. Dein Chef wird sich sicher noch die passende Lösung basteln – Vielleicht ein geliehenes Auto? Könnte sein, ja. – Nein, nein. Ich bin nicht zu Hause. Übrigens: ich bin ja ganz perplex, daß ihr auch mal richtig schnell arbeiten könnt. Warum? Nun, ich hab mich schon gewundert, daß Gerd Streiter als Angehöriger von euch so früh Bescheid gekriegt hat. Wieso? Das kann nicht–? Aber-Ja, ich verstehe. Ja dann – Christoph, ich weiß nicht – Christoph, wart’ mal – Christoph?«
    Max drehte sich entsetzt um. Vor ihm stand Gerd Streiter mit dem Schraubenschlüssel in der Hand. Sein Blick war so starr, daß Max plötzlich wußte, was es heißt, wenn einem das Blut in den Adern gefriert.

36
    Robert fand seine Herangehensweise denkbar geschickt. Es wäre ein Fehler gewesen, zu schellen und mit der Tür ins Haus zu fallen. Die Situation war schließlich mehr als unklar. Daß Alexas Wagen auf dem Feldweg in der Nähe stand, war kein gutes Zeichen. Es war Zufall gewesen, daß Robert es entdeckt hatte. Genaugenommen hatte er selbst ein Plätzchen für sein Auto gesucht, zwar in der Nähe von Moni Königs Haus, aber doch so weit entfernt, daß es nicht sofort bemerkt wurde. Dann hatte er sich an das Haus herangepirscht. Die Buchenhecke, die das König’sche Grundstück von den landwirtschaftlich genutzten Flächen am Dorfrand abtrennte, war dazu quasi prädestiniert. Robert hatte genau darauf geachtet, daß er zu keiner Zeit von einem Fenster des Hauses aus zu sehen war. An einer Stelle hatte er sich deshalb auf allen Vieren über den Lehmboden bewegen müssen, genau dort, wo ein Durchgang in die Buchenhecke geschnitten worden war, so daß man vom Grundstück aus direkt in

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