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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Grab in Der-el-Bahari!«
    Howard fuhr aus dem Bett und schlüpfte in seine Hose. »Was ist damit, nun sag schon, verdammt noch mal!«
    »Vier Männer sind dabei, in das Grab einzubrechen.«
    »Unmöglich«, erwiderte Carter, »ich habe zwei Wachen aufgestellt.«
    »Die sind geflüchtet, Effendi. Die Räuber waren in der Überzahl.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »So wahr ich Sayyed heiße.«
    »Wir müssen die Polizei einschalten, komm!« Carter warf sich Hemd und Jacke über und machte Anstalten, sein Zimmer zu verlassen.
    »Das können Sie vergessen, Effendi!« Sayyed machte eine wegwerfende Handbewegung. »Vor morgen früh wagt sich kein Polizist auf das jenseitige Nilufer.«
    »Aber wir müssen doch etwas tun!«
    Der Junge blickte treuherzig, so wie er ihn im Polizeigefängnis kennengelernt hatte. Dann meinte er: »Hassan sagt, dem klügsten Mann nützt seine Weisheit nicht, wenn er keine Freunde hat. Sayyed ist doch Ihr Freund, oder?«
    »Ja, selbstverständlich«, erwiderte Howard irritiert.
    »Also. Ich habe zehn Männer mit Gewehren zusammengetrommelt. Sie warten in einem Boot an der Nillände. Natürlich ist ihr Einsatz nicht kostenlos. Nur der Tod…«
    »… ist umsonst. Ich weiß, Sayyed. Über Geld laß uns später reden. Einverstanden? Ich werde mich schon erkenntlich zeigen.«
    Im Laufschritt legten beide den Weg zum Nilufer zurück. Wie angekündigt, wartete im Dunkeln eine Barke mit zehn bewaffneten Männern an Bord. Sie trugen schwarze Gewänder und kauerten, ihre Gewehre senkrecht zwischen den Schenkeln haltend, auf den Planken des Schiffes. Nach einem kurzen Disput mit dem Anführer der Truppe meinte Sayyed: »Er fordert fünf Pfund für seine Leute.«
    »Fünf Pfund?« rief Howard aufgeregt, und er weigerte sich, das Schiff zu besteigen.
    »Der Auftrag ist mit Gefahren verbunden, Effendi«, meinte Sayyed, »entscheiden Sie sich! In dieser Situation ist jede Minute kostbar.«
    Howard zog zwei Pfundnoten aus der Tasche und zischte: »Zwei Pfund, und keinen Shilling mehr. Sag ihnen das!«
    Der Anführer nickte, und Carter sprang in die Barke.
    »Wie hast du von der Sache erfahren?« erkundigte sich Howard während der lautlosen Überfahrt.
    Sayyed schnalzte mit der Zunge. »Habe ich Ihnen doch gesagt, Mr. Carter, Sayyed weiß immer alles. Sayyed hat viele Freunde auf beiden Seiten des Nils!«
    Kaum hatte die Barke angelegt, da sprangen die bewaffneten Männer heraus und schlugen im Laufschritt die Richtung nach Der-el-Bahari ein. Von den Felsen hallte das Jaulen der Schakale. Und als sie sich Navilles Grabungshaus näherten, entdeckte Howard in einiger Entfernung einen schwachen Lichtschein. »Da!« rief er leise und deutete in die Richtung.
    Der Anführer breitete die Arme aus zum Zeichen, daß die bewaffneten Männer ihre Schritte verlangsamten. Behutsam und in geduckter Haltung setzten sie ihren Weg fort. Je näher sie der Lichtquelle kamen, desto bedächtiger wurden ihre Schritte.
    »Pst!« machte der Anführer und bedeutete Carter und Sayyed, sie sollten zurückbleiben.
    Schon hörte man leise Stimmen und Schaufelgeräusche. Howard und Sayyed knieten sich in den Sand und starrten auf den zitternden hellen Fleck, dem sich die Männer, ihre Gewehre im Anschlag, lautlos näherten. Keine dreißig Schritte von ihrem Ziel entfernt strauchelte plötzlich einer der Männer. Sein entsichertes Gewehr fiel zu Boden, und dabei löste sich ein Schuß. Carter sah das Mündungsfeuer aufblitzen, es gab einen Knall, und von den Felswänden kam ein dreifaches, immer schwächer werdendes Echo zurück.
    Kaum hatte sich das Echo verflüchtigt, da vernahm man ein weiteres Geschrei, und aus dem beleuchteten Schacht sprangen vier Gestalten, auffallend kleinwüchsig und, soweit man das erkennen konnte, kaum bekleidet. Es hörte sich an, als stießen sie Flüche aus, während jeder der vier in eine andere Richtung flüchtete.
    Der Anführer hob seine Flinte und gab einen Schuß in die Luft ab. Für die anderen war dies das Zeichen zum Angriff. Blindwütig, als ginge es um ihr Leben, feuerten die Männer in alle Richtungen; doch geschah dies wohl eher, um ihren Einsatz und die damit verbundene Entlohnung zu rechtfertigen, als in der Absicht, die Grabräuber niederzustrecken.
    Als der letzte Schuß verhallt war, erhob sich Carter, der das Gefecht auf dem Bauch liegend abgewartet hatte, um den Schaden am Grabeingang zu begutachten. Der Schutt, welcher um den Schacht aufgehäuft lag, ließ Schlimmes befürchten. War es den

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