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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Gähnend fragte sie sich, ob er wohl erraten würde, was sie vorhatte, und Bewaffnete mitbringen würde. Nützlich, aber vermutlich unnötig …
    Es war so unglaublich heiß …
    Es war der Schlaf der Erschöpfung, Kraft spendend und die meiste Zeit traumlos. Nur gegen Ende schritt Guinevere umringt von sich schlängelndem Grün aus einem Nebel. Wieder war die Königin weiß gekleidet, diesmal jedoch verschleiert – in keinem von Adelias Albträumen hatte sie je ihr Gesicht gezeigt. Sie war allein. Es war niemand da, um sie in der Mitte zu durchtrennen. Vögel umflatterten sie, flatterten wie ein zweiter Umhang im Wind. Einer landete auf ihrer Schulter, eine Eule, eine Schleiereule, die ihr herzförmiges Gesicht mit den schwarzen Augen Adelia zuwandte. Dann drehte sie den Kopf weg und nahm einen Zipfel von Guineveres Schleier in den Schnabel. Plötzlich wusste Adelia, dass dieses Gespenst nicht Guinevere war, es war Emma.
    »Nein«, sagte Adelia zu der Eule. »Ich will es nicht sehen.«
    Aber der Vogel breitete die Schwingen aus und stieg auf, sodass der Schleier in seinem Schnabel sich mit ihm hob …
    Adelia wachte von ihren eigenen Schreien auf und verscheuchte hektisch Fliegen, die von ihrem Schweiß angelockt worden waren. Die Strohpolsterung machte den Heuboden zum Treibhaus. Und es war dunkel.
    Dunkel? Hatte sie siebzehn Stunden Tageslicht verschlafen?
    An der Rückwand des Heubodens war eine Winde, und Adelia krabbelte dorthin und stieß die dazugehörige Tür auf, um nach draußen zu schauen. Im Westen hatte eine gigantische Wolke die Sonne, so sie überhaupt noch am Himmel stand, verdunkelt, als hätte sich eine schwarze durchhängende Decke über den gesamten Horizont gebreitet. Was sich da anbahnte, würde fürchterlich werden; Blitze schossen aus der Wolke, zuckten in das ferne Sumpfland.
    Ohne die Sonne konnte sie unmöglich schätzen, wie lange sie geschlafen hatte. Es könnte bereits Abend sein – und Rowley war nicht gekommen. Oder hatte sie ihn verpasst, und er war wieder davongeritten, weil er sie nicht gefunden hatte?
    Ein zerrissenes Spinnennetz hing in der Windentür und erinnerte sie an das, was unter dem Schleier von Guinevere/Emma gewesen war. Ein Schwarm Gewitterwürmchen tanzte in dem Zwielicht draußen und bildete dieselbe Form, und sie wusste, dass sie verfolgt wurde, gejagt.
    Sie wich zurück, kletterte hastig die Leiter hinunter und lief in den Hof.
    Und das war dumm. Falls Hilda und Godwyn zurückgekommen waren, würden sie sie sehen.
    Aber der Gasthof wirkte verlassen. Nichts bewegte sich in der schwülen Luft. Das Unkraut zwischen den Steinen welkte schlaff vor sich hin. Kein Vogel war mehr am Himmel, als wären alle vor dem, was da nahte, geflohen. Im Westen ertönte lang anhaltendes Donnergrollen.
    Sie hätte gern einen Eimer Wasser aus dem Brunnen hochgezogen, um etwas zu trinken und sich den Rest über den Körper zu schütten, doch sie schreckte vor dem Lärm zurück, den die Kette machen würde. Deshalb ging sie zur Gasthoftür hinüber und schob sie vorsichtig auf, verzog das Gesicht, als sie laut in den Angeln quietschte.
    Niemand kam.
    Drinnen war es dunkel. Alle Hitze der Welt schien sich hier zu bündeln wie in einer Eiterblase.
    Warum war Rowley nicht gekommen? Allie und Gyltha und Mansur hatten ihn nicht erreicht, deshalb. Sie lagen tot im Wald. Allies kleine Hände auf der Brust gefaltet; sie sah sie vor sich.
    Reiß dich am Riemen! Höchstwahrscheinlich war der Bischof unterwegs gewesen, als sie ankamen, bei irgendeiner Versammlung oder bei der Taufe eines Neugeborenen, jedenfalls mit göttlichen Angelegenheiten befasst, niemals mit ihren, niemals mit ihren. Oder er hatte einfach beschlossen, sich nicht drum zu kümmern.
    Zum Teufel mit dir!, dachte sie. Dann mache ich mich eben ohne dich auf die Suche.
    Es war unwahrscheinlich, dass sie in der Küche auf die Beweise stoßen würde, nach denen sie suchte, also ließ sie die Ratten ungestört und ging den Flur hinunter zum Gästesaal.
    Etwas Licht fiel durch die Küchendurchreiche und warf Schatten auf den großen Tisch. Am hinteren Ende saß jemand in dem großen Sessel mit einem hohen Hut auf dem Kopf.
    Adelia schluchzte auf und schnappte nach Luft, sah dann erneut hin. Es war kein Hut, es war kein Kopf: Es war Allies Vogelkäfig, den irgendwer auf die Rückenlehne des Sessels gestellt hatte. Sie ging am Tisch entlang, nahm den Käfig und wiegte ihn einen Moment in den Händen, ehe sie ihn wieder abstellte, um

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