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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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mit Kai auslief, war die Abteimauer noch ebenso unversehrt wie ein dreigeschossiges Gebäude ihr gegenüber. Die Nähe zum Wasser und der Umstand, dass es aus Stein erbaut war, hatten es erhalten. Es war das Einzige, was von dem blühenden Ort übrig geblieben war. Auch hier deutete nichts darauf hin, dass es bewohnt war; die Fassade mit der robusten Tür zur Straße war dunkel, doch Hauptmann Bolts Laterne beleuchtete rechts davon einen breiten, hohen Torbogen in dessen Quersturz die unverkennbare Gestalt eines Mannes mit breitkrempigem Hut gemeißelt war, der eine Pilgertasche trug.
    Sie hatten das »Pilgrim Inn« gefunden.
    Der Reiterzug schwenkte von der Straße durch den Torbogen und gelangte auf einen großen, menschenleeren Hof, der von Außengebäuden und rechter Hand vom Gasthaus selbst begrenzt wurde, aus dem das Licht einer einsamen Kerze durch die Ritzen eines Fensterladens schien.
    »Gott sei gedankt!«, sagte Hauptmann Bolt. Er stieg ab und hämmerte auf die Seitentür des »Pilgrim Inn«.
    Drinnen bellte ein Hund los. Die Kerze wurde gelöscht. Ein Quietschen ertönte, als hätte jemand den Fensterladen einen winzigen Spalt geöffnet, ansonsten geschah nichts.
    Adelia und Gyltha wurden aus dem Sattel gehoben. Ihre Pferde führte man zusammen mit den anderen zu einem Trog, der neben einem Ziehbrunnen stand. Zwei Soldaten begannen, die Ställe und eine Scheune zu durchsuchen.
    »Aufmachen! Aufmachen, im Namen des Königs!« Hauptmann Bolt wurde allmählich wütend.
    Eine zittrige Stimme drang vom Fenster her, aufgrund des Gebells kaum vernehmbar. »Ich hetz die Hunde auf euch. Ich warne euch, wir sind hier drin schwer bewaffnet.«
    »Das sind wir hier draußen auch«, schrie der Hauptmann. »Macht die verdammte Tür auf, sonst lass ich sie mit einem Rammbock einrennen.«
    Leicht verspätet erinnerte sich der Trompeter Michael wieder an die Pflichten seines Amtes und blies einen Signalruf, dessen würdevolle Klänge von den Mauern widerhallten, wenngleich sie nur bewirkten, dass der Hund wieder losbellte und eine verstörte Schleiereule aufgeschreckt von ihrem Ruheplatz im Stall aufflatterte.
    »Na schön, meinetwegen«, sagte Hauptmann Bolt und sah sich um. »Sucht irgendwas, um diese verdammte Tür einzurennen!«
    Prompt öffnete sich die Tür einen Spalt, und dieselbe Stimme fragte: »Wer seid Ihr?«
    »Wer seid Ihr?«
    »Godwyn, Sir. Der Wirt dieses Gasthauses.«
    »Wir sind Männer des Königs«, erklärte der Hauptmann. Er sah Adelia an und schnippte mit den Fingern, worauf sie ihre Satteltasche nach der königlichen Vollmacht durchsuchte. »Ihr habt einen Befehl von König Henry erhalten, in dem er Euch mitteilte, dass er Gäste bei Euch einquartiert. Behauptet nicht, Ihr hättet ihn nicht bekommen, weil der Bote zurückgekommen ist und gesagt hat, er hätte ihn Euch übergeben.«
    Die Tür öffnete sich weiter, sodass Bolts Laterne nun einen kleinen, rundlichen Mann beleuchtete, der barfuß in seinem Nachthemd dastand und einen sabbernden Hund am Halsband festhielt. »Das war vor einem Monat«, sagte er. »Aber es sind keine Gäste gekommen. Keine Gäste.« Er zitterte.
    »Jetzt sind sie da.« Der Hauptmann nahm Adelia die Vollmacht aus der Hand und hielt sie dem Mann unter die Nase. »Master Mansur, das ist der vornehme Sarazene dort drüben, wie die Vollmacht besagt, hat die Aufgabe …« Bolt hielt die Laterne höher, um die Schrift besser lesen zu können. »›… die jüngsten Funde in der Abtei von Glastonbury zu untersuchen. Die Erlaubnis dazu erteilen ihm Henry, König von England, und sein hochgeschätzter Abt Sigward.‹ Die Lady hier ist Mistress Adelia, die gleichfalls erwähnt wird, ebenso wie ihre Begleiterin, Mistress Gyltha, und dann wäre da noch … He, was hat er denn auf einmal?«
    Godwyn der Gastwirt war in Ohnmacht gefallen.

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Kapitel sechs
    W
ie
es geschah, bekam Adelia nicht mit, denn
während
es geschah, dösten sie und Gyltha und Allie auf einem Heuhaufen in einem leeren Stall, doch als der Morgen anbrach, hatten Gastwirt Godwyn und seine Frau mit Hilfe von Mansur und den Soldaten ihr totes Gasthaus wieder zum Leben erweckt.
    Alle waren in Zimmern mit bequemen Betten, sauberen Decken und warmem Wasser zum Waschen untergebracht. Es gab sogar Frühstück, das auf dem riesigen Tisch im Gästesaal aufgetragen wurde, einem höhlenartigen Raum gleich neben dem Durchgang zur Vordertür.
    Hilda die Wirtin bat um Verzeihung. »Bloß Porridge, Käse, eingelegter Aal und

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