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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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verloren.
***
     
    »Monsieur, auf ein Wort, bitte.«
    »Schöne Leserin, falls Sie mir Fragen über die Prinzessin von Guéméné stellen wollen, warne ich Sie: Beim ersten Anlauf verschließe ich mich wie eine Auster.«
    »Ich sage ja gar nichts, Monsieur. Ich erlaube mir nur, Sie wegen des schlechten Gewissens zu bedauern, das Sie plagen wird, weil Sie Ihre reizende Gemahlin betrogen haben.«
    »Das, meine Freundin, ist nun wahrhaft perfide. Daß ihr Frauen doch immer den empfindlichsten Punkt zu finden wißt, an dem ein Treffer am meisten schmerzt. Bitte, Madame, lassen Sie meine Reue und meine Liebe ganz meine Sorge sein. Verflixt! Sind Sie nicht mehr interessiert an der Geschichte Ihres Landes?«
    »Doch. Ich komme ja gerade, damit Sie mir im einzelnen von der Verschwörung des Cinq-Mars erzählen. Vor allem, wie kam es dazu?«
    »Dazu kam es, weil des Königs Liebe zu Cinq-Mars abnahm, der sich in seiner kindischen Prahlsucht über alles und alle erhob, dergestalt, daß er, wie schon gesagt, ohne Studien, ohne Talente, ohne Geist Anspruch auf die höchsten Staatsämter erhob. Sie wurden ihm, wie Sie wissen, immer barscher verwehrt, worauf Cinq-Mars gegen Ludwig immer unverschämter wurde, und Ludwig nahm es so übel auf, daß er eines Tages über seinen Favoriten sagte: ›Ich speie auf ihn.‹
    Nun lebte damals am Hof ein gewisser Monsieur de Fontrailles, der bucklig war und der Richelieu den Tod wünschte, weil dieser ihn einmal ein ›Monster‹ geschimpft hatte, eineBosheit, die bei dem Kardinal nicht selten vorkam, wenn er unter seiner herkulischen Arbeitslast ächzte.
    Ich weiß nicht, ob alle Buckligen boshaft sind, wie behauptet wird, aber dieser war es jedenfalls. Er setzte sich mit Cinq-Mars in Verbindung und versicherte ihm, aus guter Quelle zu wissen, daß all die ungerechten Ablehnungen, die man seinem legitimen Ehrgeiz erteilt hatte, das Werk Richelieus seien; daß der König Richelieu auch nicht mehr liebe und sich seiner Tyrannei zu entledigen trachte. Was dieser Lüge einige Glaubwürdigkeit verlieh, war die Tatsache, daß der König, wie gesagt, die Schwäche hatte, sich öffentlich über Richelieu zu beklagen, während er ihn im stillen bewunderte und mehr liebte als jeden anderen Menschen auf der Welt.
    Nach diesem Gespräch bildeten Cinq-Mars, Fontrailles und de Thou, der Freund von Cinq-Mars, eine kleine Kabale, die nur auf Verstärkung wartete. Sie besprachen sich mit Gaston, der ja stets für Komplotte zu haben war und auch zu diesem sich fröhlich bereit fand.«
    »Warum ›fröhlich‹, Monsieur?«
    »Weil die Affäre für seinen älteren Bruder ein Scheitern bedeuten konnte und weil sie ihm Geld einbringen konnte.«
    »Und wenn sie fehlschlug?«
    »Wenn sie fehlschlug, riskierte er als Bruder des Königs rein gar nichts: weder den Richtblock noch die Bastille, noch die Verbannung.
    Doch zurück zu unseren Verschworenen. Sie trugen sich wechselweise mit zwei Plänen, der erste war, Richelieu zu ermorden, aber der Kardinal war äußerst vorsichtig und bestens bewacht. Überdies war er ein Geistlicher, und wer einen Geistlichen tötete, hatte mit der päpstlichen Exkommunizierung zu rechnen, was unseren guten Katholiken schwer zu denken und zu fürchten gab.
    Durch merkwürdigen Zufall wurde dieser Plan zu Amiens erörtert, und aufgegeben auf dem Weg zur Belagerung von Arras. Ich erlaube mir, Ihnen, meine schöne und liebe Leserin, in Erinnerung zu rufen, daß Soissons und Gaston schon 1636 den Plan, Richelieu zu ermorden, in derselben Stadt gefaßt hatten, und daß sie ihn im letzten Moment aufgaben, aus Angst vor den königlichen Strafen.
    Unsere neuen Verschwörer bedachten diese Sachlage undkamen zu dem Schluß, daß man Richelieu nur ausschalten könne, wenn man einen Bürgerkrieg anzettelte, und zwar mittels Truppen und Geldern, die allein Spanien bereitstellen konnte und wollte.«
    »Aber, Monsieur, das war doch Vaterlandsverrat?«
    »Das Wort ›Vaterland‹, liebe Freundin, bedeutete den Großen damals nichts. Als Großgrundbesitzer fühlten sie sich dem König nicht unterlegen, und obwohl sie ihm bei seiner Krönung Treue geschworen hatten, sahen sie sich nicht zum Gehorsam verpflichtet. Bisweilen brachen sie all ihre Gelübde, verschanzten sich in ihren zinnenbewehrten Horsten und trotzten der königlichen Macht. Wenn ich meinen Erinnerungen glaube, waren sie nie so frei und glücklich wie unter der Königinmutter gewesen. Um ein Ja, um ein Nein verließen sie mit der

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