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Der Koenig geht tot

Der Koenig geht tot

Titel: Der Koenig geht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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schmerzende Stelle zu pressen. In diesem Augenblick stellte er fest, daß seine Hände gefesselt waren. Auch seine Füße waren mit einem dünnen Band zusammengebunden, wie man es in der Landwirtschaft benutzt. Die Schnur schnitt sich schmerzend in seine nackte Haut. Erst jetzt merkte er auch, daß etwas um seinen Mund gebunden war. Etwas, von dem ein fürchterlicher Gestank ausging, der ihm direkt in die Nase zog. Ein Öllappen!
    Max sah sich um. Er lag in einer Garage, in die nur unter dem Tor hindurch ein Lichtstrahl fiel. Neben sich konnte er die Umrisse einiger Autoreifen erkennen. An der Wand stand ein Regal mit Werkzeug. Max legte seinen Kopf wieder auf den kalten Betonfußboden. Gerd Streiter – wer hätte das gedacht? Was führte er eigentlich für ein Leben, seitdem seine Frau vor einigen Jahren gestorben war? Soviel Max wußte, stand der Schützenoberst noch im Berufsleben. Und daneben gab es natürlich die Bruderschaft. Max erinnerte sich, daß seit seiner Kindheit einige Gesichter unter den Schützen gewechselt hatten. Doch bei einem war er ganz sicher. Gerhard Streiter war schon mit einem Büschel auf dem Hut und Säbel in der Hand mitmarschiert, als Max noch ein kleiner Junge war. Und in derselben Funktion marschierte er noch heute mit.
    Max begann, sein Gesicht über den Fußboden zu reiben. Er mußte diesen Knebel loswerden, sonst würde er gleich daran ersticken, nicht weil er keine Luft mehr kriegte, sondern weil er es einfach nicht mehr aushielt. Nach einiger Zeit, Max hatte keine Ahnung, um wie viele Minuten es sich handeln könnte, lockerte sich der Lappen an seinem Mund. Max versuchte nun, seine Hände hinzuzunehmen. Unsinn, natürlich war er hinten gefesselt. Aber immerhin schaffte er es, mit seiner Schulter die Binde auf und ab zu bewegen. Sie wurde immer lockerer. Endlich mischte sie nach unten und hing dort wie ein schlabberiges Halstuch um seinen Hals. Max öffnete den Mund und sog Luft durch den Mund ein. Heiße, feuchte Luft, die sich in den letzten Stunden in dieser Garage gestaut hatte. Max versuchte sich die Lippen zu lecken. Es war fast unmöglich. Sein Mund war einfach staubtrocken. Wenn er nicht bald etwas zu trinken bekäme, würde er ausrasten. Max begann, seine Hände zu bewegen. Die Schnur war dort nicht ganz so eng gebunden wie an den Füßen. Vielleicht war Gerhard Streiter in seiner Eile etwas nachlässig gewesen. Max rieb weiter die Hände aneinander. Seine Haut war bereits heiß an den verbundenen Stellen. Sie brannte ganz fürchterlich, so daß er eine kleine Pause einlegte. Warum hatte Gerhard Streiter ihn eigentlich nicht umgebracht, fuhr es ihm plötzlich in den Kopf. So schien er es doch üblicherweise mit unerwünschten Mitwissern zu handhaben. Wäre es ihm nicht ein leichtes gewesen, gleich ein zweites Mal auf seinen Schädel einzuschlagen? Das hätte ihm das Fesseln erspart und das Problem ein für allemal aus der Welt geschafft. Oder hatte Streiter wieder einmal die Vortäuschung eines Selbstmordes vor Augen? Dieser Fall wollte natürlich sorgfältiger vorbereitet sein. Wahrscheinlich war Streiter in diesen Minuten genau damit beschäftigt. Max überkam eine Welle der Panik. Doch gleichzeitig spürte er in seinem Inneren noch ein anderes Gefühl. Eine Art Erleichterung, daß er noch lebte. Man konnte es vielleicht Freude nennen. Max überlegte, wie oft er schon in stundenlangen Grübeleien zu dem Fazit gekommen war, daß sein Leben wertlos war, daß es jeden Sinn und jede Begeisterung verloren hatte. In diesem Augenblick, auf dem Betonfußboden einer penibel aufgeräumten, völlig überhitzten Garage, an Händen und Füßen gefesselt und gequält von Schmerzen an verschiedenen Stellen des Körpers, entdeckte er etwas in sich, das er auf ewig verloren geglaubt hatte. Max spürte, daß er hier nicht verrecken wollte. Er wollte weiterleben. Er wollte noch etwas machen aus seinem Leben. Sicher, er würde immer mit seiner Geschichte herumlaufen müssen, doch sein Leben wegzuwerfen war nicht die richtige Alternative. Es war nicht das, was er wollte. Max fühlte einen unbändigen Lebenswillen in sich, der ihn in hektische Aufregung versetzte. Er wollte hier raus. Und zwar lebend. Er begann wieder, an seinen Händen zu zerren, obwohl seine Gelenke brannten, als wären sie in kochendes Wasser getaucht worden. Er wollte hier raus, er wollte hier raus, er wollte hier raus.

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    »Ein Glas Sekt wirkt Wunder!« verkündete Moni König in Hochstimmung.
    »Wenngleich auch Milch

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