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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Füßen.
    Adelia betrachtete den Lebenden mit Tränen in den Augen.
    Wirst auch du zur Legende werden? Nein, das wird die Kirche zu verhindern wissen. Künftige Generationen werden unter deinen Gesetzen leben, aber sich deiner nur wegen der Ermordung Beckets erinnern.
    Schließlich stand Henry II . auf und räusperte sich, als hätte auch er geweint. Das Geräusch hallte wider. »Er ist nicht sehr groß, oder?«
    »Vermutlich, weil er Kelte war«, sagte Adelia. »Einer von den kleinen, dunklen.«
    »Aber ein Krieger. Seht Euch diese Wunden an! Jetzt ruht er in Frieden, Gott sei ihm gnädig!«
    »Ja.« Doch schon drängten sich ihr Bilder von Tausenden Pilgern in den Sinn, wie sie im wahren Leben scharenweise in diese Höhle drängen würden, Bilder von Verkaufsständen, die billige Heiligenandenken feilbieten und sich draußen den Platz mit den Geldwechslern streitig machen würden, jenen Nachfahren habgieriger Männer, die Jesus einst aus Jerusalems Tempel geworfen hatte.
    Henry seufzte.
»Requiescat in pace, Arturus.«
Er wandte sich um und kletterte durch das Loch.
    Vor der Höhle griff er nach den Zügeln seines Pferdes, das aus der Quelle trank, und ließ sie dann wieder fallen. Er schaute nach unten, Richtung Glastonbury. »Wisst Ihr«, sagte er nachdenklich, »die Waliser sind längst nicht mehr so aufmüpfig, wie sie mal waren, die Schweinehunde. Sie stellen fest, dass meine Gesetze einige Vorzüge haben.«
    »Ach ja?«
    »Ja.«
    Wieder griff er nach den Zügeln und ließ sie erneut fallen. »Und der da drin« – er deutete mit dem Kinn zur Höhle –, »der ist ja sozusagen ein Zwerg. Die Leute werden einen Riesen erwarten und enttäuscht sein.«
    Adelias Herz machte einen Satz.
    Der König von England stieß einen weiteren Seufzer aus. »Mansur?«
    »Mylord?«
    »Mauere ihn wieder ein! Lass ihn weiterschlafen!«
    »Wartet!« Adelia ging in die Höhle, stieg durch das Loch und holte das Schwert aus dem Tümpel, in den Mansur es zurückgelegt hatte. Als sie damit wieder ins Licht trat, blitzte die Waffe auf wie ein jäher Sonnenstrahl. Sie legte sie sich auf die ausgestreckten Hände und kniete nieder. »Mylord, das ist Excalibur. Es gehört dem größten König seiner Zeit, und damit gehört es Euch. Ihr seid der einstige und zukünftige König.«
    Gemeinsam gingen sie plaudernd den Hügel hinunter, ihre Pferde am Zügel führend.
    Ein Mann, der Scarry genannt wurde, lag im Schatten eines Wacholderbusches und beobachtete sie, als sie an ihm vorbeikamen. Zumindest beobachtete er nicht den König, weil er nicht wusste, dass es der König war. Er beobachtete Adelia, und seine Augen waren die eines mordlüsternen Marders – eines Marders, der Latein sprach.

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Anmerkungen der Autorin
    I ch habe die Geschichte um die »Entdeckung« von Arthurs und Guineveres Grab in Glastonbury sechzehn Jahre früher angesiedelt als die Chronisten, die sie im Jahre 1190 ansetzen. Es gibt jedoch guten Grund zu der Annahme, dass sie früher stattfand, da die Mönche von Glastonbury auch Excalibur »fanden« – es war damals als Caliburn bekannt, aber ich habe mich für den heute geläufigen Namen entschieden – und das Schwert zweifelsohne im Besitz von Henry II . war, der im Jahre 1189 starb.
    Henry schickte Excalibur schließlich als Geschenk an seinen Freund und Schwiegersohn in spe, den König von Sizilien. John Julius Norwich, der sich als bekannter Historiker mit den Normannen in Sizilien befasst, konnte mir nicht sagen, was danach mit dem Schwert geschehen ist. Allerdings, so sagte er auf meine Frage, hat die Artus-Sage in der Ätna-Region von jeher eine große Bedeutung.
    Natürlich weiß niemand, wie Excalibur ausgesehen hat, und meine Neuschöpfung basiert auf den Erkenntnissen und Schriften eines alten und lieben Freundes, des verstorbenen Ewart Oakeshott, der auf beiden Seiten des Atlantiks als
die
Koryphäe in Sachen mittelalterliche Waffen gilt.
    Dass ein Schwert aus der Zeit, in der Artus gelebt haben soll (also etwa um die Mitte des sechsten Jahrhunderts), und aus noch früheren Epochen bis heute erhalten bleiben konnte, ist dem Umstand zuzuschreiben, dass Tausende solcher Waffen in Torfmooren oder auf dem Grund von Flüssen bis zu ihrer Entdeckung praktisch konserviert wurden. Wie Mr Oakeshott in seinen
Records of the Medieval Sword
(The Boydell Press, 1991) erläutert, wird ein Schwert, das in tiefen Schlamm fällt – vorausgesetzt, dieser enthält weder Steine noch organisches Material, das

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