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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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schaffen?«
    »Nicht mehr und nicht weniger, als daß Scheich Ibrahim und Howard Carter ein und dieselbe Person sind.«
    »Wie kommen Sie darauf?« entrüstete sich Carter. »Sie kennen diesen Scheich Ibrahim doch überhaupt nicht. Sie sind ihm nie begegnet!«
    »Ach?« Maspero lächelte verschmitzt. »Woher wollen Sie das wissen, wenn Sie nicht Scheich Ibrahim sind?«
    Howard sah sich in die Enge getrieben. »Und wenn es so wäre?« fragte er schließlich resignierend.
    »Dann könnte ich Sie nur beglückwünschen zu diesem Geniestreich. Allerdings würde ich es mir zweimal überlegen, die Identität des Entdeckers abzustreiten.«
    »Und warum, wenn ich fragen darf?«
    »Immerhin handelt es sich bei der Freilegung des Hatschepsut-Grabes um eine der größten Leistungen der Archäologie. Eine Grabkammer, zweihundert Meter tief im Fels, so weit ist noch kein Ausgräber vorgedrungen.«
    »Das war auch nur mit Hilfe des elektrischen Stroms möglich«, lenkte Carter ein. »Ohne Luftzufuhr von oben wären wir da unten alle erstickt.«
    »Großartig, großartig!« brummelte Maspero vor sich hin. »Ich glaube, Sie und Mr. Davis haben sich mit dieser Technik in die Annalen der Archäologie eingeschrieben. Gratuliere, Mr. Carter.«
    Howard mußte lachen. »Das sollten Sie zuerst Mr. Davis mitteilen. Für ihn war die Ausgrabung des Hatschepsut-Grabes eine riesige Enttäuschung. Davis hatte gehofft, die Entdeckung würde ihm zu Weltruhm verhelfen. Und dann war das Grab leer.«
    »Oh, diese Amerikaner!« Maspero faltete die Hände, als wollte er ein Stoßgebet zum Himmel schicken.
    Verlegen schüttelte Carter den Kopf. »Gestatten Sie mir eine Frage, Mr. Maspero. Woher wußten Sie, daß ich in die Figur des Scheich Ibrahim geschlüpft bin? Haben Weigall oder Ayrton mich verraten? Die beiden waren mir von Anfang an nicht geheuer.«
    Maspero hob beide Hände. »Keineswegs. Genaugenommen haben Sie sich selbst verraten, indem Sie den Namen Scheich Ibrahim wählten, genau wie jener Schweizer Abenteurer, der vor beinahe hundert Jahren als Araber verkleidet die nubische Wüste durchquerte und dabei Abu Simbel entdeckte. Als mir zu Ohren kam, daß ein gewisser Scheich Ibrahim für Davis arbeitete, war mir klar: das kann nur Carter sein.«
    Ein bißchen genierte sich Howard, weil er so naiv gewesen war zu glauben, niemand würde seine Eulenspiegelei durchschauen. Wirklich peinlich empfand er jedoch Masperos folgende Frage: »Mr. Carter, wovon leben Sie eigentlich zur Zeit?«
    »Über mein Auskommen sollten Sie sich keine Gedanken machen, Monsieur«, entgegnete Carter ungehalten. »Wie Sie sehen, bin ich noch immer wohlgenährt und halbwegs anständig gekleidet.«
    »Verzeihen Sie, Mr. Carter, meine Frage war wohl etwas unglücklich.«
    »Mr. Maspero«, fiel ihm Lord Carnarvon ins Wort, »wollte fragen, ob Sie frei sind für eine neue Aufgabe.«
    Howard sah Carnarvon fragend an. »Das kommt ganz darauf an, worum es sich handelt, Mylord.«
    »Mr. Maspero hat mir eine Grabungslizenz erteilt. Nun suche ich nach einem Grabungsleiter. Mr. Carter, wollen Sie meine Ausgrabungen leiten?«
    Welch eine Frage! Carter preßte die Lippen zusammen, um einen Ausruf der Begeisterung zu unterdrücken. Mit gespielter Gelassenheit erwiderte er: »Warum nicht? Das kommt auf die Bedingungen an.«
    »Sie stellen die Bedingungen, Mr. Carter!«
    Quibell und Maspero nickten.
    Mit auf dem Rücken verschränkten Armen ging Howard ein paar Schritte auf und ab. Ihm schien die Situation nicht geheuer. »Mich würde interessieren«, begann er mit ironischem Unterton, »was Ihren plötzlichen Sinneswandel bewirkt hat, Monsieur, Sie waren es doch, der mich entlassen hat, wegen Verletzung der Aufsichtspflicht!«
    »Wir wollen vergessen, was gewesen ist!« erwiderte Maspero und nickte zur Bekräftigung seiner Aussage heftig mit dem Kopf. »Eine Untersuchung des Falles hat ergeben, daß wir es mit einem Anschlag zu tun hatten. Und dagegen ist niemand gefeit.«
    »Interessant. Und davon erfahre ich so nebenbei. Wollen Sie mir vielleicht auch verraten, wer hinter dem Anschlag steckte?«
    Maspero warf Quibell einen hilflosen Blick zu, bevor er antwortete: »Das konnte leider nicht geklärt werden, Mr. Carter. Alle Zeugenvernehmungen verliefen im Sande. Ich hatte den Eindruck, diese Leute hätten sich eher ihre Zunge abschneiden lassen, als die Drahtzieher zu verraten.«
    Lord Carnarvon, dem die Spannung zwischen Carter und Maspero nicht verborgen blieb, trat an Howard heran

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