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Der König Von Korsika

Titel: Der König Von Korsika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kleeberg
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erhöht und respektiert und geborgen in Eurer Freundlichkeit, Don Teodoro, Geliebter, und wie habe ich es dir gedankt, für dreißig Silberlinge habe ich Euch verkauft, aber jetzt, als du fort warst, all diese Wochen, da konnte ich’s nicht mehr ertragen, ich wollte sterben, ich mußte es dir gestehen, auch wenn ich des Todes bin, nur um eines bitte ich, Majestät, laßt mich nicht foltern und brennen, ich habe solche Angst vor den Schmerzen, nur die kleinen Schmerzen, die du mir antust, Geliebter, die sind süßer als Honig und nach ihnen und deinen Augen und deinen Händen bin ich begierig, und -
    Du bist eine Spionin, die Genua mir ins Haus geschickt hat? unterbrach Theodor sie ebenso ungläubig wie zutiefst entzückt.
    Wieder das Aufschluchzen, der Aufschlag der rotgeweinten Augen unter dem zerrauften schwarzen Haar: Oh, Gnade, Majestät! Nicht brennen, nicht die Augen ausstechen!
    Nun höre doch einmal mit diesen Scheußlichkeiten auf! befahl Theodor und lachte beschwipst auf. Also Genua schickt mir tatsächlich eine Spionin auf den Hals?! Ist das wahr? Schneidest du auch nicht nur auf? Nun erzähle doch einmal richtig. Hier, mein Taschentuch, schneuz dir die Nase und beruhige dich, man versteht ja kein Wort!
    Angelina erzählte alles noch einmal, weniger stockend, und sah in den Pausen Theodor mit wachsendem Unverständnis
und augenrollender Bestürzung an, da er sich gar nicht genugtun konnte an Einzelheiten und immer wieder nachfragte, was die Genueser ihr genau befohlen, in welchem Ton sie von ihm gesprochen hatten und was sie ihnen berichtete, und seine Laune wuchs von Minute zu Minute.
    Wirklich? Ernsthaft? Also haben sie doch einen verdammten Respekt vor mir und allem, was ich hier tue! Das ist ja ein Ritterschlag! Und du erzählst deinem Verbindungsmann also regelmäßig alles, was du siehst, und er läuft dann los? Oder wie? Oder hast du selbst auch geschrieben? Aber nein, sie konnte ja weder lesen noch schreiben, sie mußte alles mündlich weitergeben. Ja, sagte Theodor, da wußte man in Genua, daß ich ein Mann mit einer Schwäche für schöne Frauen bin, mein Lindenblatt. Ich kann mir denken, wie sie dasaßen, mit militärischer Macht, mit Geld kriegen wir ihn nicht, aber ein junges Mädchen... Kompliment, meine Herren, aber das ist ja einfach wunderbar, das ist ja ganz köstlich, so und nun erzähle mir noch einmal, wie das war, sie sprachen mit Respekt von mir, nicht wahr? Ich mache ihnen schwere Sorgen...
    Angelina, die sich, ohne recht zu wissen, wie ihr geschah, von Theodors Ausgelassenheit anstecken ließ, halb schon überzeugt, der sichere Tod werde ihr erspart bleiben, noch immer benommen von der vollkommen unerwarteten Wendung ihrer Lage, rief jetzt ein wenig forscher: Oh, und ich habe ihnen gesagt, welch ein Liebhaber du bist, Majestät, ich habe ihnen erzählt von deiner Stärke und Unersättlichkeit und wie du mich manchmal genommen hast wie ein wildes Tier in deiner Raserei und mich gepfählt und mich in der Luft gehalten nur mit der Kraft und Macht deiner Männlichkeit und mich dann überschwemmt hast wie der Nil sein fruchtbares Delta, daß ich dachte, eine Quelle sprudelt in mich, eine warme Heilquelle wie in den Bergen meiner Heimat, und ich habe ihnen ins Gesicht geschrien,
welch ein Mann unser König ist, wie unermüdlich er mich vier-, fünf-, acht-, zwölfmal hintereinander in den siebten Himmel der Lust schleudert – nun übertreibt sie aber, und zwar erheblich, dachte Theodor mit einer gewissen Mißbilligung, denn die phantastischen Superlative am Schluß drohten auch dem Anfang des Satzes seine Glaubwürdigkeit zu nehmen – und daß vor einem solchen Mann jeder Widerstand, jede Gegenwehr zwecklos und er ein großer Herscher... aber sag, willst du mich nicht töten, nicht foltern lassen, Herr, Gebieter, Majestät, habe ich mein Leben denn nicht verwirkt?
    Theodor antwortete nicht. Das Porträt vor Augen, das sie mit flatternden, kurzen Fingerchen, durch die eigenen sprühenden Übertreibungen offensichtlich erregt, von ihm als einem wilden Stier gegeben hatte, nannte er sie zu ihrer Verblüffung Europa und forderte sie schnaubend auf, ihn zu besteigen.
    Doch, langsam summierten erinnerungswerte Momente sich zu einem immer stabileren Königsbewußtsein: Der Anblick seines Konterfeis auf frisch glänzenden Silbermünzen, die langen, genießerischen Minuten, wenn er sich von seiner afrikanischen Sklavin das Haar waschen und die Kopfhaut massieren ließ, sein Gesicht mit

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