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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Vermögen.
    »Vierhundert Pfund, das allerletzte Angebot!« hörte er Ahmed Abd-er-Rassul sagen. Aber er war in Gedanken weit fort. Unvorstellbar, die Summe für einen jungen Mann von bescheidener Herkunft. Unvorstellbar, welche Möglichkeiten ihm dieses Geld eröffnete: Unabhängigkeit, Freiheit. »Wie stellen Sie sich das vor, Mister«, sagte Howard abwesend, »Dr. Naville und andere haben gesehen, daß der Zugang zu dem Grab unversehrt ist.«
    Da verdrehte der lange Ägypter erneut die Augen, daß man befürchten mußte, sie würden aus ihren Höhlen kullern, und er entgegnete: »Mister Carter, lassen Sie das getrost meine Sorge sein. Sie werden die Mauer vor dem Grab ohne Spuren eines Einbruchs vorfinden. Ich darf also mit Ihrer Zustimmung rechnen?«
    Unvermittelt kehrte Lady Collingham zurück. »Ich hoffe, meine Anwesenheit wird wieder geduldet.«
    Carter entschuldigte sich für die Unhöflichkeit. Sie hätten ein wichtiges Gespräch geführt, das auf einem Fest wie diesem eher unpassend sei. »Haben Sie sich gelangweilt?«
    »Keineswegs. Man trifft hier so viele Leute, daß man sich beinahe wie zu Hause fühlen kann. Lord Amherst ist hier mit seiner Familie. Sie haben mir von ihrem Hausboot erzählt und mich und Sie, Howard, zum Dinner gebeten. Natürlich habe ich erzählt, daß ich in Ihrer Begleitung hier bin. Die Amhersts brennen darauf, Sie zu sehen.«
    Plötzlich stand Alicia vor ihm. Howard hätte sie beinahe nicht erkannt. Der rotblonde Wildfang von einst hatte sich zu einer ansehnlichen jungen Dame gewandelt. Alicia trug das Haar nicht mehr kurz, sondern lang und zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt. Ihr Kleid aus hellblauer Seide war eng geschnitten und bis zum Hals geknöpft. Die fließenden Linien ließen das kleine Persönchen größer erscheinen.
    »Howard!« rief Alicia und fiel Carter in die Arme. Sie küßte ihn so heftig, daß Howard die Luft wegblieb.
    »Ich hatte ja keine Ahnung«, meinte Howard verlegen. »Aus dir ist ja eine richtige Schönheit geworden!«
    Alicia ließ von Howard ab. »Daran ist er schuld.« Dabei zeigte sie mit dem Daumen auf einen rotbärtigen Mann, der sprachlos neben ihr stand. »Lord Rockley, mein Verlobter.«
    Carter reichte Rockley die Hand. »Mylord, ich kann Sie zu Ihrer Wahl nur beglückwünschen. Alicia ist eine wunderbare Frau.«
    Unerwartet fiel sein Blick auf Ahmed Abd-er-Rassul, der, etwas abseits, das unerwartete Zusammentreffen beobachtete. Und plötzlich war die Unsicherheit, ob er sich an den Ägypter verkaufen sollte, verflogen. »Übrigens, Mr. Abd-er-Rassul«, rief er ihm zu, »meine Antwort ist nein. Und damit Sie Bescheid wissen, ich werde die Wachen in Der-el-Bahari noch verstärken.«
    Da verfinsterte sich das finstere Gesicht des Mannes noch mehr, er verneigte sich linkisch, indem er den Kopf steif hielt, aber in der Hüfte einknickte, und erwiderte: »Wie Sie meinen, Mister. Ich hoffe nur, es wird Ihnen nicht leid tun!« Sprach’s und verschwand.
    »Ein unangenehmer Mensch«, bemerkte Carter, »aber er soll uns die Laune nicht verderben.« Und an Alicia gewandt: »Du bist mit deinen Eltern hier?«
    Alicia nickte. »Sie laden dich und Lady Collingham zum Dinner ein. Wir haben unser eigenes Hotel mitgebracht. Es schwimmt unten auf dem Nil. Übrigens, ich soll Grüße von Mr. Peabody ausrichten!«
    Da lachten beide herzlich, und Elizabeth und Rockley sahen sich fragend an. »Ich glaube«, meinte der Lord an Elizabeth gewandt, »wir sollten uns für kurze Zeit zurückziehen. Die beiden haben sich gewiß viel zu erzählen. Es ist euch doch recht?«
    Alicia und Howard nickten zustimmend, während sie sich ansahen. Arm in Arm mischten sich Lord Rockley und Lady Collingham unter die Gäste. Howard sah ihnen schmunzelnd hinterher.
    »Ich erinnere mich noch gut an eine junge Dame in Didlington Hall«, bemerkte er in Gedanken verloren, »die bezweifelte allen Ernstes, ob sie sich je verlieben könnte. So lange ist das noch gar nicht her! Und nun stellt sie mir ihren Verlobten vor…«
    »Ja, ich liebe diesen Rockley wirklich, obwohl er nicht meine eigene, sondern die Wahl meiner Eltern ist. Du kennst ja ihre Standesdünkel. Aber ich mag ihn, auch wenn er nicht der Schönste ist. Dafür sorgt er sich rührend um mich, wie es noch nie zuvor jemand getan hat. Wir werden im nächsten Jahr heiraten. Und du?«
    Howard hob die Schultern und blickte über die Köpfe der Gäste hinweg.
    »Diese Lady Collingham«, begann Alicia zurückhaltend, »ich meine, ist

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