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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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nun eine wunderbare Feindschaft.»
    «Jetzt sagen Sie nicht, Sie haben Machallik gemocht.»
    «Wirklich mögen konnte man den nicht. Dazu war er dann doch ein viel zu großes, selbstverliebtes Arschloch. Aber er war einer, mit dem man sich auch mal prügeln konnte. Das hat mir gefallen. Mit wem kann man sich heute schon noch so richtig prügeln?»
    «Wir könnten uns prügeln.»
    Rimschow grinste. «Vielleicht. Wenn wir uns besser kennen, komme ich eventuell mal auf Ihr Angebot zurück.»
    «Aber mit Machallik haben Sie sich geprügelt?»
    «Und wie. Wenn Sie Ihre Arbeit ordentlich machen, sollte auch ich auf der Liste der Tatverdächtigen stehen. So, wie wir uns welche verpasst haben. Bei allem, was man gegen diesen alten, paranoiden Sturkopf sagen kann: Machallik hatte ’ne gute Linke, und er hat seine Ratten und diese Stadt wirklich geliebt. Das unterscheidet ihn von vielen anderen. Sie wissen, das Rattengift, an dem er starb, hat er selbst entwickeln lassen. Es sollte ein Gift sein, durch das die Ratten einen möglichst angenehmen Tod haben würden. Mit einem Rauschmittel, das sie mit einem Lächeln, ohne Leiden, eben im Hochgefühl abtreten ließ. Das war dem ein Anliegen. So war der. Häufig war das, was er vom Senat forderte, nicht für ihn bestimmt, sondern der Bau eines Pflegeheims, die Förderung sozial benachteiligter Kinder oder die Errichtung von Sportstätten. Warum er das gemacht hat, weiß ich nicht, aber er war ein sehr leidenschaftlicher Charakter. Grundsätzlich mochte Machallik wohl die Menschen, also zumindest die, die er nicht persönlich kannte.»
    Ein Schnattern störte Rimschows letzten Satz. Die Schwäne verscheuchten die Enten. Rimschow sprang auf und verscheuchte die Schwäne. Als er sich wieder gesetzt hatte, sagte Lanner: «Und trotzdem wollten Sie Machallik überführen und sein Geschäftsmodell offenlegen.»
    «Eigentlich nicht. Kersting hatte mir den Zahn gezogen. Ich hatte aufgegeben.»
    «Wegen des Ziegler-Falls?»
    «Ja, das war der eine Fehler zu viel, den ich dann nicht mehr ertragen konnte. Der mein Konto vollgemacht hat. Kersting hat mir einen Deal angeboten. Ich musste darauf eingehen, ich hatte keine Wahl.»
    Lanner blickte den zähen und doch so müden Mann neben sich lange an. Er musste das Naheliegende aussprechen, auch wenn Rimschow ihm das sicher nicht dankte. «Es ging nicht um Sie bei diesem Deal. Es ging um die Zukunft der Kollegen, die bei dem illegalen Verhör mit Bolk dabei waren.»
    «Kersting hatte es geschafft, mir einzureden, dass es bei unserer Vereinbarung keine Verlierer gäbe. Und ich habe das tatsächlich geglaubt. Bis Effi Ziegler sich umgebracht hat.»
    Rimschow schaute wieder auf den See hinaus. Der See, dessen Anblick so viel angenehmer war als alles, was er sah, wenn er die Augen schloss. Er brauchte diesen See.
    «Vielen Dank, Sie haben mir wirklich sehr geholfen», sagte Lanner und wollte aufstehen.
    «Habe ich das?», antwortete Rimschow verwundert. «Sie würden einfach so gehen, ohne das Wichtigste von mir erfahren zu haben? Wären Sie mein Polizeischüler, hätten Sie jetzt zwei Wochen Innendienst.»
    «Bitte was?»
    «Wollen Sie nicht wissen, warum mir Machallik kurz vor seinem Tod ohne Not etwas über sein Rattensystem erzählt hat?»
    Lanner schwieg betreten. Das war ihm tatsächlich durchgerutscht.
    «Machalliks großes Geheimnis. Wer, von wo, wie eigentlich genau die Ratten steuert. Wie die Aufträge der vermeintlichen Senatsstelle zu den anderen Kammerjägern kommen. Wo ist die Leitstelle? Wo der Zentralcomputer? Und wer bedient ihn? Informationen, denen Maschmann, der Regierende Bürgermeister und wer weiß ich nicht noch alles seit Jahren nachjagen und über die sie trotz all ihrer Macht bis heute nicht verfügen. Hätten Sie wirklich nicht gefragt, warum Machallik mir dies alles einfach so verraten hat?»
    Lanner war nun wirklich peinlich berührt, aber offenkundig wollte es Rimschow noch von ihm hören. «Also gut, warum hat Machallik Ihnen das alles verraten?»
    «Er hat es nicht verraten. Er wollte vielleicht, aber er hat es nicht. Machallik hat mich angerufen, weil er mit mir reden wollte. Alles erzählen. So hat er es gesagt. Über die Ratten. Über Maschmann. Sogar über das Verschwinden von Markowitz. Keine Ahnung, warum. Ich glaube, er hatte Angst. Ein bisschen was hat er schon am Telefon erzählt, um mir Appetit zu machen. Aber am nächsten Tag sollte ich in sein Bunkerbüro kommen, und dann wollte er mir alles verraten. Noch

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