Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
Vom Netzwerk:
nicht zusammen mit Allie.
    An einem angesengten Apfelbaum, der über die Mauer lehnte, war noch ein lebender Ast. Sie ging hin und kam mit einem kleinen Zweig zurück. Sie reichte ihn Will. »Gib das meiner Freundin. Sie heißt Gyltha. Es ist ein Zeichen, dass sie und Master Mansur tun sollen, was ihr ihnen sagt. Und wenn ihr im Palast ankommt, sagt dem Bischof von St. Albans, er soll unbedingt dafür sorgen, dass meine Leute im Palast bleiben. Er aber soll zu mir in den Gasthof kommen. Ich werde dort auf ihn warten.«
    »Ja, klar«, sagte Will und schlug die Augen zum Himmel. »Bischöfe tun ja auch immer genau das, was wir ihnen sagen. Wir halten ständig mit Bischöfen nette Schwätzchen, nich wahr, Jungs?«
    Das war ein guter Einwand, sie musste sich noch ein weiteres Zeichen einfallen lassen. »Sagt ihm …« Sie überlegte fieberhaft, was Rowley davon überzeugen konnte, dass sie zwar wohlauf war, aber seine Hilfe brauchte. »Sagt ihm … sagt ihm, Ariadne wartet auf ihn.« So hatte er sie genannt, als sie noch ein Liebespaar waren.
    Sie zwang Will, den Namen mehrmals zu wiederholen, bis er ihn richtig aussprechen konnte.
    Die Zehnschaft wollte sie nicht allein lassen, vor allem Alf nicht. »Er hat Angst, Scarry könnte jetzt hinter Euch her sein«, erklärte Toki.
    Adelia wurde ungehalten. Sie hatte einiges zu tun. Hier draußen im morgendlichen Sonnenlicht und mit der Abtei und den Mönchen direkt hinter der Mauer war die Welt völlig anders als vergangene Nacht im Wald, und die Erinnerung daran nahm bereits die Unwirklichkeit eines Albtraums an. Jetzt schien vom »Pilgrim Inn« eine unmittelbarere Gefahr auszugehen. »Will, du hast selbst gesagt, dass der Mann keine Ahnung hat, wo ich wohne.«
    »Stimmt, hat er nich, aber Alf könnte trotzdem recht haben. Scarry hat mächtig an Wolf gehangen. Er wird sich an uns allen rächen wollen, und besonders an Euch, Missus. Weil Ihr es wart, die Wolf erledigt hat.«
    Hatte sie? Sie hatte noch immer das Gefühl, das Ganze eher beobachtet als wirklich erlebt zu haben. Nun, dem würde sie sich später stellen, würde später dafür bezahlen, wenn sie das musste. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. »Dafür muss er mich erst finden.«
    »Vielleicht.« Will überlegte. »Er muss Wolf begraben. Und er wird ’ne Weile beschäftigt sein, weil er erst mal dafür sorgen muss, dass die ganzen anderen Scheißkerle von jetzt an ihm gehorchen, wo Wolf tot ist.« Er musterte sie forschend. »Seid Ihr sicher, dass der Bischof auch wirklich herkommt, wenn wir’s ihm sagen?«
    »Vollkommen sicher.«
    Alf schnaubte.
    Toki sagte: »Alf sagt, er will hierbleiben.«
    »Nein.« Sie atmete einmal tief durch und versuchte es erneut. »Ich will meine Leute wohlbehalten in Wells in Sicherheit wissen. Ich brauche euch alle, um sie dorthin zu bringen.« Allie, Gyltha, Rhys und Mansur würden eine möglichst große Eskorte benötigen, um unbeschadet durch den Wald zu kommen. Schon vier Männer waren eigentlich zu wenig.
    »Vielleicht hat sie recht.« Nervenaufreibend genau zählte Will die Gründe an den Fingern ab: »Erstens, Scarry denkt, sie wohnt drüben in Wells, weil wir das Wolf erzählt haben. Zweitens, er wird ’ne Weile alle Hände voll damit zu tun haben, Wolf zu beerdigen und die anderen Scheißkerle auf sich einzuschwören. Drittens, wenn wir den Bischof heute noch hierherschicken, kann er besser auf die Missus aufpassen, als wir das können.« Den Kopf zur Seite geneigt, starrte er seine gespreizte Hand an. »Ja, ich schätze, ’ne Weile ist sie hier sicher.«
    Wortlos überquerten sie alle gemeinsam die Straße. Der Hof lag verlassen und still da, die Fensterläden im ersten Stock waren verschlossen. So früh am Morgen schlief selbst Millie noch.
    Adelia verschwand im Stall, als Will an die Hintertür hämmerte. Es dauerte einen Augenblick, bis irgendwer reagierte, und schließlich tauchte Gyltha am Fenster auf.
    Es entspann sich ein längerer Wortwechsel zwischen ihnen, bei dem Gyltha vor ängstlicher Besorgnis recht feindselig klang, doch Will, der mit dem Zweig wedelte und seine Rolle erstaunlich gut spielte, konnte sie schließlich überzeugen, dass Adelia in Wells auf sie alle wartete.
    Die Tür wurde entriegelt, wieder von Gyltha. »Was fällt der denn ein, uns von so Strolchen wie euch Botschaften schicken zu lassen? Jedenfalls, ihr müsst euch noch was gedulden, bis ich unsere Sachen gepackt hab. Weshalb ist sie überhaupt zum Palast? Na, meinetwegen kommt

Weitere Kostenlose Bücher