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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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ein paar pochierte Eier, wofür ich mich entschuldige, Sirs und Ladys. Es gibt keine Händler mehr in der Stadt, und sechs von unseren Hühnern hat der Fuchs gerissen, der Teufel soll ihn holen! Aber später rudert Godwyn rüber nach Godney und besorgt was Anständiges für die Küche.«
    Da es frisches, knuspriges Brot gab, hatte Godwyn, der fürs Kochen zuständig war, also bereits gebacken, das heißt vorher die Öfen angeheizt, Teig geknetet und ihn aufgehen lassen. Er und seine Frau müssen die frühen Morgenstunden hindurch bis zum Umfallen geschuftet haben, dachte Adelia.
    »Es tut mir leid, dass wir Master Godwyn so erschreckt haben«, sagte sie zu Hilda.
    »Unser Godwyn hat ein zartes Gemüt«, sagte seine Frau. »Es war ein Mordsschreck, wo wir doch dachten, Ihr wärt Räuber, und wo wir gar keine Gäste erwartet hatten, wo wir doch seit dem großen Feuer keine mehr hatten und nach dem Schreiben vom König keine gekommen sind, weshalb wir gedacht haben, er hätt’s vergessen und es würde gar keiner kommen …«
    Sie war eine dünne, fidele, sommersprossige Frau mittleren Alters, größer als ihr Mann, und sie redete ohne Unterlass, während sie die Tischgesellschaft unermüdlich bediente und sich beklagte, dass das »Pilgrim Inn« noch nicht seine alte Güte hatte, aber Besserung versprach.
    Der Brand hatte Glastonbury leer gefegt, sagte sie. Die meisten Mönche waren bereits aufgebrochen, um im ganzen Land Geld für den Wiederaufbau der Abtei zu sammeln. Was die Leute aus dem Ort betraf, so waren einige für immer fortgegangen, andere hatten sich in der Nähe Arbeit gesucht, bis sie zurückkommen und die Häuser und Läden, die sie verloren hatten, neu aufbauen konnten.
    »Was reine Zeitverschwendung ist«, sagte Hilda munter, »wo es doch keinen Handel geben wird, bis wieder die ersten Pilger kommen. Was« – und an dieser Stelle richtete sie ihre wachen Augen auf Mansur – »passieren wird, sobald sich herumspricht, dass König Arthur und seine Lady auf unserem Friedhof liegen.«
    Adelia seufzte. Offensichtlich war es unmöglich gewesen, die Angelegenheit in einer so kleinen, dezimierten Gemeinde geheim zu halten, und jetzt lastete die einzige Hoffnung der Menschen hier auf ihren Schultern, was die Sache nicht leichter machte. Sie wünschte nur, dass sie nicht gezwungen sein würde, sie zu enttäuschen. Die Tapferkeit, die Hilda im Unglück bewies, war bewundernswert.
    »Ihr wisst natürlich, wer es getan hat, nicht?«, fragte die Gastwirtin.
    »Was getan hat?«, fragte Bolt.
    »Wer vorsätzlich Unheil über uns gebracht, uns den Lebensunterhalt genommen, unsere Abtei zerstört hat,
uns
zerstört hat.« Für einen kurzen Moment war Hildas Munterkeit verschwunden, und ihr Gesicht wurde welk, als wäre alle Frische herausgesaugt worden, sodass es alt und boshaft aussah. »Der Bischof von Wells«, sagte sie.
    »Ein Bischof?« Hauptmann Bolt verschluckte sich an seinem Porridge. »Ein Bischof hat das Feuer gelegt?«
    »Nicht er selbst, aber er hat den Befehl dazu gegeben«, erklärte Hilda. »Eins würden wir gern wissen, und zwar wo dieser nichtsnutzige Falkner ist? Oh ja, der Bischof wird sagen, er wurde aus Wells weggeschickt, wo er doch das Trinken angefangen hatte, aber die beiden standen sich nahe – keiner steht sich näher als ein jagender Bischof und sein Falkner, außer vielleicht sein Jäger. Und wohin rennt der Kerl und bittet um Aufnahme, wo der Bischof ihn doch entlassen hatte? Zu meinem lieben guten Abt, jawohl. Und was passiert drei Wochen später? Das Feuer. Das ist passiert.« Hildas Augen verengten sich, um die drohenden Tränen zurückzuhalten. »Glastonbury ist zerstört und Wells gedeiht, und keine Spur mehr von dem nichtsnutzigen Eustace. Wieso wohl? Weil der Bischof ihn hat verschwinden lassen, damit er nichts gestehen kann.«
    Einen Sündenbock muss es immer geben, dachte Adelia. Wenn ganze Städte in Flammen aufgingen, wie das manchmal geschah und wie es dieser widerfahren war, wurde das entweder mit Gottes Strafe für die Sündhaftigkeit der Bewohner erklärt – und dafür war Glastonbury zu heilig – oder mit Brandstiftung. Irgendwer musste schuld sein. Es war zu trivial, dass solches Leid durch das zufällige Umfallen einer brennenden Kerze verursacht worden sein sollte.
    Um eine Anklagerede abzuwenden, die lange dauern würde, und weil die Sorge um Emma an ihr nagte, fragte Adelia: »Habt Ihr zufällig von einer Lady mit einem Kind und einem verwundeten Ritter

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