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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Arabisch mit Mansur, und wieder erhielt sie eine Antwort: »Nicht viel, fürchte ich«, sagte sie wahrheitsgemäß zu Sigward. »Das Alter von Knochen zu bestimmen kann schwierig sein.«
    »Selbst wenn es darum geht, die Möglichkeit auszuschließen, dass sie nicht die von Arthur und Guinevere sind?« Der Abt zwinkerte ihr zu. »Das ist doch das Ziel des Doktors, nicht wahr? Und das des Königs?«
    Adelia lächelte ihn an. »Es ist ein Glücksspiel, Mylord.«
    »Ah, Glücksspiel.« Das Gesicht des Abtes nahm einen gequälten Ausdruck an. »Glücksspiel war eine meiner Sünden, als ich noch weltlich lebte, und ist es noch immer, wenngleich Hochmut eine noch größere war – und ich bete, dass ein barmherziger Gott mir vergeben möge. Übrigens, Ihr müsst mich nicht mit ›Mylord‹ anreden; ich bin jetzt ein Dienender.«
    »Er leuchtet, der Mann«, sagte Mansur, der zusah, wie Sigward sich entfernte und dabei Hilda sachte mitzog.
    »Das tut er«, pflichtete Adelia ihm bei.
    Sie gingen in die Hütte und starrten auf die beiden Skelette. Die Verstümmelung des weiblichen erinnerte Adelia schrecklich an ihren Albtraum.
    »Was machen wir?«, fragte Mansur.
    »Ich weiß es nicht. Wenn wir herausfinden könnten, wie alt sie sind … vielleicht wäre es sinnvoll, sie mit Knochen zu vergleichen, von denen wir wissen, dass sie alt sind.«
    »Der Friedhof?«
    »Der Friedhof.«
    Nachdem sie sich umgeschaut hatten, ob irgendwer in der Nähe war, durchquerten sie das zerstörte Kirchenschiff und kletterten über die herumliegenden Steine seiner Südmauer, von der ein Teil noch hoch genug war, um den Blick auf das, was dahinter lag, zu versperren.
    Das Feuer und bislang auch die Sense von Bruder Peter hatten die Begräbnisstätte der Abtei unberührt gelassen. Die Grabsteine standen so wohltuend ungeordnet kreuz und quer wie auf einem Kirchhof irgendwo auf dem Lande. Der Friedhof lag frei im morgendlichen Sonnenlicht, Schmetterlinge bereicherten die Farbenpracht der Wildblumen, und im Schatten einer jungen Eiche, die sich über die südliche Grenzmauer des Friedhofs neigte, schwirrten Bienen emsig zwischen einigen Glockenblumen umher.
    Aber etwas ließ die Szenerie seltsam wirken, verlieh ihrer pastoralen Idylle ein fremdartiges Element, und das waren die Pyramiden. Adelia hatte angenommen, dass mit dieser Bezeichnung irgendwelche konischen Grabsteine gemeint waren, aber das hier waren richtige Pyramiden – sehr viel kleinere Versionen als die, die ihr Ziehvater während seines Aufenthaltes in Ägypten gezeichnet und ihr gezeigt hatte, aber dennoch zu groß und in eine wildere Umgebung, unter eine heißere Sonne gehörend als hier. Sie waren unenglisch, verstörend.
    Und sie waren unterschiedlich – noch etwas, das dem Auge missfiel. Die Höhere maß gut fünfundzwanzig Fuß und türmte sich in fünf Steinlagen zum Gipfel auf, die andere erreichte nur rund achtzehn Fuß Höhe und bestand aus vier Lagen. Beide waren mit Schriftzeichen bedeckt, die Adelia nicht entziffern konnte – eher Runen denn eine herkömmliche Schrift, Botschaften aus einer dunkleren Zeit.
    Zwischen den beiden erhob sich eine weitere Pyramide, ein unregelmäßiger Erdhaufen, der aus dem klaffenden Loch daneben ausgehoben worden war.
    Adelia trat an den Rand. Die Grube war rechteckig, mindestens sechzehn Fuß tief und so breit, dass es an einer Wand möglich gewesen war, Stufen einzugraben. Die Mönche hatten sich große Mühe gegeben, um Arthurs Sarg zu finden.
    »Sie müssen gebuddelt haben wie die Maulwürfe«, sagte Adelia, während sie nach unten spähte. Sie machte rasch einen Schritt zurück: Die Grube roch nach verseuchter Erde.
    Mansur war schon auf dem Weg nach unten und inspizierte dabei die Seitenwände. Wo die Grabenden sich durch die Erde gearbeitet hatten, ragten Knochen heraus, ließen erkennen, dass mehr als eintausend Jahre lang eine Generation Mönche nach der anderen übereinander beerdigt worden war.
    »Hier ist auch Holz«, rief er nach oben. »Manche wurden in Särgen bestattet, andere nur in ein Leichentuch gewickelt, glaube ich. Was willst du haben?«
    Plötzlich wollte sie gar nichts mehr haben. »Mansur, wir sind Grabräuber.«
    Ihr Ziehvater hatte, wie sie wusste, von dubiosen Männern dubiose Skelette gekauft, um seine Studenten Anatomie zu lehren, aber für welchen hehren Zweck entweihten sie diese Toten? Nicht für die Wissenschaft oder für medizinische Erkenntnisse, sondern nur damit eine Abtei Reichtümer anhäufen

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