Der König von Havanna
ganz.«
»Nein, nein. Schluss jetzt. Du bist ein echtes Ferkel!«
»Ja, aber mit einem Superschwanz.«
»Ach, wenn’s nur das wäre … Solche wie diesen hier findet man überall, sogar noch größere … Außerdem mag ich sie nicht so … davon kriege ich jedes Mal eine Entzündung. Bleib du lieber bei Sandra.«
Sandra hatte inzwischen ihre letzten Retuschen beendet und lachte amüsiert: »Sieh mal einer an, was für eine böse Zunge du hast, Yamilé. Jetzt hast du den armen Kerl ganz scharf gemacht … Komm, Schätzchen, nimm, was dir gehört.«
Und sie drehte ihm ihre Arschbacken hin. Dieser Scherz machte Rey wütend. Er packte Sandra und schlug sie mitten ins Gesicht.
»Los, gib mir deinen Arsch, verdammt, ich bin affengeil!« Schnell ließ Sandra Shorts und Slip herunter, dem Heulen nahe.
»Du brutaler Kerl … immer dasselbe … du machst mit mir, was du willst … Au, du Schwein, nicht so, das tut mir weh. Nicht so trocken. Spuck drauf, Schätzchen, richtig … nicht auf den Boden … los, du hattest ihn schon an der richtigen Stelle … dafür bin ich schließlich da, Süßer.«
Vom Fenster her sah Yamilé zu und lachte. Als die beiden fertig waren, war auch sie spitz und feucht geworden, und beim Anblick dieses Schauspiels lief ihr fast der Speichel aus dem Mund.
»Wenn du dich gewaschen hast, kriegst du meine Möse. Aber so komm mir bloß nicht zu nahe, du Ferkel!«
Da sprang Sandra dazwischen.
»Das darf doch wohl nicht wahr sein! Der Schwanz gehört mir! Ich teile ihn mit niemandem. Schluss jetzt, Rey, es reicht. Komm, Yamilé, lass uns gehen, ich bin fertig.«
Rey war befriedigt und insistierte nicht länger. Sandra trug eng anliegende, winzige Shorts und eine weiße Bluse mit Borte, alles aus glänzendem Satin, dazu Schuhe aus Naturleder und mit hohen Plateausohlen. Ihre Perücke war platinblond mit goldenen Highlights, der einladend fleischige Mund mit schwarzsilbernem Lippenstift betont. Sie war ganz Lebedame. Yamilé mit ihrem langen schwarzen Kleid war viel schlichter. Ein anständiges, reizendes junges Mädchen mit dunklem, langem Haar bis auf die Schultern. Kein Schmuck und nur wenig Make-up, ganz natürlich und süß. Sie wirkte wie eine unschuldige Abiturientin auf der Suche nach einem ordentlichen Verlobten, den sie dann in Weiß in der katholischen Kirche des Viertels heiraten wollte. Sandra gab Rey drei Dollar in die Hand und flüsterte ihm ins Ohr: »Du gefällst mir mit jedem Tag besser. Ich glaube, ich werde dir morgen ein Geschäft vorschlagen. Hau nicht ab. Ich bin eine Tochter von Ochún, und mit mir wirst du weiterkommen.«
Dann gingen sie. Ruhig blieb Rey mit den drei Dollar in der Hand auf der Treppe sitzen.
Als Magda heimkam, war er auf der Treppe eingeschlafen. Es war früh am Morgen. Sie kam mit einer Pizza in der Hand und weckte ihn. Sie sprachen kaum ein Wort. Er aß die Pizza. Dann legten sie sich auf den Strohsack und schliefen tief und fest. Offenbar hatte auch Magda ihre Freveltaten genossen und war ebenso erschöpft wie Rey.
So vergingen mehrere Tage. Magda verkaufte ihre Erdnüsse. Manchmal verschwand sie irgendwo mit ihren geilen Alten und tauchte dann kurz darauf wieder auf. Auch Sandra hatte ihre Geheimnisse. Tatenlos verbrachte Rey die Tage. Er saß an der Straßenecke und wartete darauf, dass ihm etwas in den Schoß fiel. Natürlich fiel ihm nichts in den Schoß. Er fühlte sich unbehaglich, denn er war gerne in Bewegung. In dem Spinnennetz zwischen Sandra und Magda war er jetzt mutterseelenallein. Er dachte daran, eine Runde hinterm Hafen zu drehen. Ein bisschen in seinem Container sitzen. Mal was anderes sehen. Während er noch hin und her überlegte, hielt vor ihm ein Wagen. Der Chauffeur sagte, er würde ihm zehn Pesos geben, wenn er den Wagen schön polierte. Der Wagen war ein einziger Lehmklumpen. Rey putzte ihn eine halbe Stunde lang, und als er fertig war, glänzte der Wagen. Rey blieb mit seiner Blechdose Wasser und dem Putzlappen sitzen und bot seine Dienste an. So vergeudete er zwei Tage. Niemand wollte ihm etwas dafür zahlen, dass er ihm das Auto säuberte. Die Leute sparten lieber ihr Geld und taten es selbst.
Magda und er vögelten jeden Tag besser. Mit mehr Zärtlichkeit vielleicht oder mehr Liebe. Sie mochten sich. Liebe und Geilheit auf dem Strohsack. Gleichgültigkeit und Distanz, wenn sie angezogen waren. Beide waren auf der Hut. Nur nicht zu sehr einlassen. Manchmal behandelten sie sich mit Verachtung, doch
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