Der König von Havanna
gehörte Magdalena. Darin befand sich nur eine auf den Boden geworfene Matratze. In einer Ecke lagen eine Pfanne, ein Krug, ein Löffel, eine Blechdose mit Wasser, daneben standen ein kleiner Kohleherd und drei Pappkartons. Einer davon war voll alter, abgetragener Kleidung, in einem anderen waren ein paar Tüten mit Reis, Bohnen, Zucker, im dritten ein Sack roher Erdnüsse sowie ein Vorrat an weißen Papierbögen, um daraus Tüten zu drehen.
Magda trank Rum und rauchte Zigaretten. Manchmal auch ein wenig Marihuana. Sie aß wenig. Die beiden sprachen nicht viel. Fast nichts. Eigentlich gar nichts. Sie schloss die Tür und öffnete ein Fensterchen, um das Zimmer etwas zu lüften. Sie sahen sich an und küssten sich. Da waren alle Worte überflüssig.
Keinen von beiden störte der Schmutz des anderen. Sie hatte eine etwas säuerliche Möse, und ihr Arsch stank nach Scheiße. Sein Schwanz war zwischen Eichel und Vorhaut käseverschmiert. Beide rochen streng unter den Achseln, nach toten Ratten an den Füßen und schwitzten. All das erregte sie. Erschöpft und dehydriert ließen sie voneinander ab, als es dunkel wurde. Magda und die anderen wohnten hier illegal, denn das Gebäude konnte jeden Moment ganz einstürzen. Insofern gab es weder Gas noch Wasser oder Strom. Nicht einmal eine Kerze hatten sie. Es wurde Nacht, und die beiden lagen auf ihrem Lager in der Dunkelheit, halb betrunken und halb stumpfsinnig von all dem wilden Sex.
»Rey, mir brennt der Arsch; der Arsch und die Möse. Du hast mich fix und fertig gemacht.«
»Weil du ein altes Weib bist. Ich bin voll fit.«
»Ach, du bist also voll fit? Na warte … gleich kannst du unter Beweis stellen, ob du der König von Havanna bist oder eher der Arsch von Havanna.«
Sie kramte auf dem Boden eines Kartons. Zwischen all den schmutzigen Lumpen hatte sie ein halbes Kilo Marihuana versteckt. Sie drehte zwei Joints, verstaute das Paket wieder, und sie steckten sie sich an und sogen den Rauch tief ein, dass es ihnen fast die Lungen zerriss. Dann begann sie ihn anzuheizen. Sie ergriff seinen schlappen Schwanz und nahm ihn in den Mund. Das Kraut war gut und effektvoll. Das Tier entrollte sich geschmeidig auf der Suche nach Beute. Sie nahmen ihr Spiel wieder auf. Rey hatte keinen Saft mehr, sein Schwanz war trocken. Drei Stunden später schliefen sie dann ein. Am nächsten Morgen wachten sie spät auf. Sie entzündete den Kohleherd und röstete Erdnüsse. Hundert kleine Tütchen füllten sie. Es war schon Mittag, als Magda loszog, um sie zu verkaufen. Zuvor kackte sie in ein Stück Papier, knüllte es zusammen und warf es auf die Dachterrasse des Nachbarhauses. Dann gingen sie die Treppen hinunter.
»Was machst du heute, Rey?«
»In der Cafeteria, Plastikflaschen aufsammeln. Der Müll ist voller Becher und Flaschen.«
»Die großen verkaufen sich für zwei Pesos.«
»Ich weiß.«
»Hier, nimm.« Sie gab ihm fünf Pesos. »Iss etwas, du hast es dir verdient. Letzte Nacht war ich tot.«
»Hahaha … Bin ich nun der König oder nicht?«
»Hmmm.«
»Ciao, dann also bis heute Abend.«
Rey sammelte leere Colaflaschen und Plastikbecher aus dem Müll. Er wollte sie im großen Stil bei einer Bierschenke verkaufen. Die Säufer hatten weder Becher noch Flaschen, aber da kam Rey und versorgte sie mit allem. Doch sein Äußeres war viel zu abstoßend, und niemand kaufte ihm was ab. Andere Penner, die etwas sauberer waren, verkauften ebenfalls Becher und Flaschen, die sie aus dem Müll der Dollar-Caféterien gesammelt hatten. Es gab Konkurrenz in diesem kleinen Business. Genervt und schlecht gelaunt kehrte Rey in das Gebäude zurück, in dem Magda wohnte. Es war fast neun Uhr abends. Er ging in der Dunkelheit hinauf, näherte sich der Tür und hörte Seufzer und Stöhnen. Da vögelte Magda mit einem anderen. Er rastete schier aus. »Diese Nutte macht sich lustig über mich«, dachte er und klopfte laut an die Tür. Das Stöhnen verebbte, es wurde still.
»Magdalena, mach auf!«
Sie öffnete die Tür und wollte ihm den Weg versperren, aber er fegte hinein wie ein Wirbelwind. Ein magerer, schmutziger, etwas zerlumpter alter Mann bemühte sich, rasch in seine Hosen zu kommen. Rey packte ihn am Kragen und gab ihm ein paar Ohrfeigen. Der Kerl war ziemlich mickrig.
»Was soll das hier mit dem, bist du eine Nutte oder was?«
Er zerrte den Kerl aus dem Zimmer. Der Unglückliche sagte keinen Ton und rannte schnell die Treppen hinunter. Magda rief ihm nach:
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