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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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ist, gehen wir ans Werk.«
     
     
    »Vielleicht waren wir zweihundert Jahre lang nur Spielball von Päpsten und Königen gewesen? Im Jahr 1244 des Herrn ging Jerusalem ja unwiderruflich an euch Muselmanen verloren, in Palästina regierte euer Halbmond. Und gerade mal dreiundzwanzig Jahre ist es her, dass deine Brüder, die Sarazenen, unser Akkon eroberten. Wir zogen uns nach Zypern zurück. Man brauchte uns nicht mehr – verstehst du? Wir waren überflüssig. Vielleicht war es ein Fehler, damals unseren gesamten Ordensschatz nach Paris zu transportieren und dort unser Hauptquartier aufzuschlagen. Denn begann man nicht schon damals, nach Gründen zu suchen, um uns vollständig zu beseitigen?«
    »Ich weiß es nicht – wenn du es nicht weißt!«
    »Sie behaupteten, wir beteten einen Abgott mit drei Gesichtern aus Gold und Silber an, der Züge einer Jungfrau, einer Katze und eines Totenschädels besaß und sogar sprechen konnte. Es sei unser heimlicher Heiland gewesen.«
    »Und? Gab es diesen menschlichen Januskopf wirklich?«
    »Ich sah ihn nie. Wenn es ihn gab, war es jedenfalls kein Götze, sondern höchstens ein Reliquiar, in dem wir die Gebeine einer Heiligen oder eines Heiligen aufbewahrten.«
    »Ich verstehe nicht viel von diesen Dingen, ich bin nur ein einfacher sarazenischer Gelehrter aus Cordoba –verzeih!«
    »Nun, wir Templer waren eine verschworene Geheimgesellschaft mit Initiationsriten. Aber vom Glauben sind wir niemals abgefallen!«
    »Ich hörte allerdings, einige eurer Templer, sogar Großmeister wie Hugue von Pairaud, haben zugegeben, den Götzen Baphomet in unterirdischen Grüften beim Feuerschein angebetet zu haben…«
    »Natürlich gaben sie es zu! Unter der Folter! Während man ihnen mit glühenden Zangen das Fleisch aus der Brust riss!«
    »… Und der Kopf habe vier Füße besessen, zwei auf der Seite des Gesichts und zwei hinten…«
    »Es gibt noch viel schlimmere Beschreibungen. Ich halte es für abwegig.«
    Uthman wiegte nachdenklich den Kopf. »Wenn man Anschuldigungen benötigt, findet man sie auch.«
    »So ist es, mein Freund.«
    »Ihr Christen habt genug Anschuldigungen gegen uns Sarazenen erfunden, um uns umso gnadenloser zu verfolgen.«
    »Auch das weiß ich. Der Islam war gegen uns immer großzügiger. Jedenfalls anfänglich.«
    »Ich habe deine Fähigkeit zur Einsicht immer geschätzt, Henri de Roslin.«
    »Und ich – trotz deiner jugendlichen Unbesonnenheit – deine orientalische Geduld, Uthman ibn Umar.«
    Noch immer gingen sie über den größten Platz Avignons. Nur langsam füllten sich die Straßen. Das Pferd des spanischen Kaufmannes, der eigentlich ein Sarazene war, trottete friedlich hinter ihnen her.
    Uthman sagte: »Vielleicht waren nur die Standesunterschiede daran schuld, dass wir so viele Kriege gegeneinander geführt haben. Du weißt, es ist nicht einmal einhundert Jahre her, dass eure Adligen den letzten Kreuzzug in unserem Land durchführten und unsere Adligen bekämpften. Erst vor wenigen Jahren fiel Akkon nach blutigem Kampf. Die einfachen Leute haben davon nie etwas gehabt.«
    Henri schüttelte den Kopf. »Die Unterschiede der Stände sind gottgewollt, und uns muss die Rolle der Zuschauer genügen, denen der höfische Glanz Bestätigung der richtigen Ordnung der Welt ist.«
    »Das sagst ausgerechnet du!«
    »Ich sage es vielleicht gegen meine Überzeugung als Ritter. Aber ich bin auch als Mönch erzogen worden, also für die Versöhnung. Wäre es anders, fiele alles in Scherben.«
    »Ist es wirklich so einfach?«
    »Nichts in der Welt ist einfach. Aber wir brauchen eine Ordnung auf Erden, die der göttlichen Ordnung entspricht. Natürlich waren die Kreuzzüge im Heiligen Land eine Katastrophe. Aber wenn ich damals schon gelebt hätte, wäre ich mitgezogen. Das glaube mir.«
    »So bist du für die Aussöhnung nur, weil du die Gnade der späten Geburt erlebt hast?«
    »Denke an dich selbst! Auch du hast dich in die Schriften zurückgezogen. Und doch bist du ein ausgebildeter sarazenischer Kämpfer von hohen Gnaden. Wir beide wären uns in der Hochzeit der Kreuzzüge bedenkenlos mit den Waffen gegenübergetreten!«
    »Das steht zu befürchten, ja.«
    »Außerdem bedenke, dass wir Templer keine Räuberbande sind. Wir hatten eine große Idee! Durch unsere Kontakte mit euren Völkern im Osten wurde unser Horizont erweitert, wir gewannen einen tiefen Einblick in das Leben der Völker dort und auch im Westen und in die Machtverhältnisse unserer Zeit. Uns schwebte

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