Der König von Havanna
tauchst du auch mal wieder auf?!«
»Dasselbe könnte ich dich fragen.«
Magda ließ sich wieder auf den Strohsack fallen und er an ihre Seite. Augenblicklich waren sie eingeschlafen. Als sie aufwachten, war es schon nach zwölf. Wie immer erwachte er mit einer phänomenalen Erektion. Magda streckte die Hand aus. Sie tastete sich im Halbschlaf heran. Drückte ihn. Er steckte seine Hand in ihr Geschlecht. Und ohne die Augen zu öffnen, streichelten sie einander. Er zog sie zu sich heran. Das hier war Magda, die nach Schmutz roch, genau wie er. Er leckte ihren Hals, schmeckte den strengen Schweißgeruch ihrer Achselhöhlen. Das erregte ihn sehr. Er bestieg sie, drang in sie ein und fühlte sich wohl. Außerordentlich wohl sogar.
War das Liebe? An die Sauftour vorige Nacht konnte er sich schon gar nicht mehr erinnern. Auch nicht an Sandra. Sie vögelten gründlich, das heißt, sie spürten mit jeder Faser, was sie taten. Nach dem ersten Orgasmus machten sie weiter, wurden noch stürmischer. Wie gut das tat.
»Liebst du mich, Kleines?«
»Ja, Schätzchen, ich mag dich so sehr … ich fühl mich so wohl mit dir.«
Die beiden vereinten Körper tauschten Geflüster mit kleinen Sätzen der Liebe aus. Sie streichelten sich und begehrten einander mit jeder Faser ihres Körpers. Als dann die Sinnlichkeit abkühlte, schämten sie sich, so viel Liebe zu empfinden. Die Subtilität der Liebe ist ein Luxus. Sie zu genießen ist ein unschicklicher Exzess der Stoiker.
Um drei Uhr nachmittags erhoben sie sich von dem Strohsack. Magda bot ihm Rum an. In einer Flasche war noch ein kleiner Rest.
»Nein. Ich habe Hunger.«
»Ich habe weder zu essen noch Kaffee oder Zigaretten. Nichts, gar nichts. Nur den Rum.«
»Du bist eine Katastrophe.«
»Du bist eine noch größere Katastrophe als ich, Rey. Wenn ich keine Pesos auftreibe, verhungern wir.«
»Na gut, los dann, beweg dich. Besorg etwas!«
»Warte, Schätzchen, ich habe hier etwas Kleingeld.«
»Von den alten Säcken?«
»Von wem auch immer, Jungchen. Fang jetzt nicht wieder an zu nerven. Ich habe dir schon fünfzig Mal gesagt, dass die Alten mehr Geld einbringen als Erdnüsse. Komm, wir gehen raus und besorgen uns was zu essen.«
»Nein. Ich bleibe hier. Hol du was. Und beeil dich.«
»Du bist der größte Faulpelz der Welt. Von wegen König von Havanna – Faulpelz von Havanna!«
Magda zog los. Rey warf sich wieder auf den Strohsack und schlief ein. Als er aufwachte, war nichts da, keine Magda, kein Essen. Er durchsuchte die Kiste mit den Lumpen und fand ein wenig Marihuana. Es wurde schon dunkel. Eine gute Zeit, um sich einen kleinen Joint zu drehen und sich einzustimmen. Aber er fand nirgendwo einen Fetzen Papier im Zimmer. Er ging hinüber zu Sandra. Sie freute sich, ihn zu sehen.
»Wieder da?! Wie schön. Ich hatte schon befürchtet, du hättest in den Apfel von Schneewittchens Hexe gebissen.«
»Wovon redest du, Mann? Wer ist Schneewittchen? Bei dir versteht man kein Wort.«
»Was bist du für ein Ignorant. Mit dir kann man sich nicht unterhalten. Aber das liegt halt daran, dass du so ungebildet bist … Ungebildet und grob. Du willst immer bloß den Schwanz reinstecken, abspritzen, und das war’s! Mensch, wann wirst du mal etwas vernünftiger?!«
»Nie. Wir Männer sind so. Und wir reden nicht so viel Quatsch wie du. Wer’s Maul nicht so weit aufsperrt, schluckt keine Fliegen.«
»Dir ist nicht zu helfen … Du leidest unter akutem Brutalo-Machismus, und an der Krankheit wirst du zugrunde gehen.«
In dem Moment kam Yamilé, eine bildschöne kleine Nutte von achtzehn. Sie trug ein langes schwarzes Kleid und weiße Schuhe mit Plateausohlen von zehn Zentimeter Höhe. Sie sah aus wie ein zierliches, elegantes, bezauberndes Model. Aber sobald sie den Mund aufmachte, sprudelte eine stinkende Kloake hervor. Und sie kannte kein Maß, egal, wo sie war. Unbesonnen kam sie an, schrill wie immer.
»Was zum Teufel ist hier los? Hatten wir nicht verabredet, dass du um acht fertig bist, verdammt noch mal?!«
»Ach, Yamilé, spiel dich nicht so auf. Schau, ich möchte dir einen Freund vorstellen.«
Yamilé sah ihn misstrauisch an. Man konnte von weitem sehen, dass er ein Hungerleider war. Zur Begrüßung schnitt sie ihm eine Grimasse.
»Begrüß ihn richtig, Mädchen, sei nicht ungezogen. Ich gebe mir alle Mühe, dir beizubringen, wie man sich in der Gesellschaft benimmt, aber du lernst es nie … Er ist mein Mann.«
»Dieses verdreckte Jüngelchen? Also ich kann
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