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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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nicht. Denn auch ich achte die Wahrheit. Wäre dem nicht so, hättet Ihr in Euren Scheißsümpfen bleiben können, wo Ihr hingehört. Wenn sie Sodomiten waren, werden sie Sodomiten bleiben müssen.«
    Er hatte natürlich recht. Sie sollte ihn nicht falsch einschätzen, doch es war, als hätte sich der gegenseitige Respekt, den er und sie in den vergangenen fünf Jahren aufgebaut hatten, in Luft aufgelöst. Die blauen Augen, die sie durch fast unsichtbare rötliche Wimpern hindurch ansahen, hätten ebenso gut eine Fremde betrachten können.
    »Ja, Mylord. Es tut mir leid, Mylord.«
    »Das sollte es auch.« Er dachte kurz nach. »Aber ich wette, sobald ich tot bin, lässt die Abtei sie als Arthur und seine Königin wiederauferstehen.«
    Er warf wieder einen Blick auf das Pergament. »Und wieso ist Abt Sigward im Treibsand gestorben?«
    »Selbstmord, Mylord. Aus Reue über die Ermordung seines Sohnes – steht alles da drin. Der Bischof von St. Albans hat den Mönchen jedoch gesagt, dass es ein Unfall war.«
    »Ein Jammer. Ich mochte Sigward; er war auf meiner Seite. Weiß der Himmel, wen sie jetzt wählen werden. Ist Euch klar, was mich das kosten wird? Wo soll denn jetzt das Geld für den Wiederaufbau dieser verfluchten Abtei herkommen, hä?«
    »Es tut mir leid, Mylord.«
    Der König las laut weiter. »›Ich würde wünschen, dass der Wirt des ›Pilgrim Inn‹, Godwyn, nicht noch mehr Gram erdulden muss, als er bereits hat …‹ Bei allen Heiligen, Weib, er hat seiner Frau bei versuchtem Mord geholfen! Da könntet Ihr genauso gut darum bitten, Kain nicht dafür zu bestrafen, dass er Abel erschlagen hat.«
    »Dennoch, Mylord, dem Mann ist es zu verdanken, dass Emma, Lady Wolvercote, und ihr Kind gerettet werden konnten …«
    »Ach ja, die reiche junge Witwe.« Das Gesicht des Königs, das sie von der Seite ansah, nahm etwas Raubtierhaftes an. »Ich habe einige erfreuliche Angebote für sie bekommen.«
    Bestürzt sagte Adelia: »Mylord, Ihr habt mir Euer Wort gegeben, dass Ihr sie nicht in die Ehe verkaufen würdet. Sie wünscht, ihren Kämpen zu heiraten. Ich flehe Euch an, erlaubt diese …«
    »Da hatte ich statt Arthur auch noch keinen Sodomiten bekommen.« Er klopfte auf ihren Bericht. »Wir werden sehen. Angesichts der Lage der Dinge bin ich möglicherweise gezwungen, alle Geldquellen zu nutzen, die sich mir anbieten. Kommen wir zu der alten Lady Wolvercote … ›Ihr, der Ihr Gerechtigkeit über alles schätzt‹ … jaja … ›das große Unrecht wiedergutmachen.‹ Was erwartet Ihr denn von mir, Weib? Dass ich sie aus ihrem Herrenhaus schmeiße?«
    »Es wäre nur gerecht, Mylord. Sie hat ihre eigene Schwiegertochter und die anderen in den Tod geschickt …« Adelia hörte, dass ihre Stimme schrill wurde, und versuchte, sie zu senken. »Nur die Gnade Gottes und der gute Schwertarm ihres Kämpen haben Emma und ihr Kind gerettet …«
    »Könnt Ihr das beweisen?«
    Warum bloß unterbrach er sie immerzu? Es beweisen? Adelia überlegte.
    Da hat Wolf von dort die Nachricht erhalten, dass eine reiche Lady mit Begleitung von Wolvercote kommen würde … Wills Worte. Der Mörder, der die Nachricht erhalten hatte, war tot. Die Person, die sie überbracht hatte, zählte gewiss zu den Dienern, die das Vertrauen der alten Lady Wolvercote genossen, und würde wohl kaum gegen sie aussagen. Somit war das Wissen der Zehnschaft lediglich Hörensagen. Und überhaupt, bei deren schlechtem Leumund würde ihre Aussage schwerlich gegen die einer geachteten und vor allem reichen Aristokratin standhalten, die in den besten Kreisen Somersets verkehrte.
    Adelia schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich.«
    »Ich auch.«
    »Aber das ist ungerecht!« Mit diesem Aufschrei protestierte Allie immer, wenn ihr etwas gegen den Strich ging. »Mylord, sie hat nahezu eigenhändig sechs Menschen ermordet.«
    Henry zuckte die Achseln. »Es mag ja ungerecht sein, aber wenn ich einschreiten und sie ohne Beweise von ihrem Besitz vertreiben würde, wäre das noch schlimmer, es wäre Willkür. Ich muss mich an die Gesetze dieses Landes halten wie jeder andere auch, sonst fallen wir in die Tyrannei zurück und von dort in die Barbarei. Das Gesetz ist mein Vertrag mit meinem Volk.«
    Und was ist mit dem Vertrag mit mir?, dachte Adelia. Was ist mit dem Umgang zwischen einzelnen Menschen, Versprechungen, dem Lohn für treue Dienste oder auch nur einem kleinen Dankeschön?
    Und dann sah sie, dass der König Master Robert einen Blick zuwarf und

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