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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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war vermutlich sehr alt. »Besteht die Erde in Glastonbury aus Torf?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    Der Schreiber mischte sich ein. »Ich glaube, dem ist so, Mylord. Es ist von Sumpfland umgeben, was darauf schließen lässt …«
    »Sie ist aus Torf«, sagte der König. »Was spielt das für eine Rolle?«
    Nur die, überlegte sie, dass Holz darin gut erhalten bleibt. Im Sumpfland von Cambridgeshire, dessen Boden gänzlich aus Torf besteht, kamen manchmal in Gegenden, wo keine Eichen wuchsen, Mooreichenstämme an die Oberfläche. Die Menschen im Sumpfland glaubten, dass die Anzahl der Ringe, die man sehen konnte, wenn der Stamm durchsägt wurde, der Zahl der Jahre entsprach, die der Baum gestanden hatte, als er noch wuchs. Dieser Zählweise zufolge waren einige Holzstücke uralt.
    »Ist der Sarg aus Eichenholz, wisst Ihr das?«
    »Nein, weiß ich nicht.« Der König verlor allmählich die Geduld.
    Falls ja und falls die Menschen im Sumpfland recht hatten, könnte sie grob, sehr grob abschätzen, wann der Sarg in die Erde gelassen wurde. Vielleicht schon zu Arthurs Zeiten – dann konnte niemand mehr wissen, wen er enthielt.
    Sie überlegte. Der König betraute sie mit einer Aufgabe, die ausnahmsweise mal ungefährlich war und sie, Mansur, Allie und Gyltha so lange ernähren würde, bis sie entscheiden konnte, was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen wollte.
    Tatsächlich war Adelias Faszination geweckt, nicht so sehr von der Suche nach einem alten und mystischen König – obwohl auch davon –, sondern von der Frage, warum eine Frau auf einem Klosterfriedhof zur letzten Ruhe gebettet worden war.
    »Also gut«, sagte sie. »Ich will versuchen, den Nachweis zu führen, dass die Skelette zu alt sind, um noch identifiziert zu werden, aber weiter kann ich nicht gehen. Ich werde nicht behaupten, dass es sich um Arthur und Guinevere handelt, weil ich glaube, dass das unmöglich ist. Ich werde niemanden für Euch belügen, Henry.«
    »Nicht mal mich?«
    Sie lächelte ihn an. »Euch niemals.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Eine der wenigen.« Wäre Henry Plantagenet nicht der gewesen, der er war, hätte Adelia fast meinen können, dass die plötzliche Trübung in den königsblauen Augen von Tränen herrührte.
    Er riss sich zusammen. Sie bekam einen königlichen Kuss auf die Wange und einen königlichen Klaps auf den Rücken. Robert der Schreiber wurde angewiesen, eine Vollmacht aufzusetzen, die »meinen treuen Master Mansur und seine Übersetzerin, Mistress Adelia Aguilar« mit so vielen Befugnissen ausstattete, dass sie damit fast eine Armee hätten aufstellen und Frankreich erobern können.
    Aber wie immer, wenn sie meinte, der König wäre höchst großzügig zu ihr, ließ er sie dafür büßen.
    »Ach, übrigens«, sagte er beunruhigend beiläufig. »Glastonbury und das Bistum Wells standen schon immer auf Kriegsfuß miteinander – und jetzt behauptet Glastonbury, Wells hätte irgendeinen Wilderer bestochen, den Brand zu legen. Falls ich nicht interveniere, macht das der Papst – und ich dulde keine Einmischung durch den Vatikan. Verfluchte Prälaten, machen mehr Ärger als sonst was. Ich schicke jemanden hin, der dort Frieden stiften und die beiden Streithähne dazu bringen soll, vor mir auf die Knie zu fallen und zu versprechen, schön brav zu sein.« Die blauen Augen wurden boshaft. »Ratet, wer dieser Friedensstifter sein wird! Na los, ratet!«
    »Der Bischof von St. Albans«, sagte sie dumpf.
    »Just der.« Henry, der so keusch war wie ein brünstiger Kater, ergötzte sich am Liebesdilemma seines Lieblingsbischofs.
    Nein,
dachte sie, lass uns in Ruhe! Wir haben unseren Frieden damit gemacht. Rowley muss Gott dienen, ich muss der Medizin dienen,
     und beides ist unvereinbar.
    Da sie keine Reaktion zeigte, ließ Henry nicht locker. »Ich schätze, Ihr werdet einander begegnen.«
    »Nein, Mylord«, sagte sie, »das werden wir nicht.«
    »Hält sich noch immer an sein Keuschheitsgelübde, was?«
    Sie antwortete nicht, und er musste sie gehen lassen.
    Auf dem Rückweg die Treppe hinauf fiel ihr ein, dass weder sie noch der König Mansur nach seiner Meinung zu dieser Ermittlung gefragt hatten, bei der er angeblich die Hauptrolle spielen sollte. Nicht, dass sie in dieser Angelegenheit wirklich eine Wahl gehabt hätten – der König war der König.
    »Was hältst du davon, mein lieber Freund?«
    »Du hast klug geantwortet«, sagte er. »Wahrheit ist das Salz der Menschheit; wir können keinen Sand

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