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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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sehen.«
    Emma widersprach nicht. Sie gingen weiter. Nach einer Weile sagte Emma: »Ich will keine Kinder mehr. Ein weiterer Sohn würde zum Beispiel Pippys Erbe schwieriger machen.«
    Das leuchtete Adelia nicht ein, die Erbfolgeregelungen waren eindeutig. Aber sie fragte lediglich: »Dann willst du also nicht wieder heiraten?«
    »Nein«, sagte Emma schneidend. »Und dank dir muss ich das auch nicht. Aber …«
    Der Satz blieb unvollendet. Adelia wartete schweigend ab, worauf er hinauslief.
    Plötzlich brach es gequält aus Emma heraus. »Ich höre von den angeblichen Freuden des ehelichen Bettes, aber ich habe sie nie kennengelernt – nicht mit ihm, er hat mir Dinge angetan … Mich gezwungen … Ich habe mich gewehrt … Ich war nie willig, niemals …«
    »Ich weiß.« Adelia hakte sich bei ihrer Freundin ein. »Ich weiß.«
    »Und doch muss es Freuden geben«, sagte Emma verzweifelt. »Du hast sie mit Rowley erfahren. Es muss sanftere Männer geben, liebevolle Männer.«
    »Ja«, sagte Adelia mit Nachdruck, »die gibt es. Du könntest einem begegnen, Emmy. Du könntest wieder heiraten, diesmal aus freien Stücken.«
    »Nein!« Es war beinahe ein Schrei. »Ich habe kein Vertrauen … Ich will nie wieder so ausgeliefert … Gerade du müsstest das doch verstehen.«
    In der Nähe begann eine Nachtigall zu singen, und die Klänge erfrischten den Garten wie silbrige Wasserperlen. Die beiden Frauen blieben stehen und lauschten.
    Dann sprach Emma leiser weiter. »Ich bleibe siebzehn Jahre alt, Delia. Und selbst wenn ich uralt werde, so werde ich doch nie die Lust mit einem Mann erfahren haben.«
    Adelia wartete. Dieser Ausbruch kam nicht von ungefähr, aber sie wusste nicht, worauf er hinauslief. Emma erwartete etwas von ihr, aber sie hätte nicht sagen können, was.
    »Aber was wäre«, sagte Emma verzweifelt, »was wäre, nur mal angenommen, wenn man sein Herz an einen Mann hängt, einen ungeeigneten Mann, an jemanden … ach, ich weiß nicht, der von niedrigerem Stand ist.«
    Sie wurde gereizt, als erwartete sie von Adelia die Antwort auf eine Frage, die sie gar nicht gestellt hatte. Sie ging rasch voraus und sagte über die Schulter. »An jemanden, den man nicht heiraten kann, selbst wenn man es wollte, weil sein Broterwerb und seine Geburt Schande über einen selbst bringen würden … und über das eigene Kind. Was wäre dann?«
    Adelia versuchte es sich vorzustellen. Emmas Gestalt vor ihr wirkte wie ein elegantes Gespenst im Mondlicht, ein bleicher Schatten, der im Vorbeigehen Blütenblätter von den Rosen zupfte, als verachte er sie.
    Adelia folgte ihr und ließ sich die Umschreibungen durch den Kopf gehen, die Emma verwendet hatte, um ihre Frage zu stellen. Was wollte ihre arme Freundin von ihr? Keine Heirat, das niemals wieder. Keine Kinder, keinesfalls weitere Kinder. Ein Leben ohne körperliche Liebe und andererseits ein Herz, ein schrecklich trauriges Herz, das sich nach der Zärtlichkeit eines Mannes verzehrte … eines ungeeigneten Mannes …
    Und dann traf sie die Erkenntnis. Adelia hätte sich ohrfeigen können. Was bin ich doch für eine Närrin! Natürlich. Ich hätte es wissen müssen. Das ist es.
    Sie beschleunigte ihre Schritte, fasste Emma am Arm und führte sie zu einer Bank in einer von Rosen umrankten Nische. Sie brachte sie dazu, sich zu setzen, und nahm neben ihr Platz.
    »Hab ich dir je meine Theorie dargelegt, wie es möglich ist, die Empfängnis zu verhindern?«, fragte sie, als käme sie auf etwas völlig anderes zu sprechen.
    »Nein.« Auch Emma tat so, als würde ein ganz neues Thema angeschnitten. »Jedenfalls nicht, soweit ich mich erinnere.«
    »Eigentlich stammt die Theorie von meinen Zieheltern«, sagte Adelia. »Ich glaube, ich habe dir schon mal gesagt, dass die beiden zwei außerordentliche Menschen sind. Sie lassen sich nicht von ihren unterschiedlichen Religionen einengen – er ist Jude, sie Christin, und ihr Verstand ist frei, so frei von Lehren, Vorurteilen, Aberglauben, Kleingeisterei …« Sie stockte, überwältigt von dem Wunsch, ihre Eltern wiederzusehen, und von der Dankbarkeit für die Erziehung, die die beiden ihr hatten zuteilwerden lassen.
    »Wirklich?«, fragte Emma höflich.
    »Ja. Und sie sind viel gereist, musst du wissen. Um ihr medizinisches Wissen zu erweitern. Sie haben unterschiedliche Rassen, Stämme, Gesellschaften, Kulturen erforscht, und meine Ziehmutter, Gott segne sie, hat mit den Frauen gesprochen, vor allem mit den Frauen.«
    »Ach

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