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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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feilbieten.«
    »Das hab ich auch nicht vor. Aber was die Vision anbelangt …?«
    »Es
gibt
wahre Visionen«, sagte Mansur. »Hat nicht Chadidscha die Reine – mögen der Friede und der Segen Allahs auf ihr ruhen! – einen Engel gesehen, der mit seinen Flügeln den Propheten schützte?«
    »Hat sie das?«
    Was also fiel Adelia ein, die Aussage eines Mönches aus Glastonbury und die von Mohammeds erster Frau anzuzweifeln?

[home]
Kapitel fünf
    S ie zügelten ihre Pferde an einer Brücke vor dem Tor, das zu Wolvercote Manor führte, und verweilten dort einen Moment, um über das Tor hinweg zum Herrenhaus zu schauen.
    Somerset hatte von dem Moment an, da sie seine Grenze überquerten, seine liebliche Landschaft und seinen Wohlstand vor ihnen ausgebreitet, aber nichts war dem Auge bislang so wohlgefällig gewesen wie dieser Ort, von dem Emma gesagt hatte, sie hege die Absicht, sich hier niederzulassen. Es war, als blicke man auf Arkadien.
    Ein rechteckiges Gebäude aus gelbem Stein stand zwischen Stallungen und Scheunen und Bäumen, und über ein Wirrwarr von mit winzigen Schindeln gedeckten Dächern erhob sich der Turm einer Hauskirche. Breite, gezackte Torbögen und Bogenfenster blickten freundlich über einen Wassergraben, in dem sich das Haupthaus exakt widerspiegelte. Vor dem Hintergrund der untergehenden Sonne flatterten Tauben aus den kleinen geschwungenen Eingängen eines Taubenschlags, der die Form eines Pfefferstreuers hatte, oder landeten davor.
    Ganz gleich, welcher normannische Vorfahre diese Idylle gebaut hatte, dachte Adelia, er war ein netterer Mensch gewesen als der verstorbene Vorbesitzer – der Geschmack des unbeweinten Lord Wolvercote hätte eher trutzigen Protz bevorzugt.
    »Ich glaub, ich hätt nix dagegen, wenn sie mir so ein hübsches Cottage schenken würden«, sagte Gyltha.
    Adelia erging es ähnlich. Normalerweise kümmerte es sie nicht, wo sie lebte, vorausgesetzt, der Ort war sauber und praktisch und sicher, doch der Zauber von Wolvercote Manor löste einen jähen und ungewohnten Neid auf Emma aus, weil sie es besaß.
    Anstatt sich direkt nach Glastonbury zu begeben, waren sie hierhergekommen, teils, weil die Straße von Wells, auf der ihre Reise aus Wales zunächst verlaufen war, die Abzweigung zum Herrenhaus praktisch streifte, aber vor allem, weil Adelia es kaum erwarten konnte, Emma wiederzusehen und ihr zu erzählen, dass ein glücklicher Zufall sie für eine Weile zu Nachbarinnen machen würde. Zudem wollte sie nach Roetgers Ferse sehen. Es war jetzt Juni, und sie hatten sich im Mai voneinander verabschiedet.
    Der Himmel war nach wie vor wolkenlos, und auf den Feldern, die sie über früchtebeladene Hecken hinweg sehen konnten, waren braun gebrannte, schwitzende Männer und Frauen bei der Heuernte, wodurch ein kratziger, süß duftender Staub sich mit dem vermischte, den die Pferdehufe von den ausgedörrten Straßen aufwirbelten.
    Außerdem würden die Reisenden nicht vor Einbruch der Dunkelheit das »Pilgrim Inn« in Glastonbury erreichen, das ihnen, verschwitzt, staubig, hungrig und durstig, wie sie waren, bei aller Behaglichkeit, die Henry Plantagenet verheißen hatte, wohl kaum dieselbe Gastlichkeit bieten konnte, mit der Emma sie verwöhnen würde.
    König Arthur kann warten, dachte Adelia. Er hat schon rund sechshundert Jahre gewartet – ein Tag mehr oder weniger wird ihm nicht schaden.
    Sie bedeutete Hauptmann Bolt mit einem Nicken, über die Brücke voranzureiten. Um ihre Sicherheit auf der Reise zu gewährleisten, hatte der König ihr eine Eskorte aus sechs Soldaten mitgegeben, zu der auch ein Trompeter gehörte, der, wo immer sie auftauchte, eine Fanfare blies, um ihr Nahen anzukündigen. Sie würde stilvoll ankommen.
    Der Torwächter von Wolvercote war entsprechend beeindruckt, und als Bolt ihm befahl, der Hausherrin zu sagen, dass Master Mansur, Mistress Adelia und ihr Gefolge darum bitten, empfangen zu werden, trappelte er eilig mit seiner Botschaft über die hübsche kleine Brücke des Wassergrabens.
    Als er zurückkam, benahm er sich förmlich. Verlegen erklärte er: »Mylady beliebt es, Master Mansur und Mistress Adelia zu empfangen, doch ihre Eskorte muss hierbleiben.«
    Seltsam, dachte Adelia. Vielleicht ließ Emma nur Vorsicht walten und wollte sichergehen, dass die Soldaten freundlich gesinnt waren.
    Der Torwächter zuckte leicht zusammen, als Adelia Gyltha, die Allie in ihrem Sattelkorb wiegte, mit einem Wink aufforderte, ihnen zu folgen; die beiden

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