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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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gehört, die hier in der Gegend unterwegs waren? Sie wollte nach Wolvercote Manor, aber dort scheint sie nicht angekommen zu sein.«
    Hilda setzte sich an den Tisch und überlegte. »Eine Lady und ein verwundeter Ritter, sagt Ihr?«
    »Er ist Ausländer, Deutscher.«
    »Neiiin, leider nicht. Ich hoffe bloß, dass Eurer Lady nichts zugestoßen ist, weil die Straßen nämlich nicht mehr sicher sind, wo die Männer, die ihren Broterwerb verloren haben, sich doch auf Wegelagerei verlegt haben – und auf noch Schlimmeres als Wegelagerei, wo drüben bei Wells doch Reisenden die Gurgel durchgeschnitten worden ist, als wäre ihr Geldbeutel nicht genug, und sie sollten auch noch das Leben hergeben, die Ärmsten.«
    »Die Straße von Wells hierher ist eine Schande«, sagte Hauptmann Bolt mit dem Mund voller Porridge. »Bäume bis an den Wegesrand, da
müssen
sich ja Räuber herumtreiben. Und wer soll die im Wald fangen? Ich frag mich, wieso der Abt sie nicht sicherer macht.«
    Hilda herrschte ihn an. »Untersteht Euch, meinem guten Abt die Schuld zu geben. Er würde sie für alle sicher machen, Gott segne ihn! Aber der Wald gehört Wells – das heißt, eigentlich dem König –, und der Bischof geht darin auf die Jagd und lässt nicht zu, dass auch nur ein Zweig abgebrochen wird, weil er Angst hat, das Wild könnte erschrecken. Ha, wenn ich ein altes Tratschweib wäre, dann könnte ich Euch Sachen über den Bischof von Wells erzählen …«
    Und das tat sie prompt – und ausführlich.
    Die Feindseligkeit, die Glastonbury gegen Wells und Wells gegen Glastonbury hegte, bestand laut Hilda nicht nur zwischen ihren Kirchenmännern, sondern auch schon seit Jahren zwischen den Bewohnern der beiden Städte. Wells hatte seine berühmte Nachbarin immer beneidet. »Die aus Wells sind keine guten Christen, und ich hätte ja Mitleid mit ihnen, wenn sie einmal vor den Thron Gottes gerufen werden, aber die haben jede einzeln Flamme des Höllenfeuers verdient.«
    Dem Bischof von St. Albans steht viel Arbeit bevor, wenn er kommt, um zwischen den beiden Frieden zu stiften, dachte Adelia.
    Hauptmann Bolt machte den zornigen Tiraden ein vorzeitiges Ende. Obwohl sie nur wenige Stunden geschlafen hatten, wollte er seine Soldaten sogleich wieder zurück nach Wales führen.
    Adelia hörte belustigt zu, wie er versuchte, die Rechnung für die Unterbringung seiner Männer zu drücken. »Ich erwarte, dass Ihr dem König nur eine halbe Nacht berechnet, Mistress Hilda, denn länger haben wir unsere Betten nicht benutzt, weil wir sie ja erst aufbauen mussten. Und wir haben unsere Tiere selbst versorgt – Ihr könnt nicht erwarten, dass die Staatskasse für nicht geleistete Dienstleistungen bezahlt.«
    Wie der König, so der Hauptmann, dachte Adelia.
    Und dann dachte sie: Verdammter Henry, er hat es wieder getan.
    Zwischen ihr und dem Plantagenet hatte es nämlich einen scharfen Wortwechsel gegeben, ehe sie ihn verließ. »Mylord, ich werde nicht ohne einen Penny und nur mit einer Vollmacht ausgestattet nach Glastonbury reisen. Was ist, wenn wir in eine Notlage geraten und Geld benötigen?«
    »Notlage? Ich biete Euch die reinste Erholung, Weib.«
    Am Ende war es ihr gelungen, ihm zwei Pfund in Silber abzuluchsen, die er – weil er nie Geld bei sich trug – von seinem widerstrebenden Seneschall borgen musste. Jetzt würde sie mindestens ein Pfund davon notgedrungen dem Gastwirt zahlen, der sie ansonsten auf Kredit unterbringen musste, was sein angeschlagener Gasthof kaum verkraften konnte – es dauerte immer lange, ehe die Staatskasse, die in ihrer Knauserigkeit dem knauserigen Henry alle Ehre machte, überhaupt bezahlte.
    Trotzdem tat es ihr leid, dass Bolt sie verließ. Sie hatte ihn trotz seiner Ungeduld ebenso ins Herz geschlossen wie seine Männer. Und sie war gerührt, als sie erfuhr, dass er die Abtei bereits für sie ausgekundschaftet und dem Abt gesagt hatte, er solle auf sie achtgeben.
    Bis auf Rhys, der am Tisch sitzen blieb und weiteraß, gingen sie alle nach draußen, um die Soldaten zu verabschieden.
    »Und wenn es Zeit für Euch wird abzureisen«, sagte Bolt zu Adelia, »dann sollt Ihr, so sagt der König, nach Bischof Rowley in Wells schicken und Euch eskortieren lassen.«
    Nur, wenn es in der Hölle friert, dachte sie. Aber sie nickte.
    »Und spaziert bloß niemals allein herum, nicht mal am helllichten Tag!«
    »Ach, wir sind hier ganz sicher, Hauptmann.«
    Er schwang sich in den Sattel. Und dann sagte er etwas

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