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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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unverkäuflich!«
     
     
    Weder der Lord noch Howard Carter hatten bemerkt, daß sie schon den ganzen Abend über von einem abseits stehenden Tisch aus beobachtet wurden. Es waren Robert Spink und Emil Brugsch, die sich hinter einer Palme verborgen hielten und reges Interesse zeigten für alles, was zwischen Carnarvon und Carter vorging. George, ein korrupter englischer Ober, der sich scheinbar liebevoll um die kleine Evelyn gekümmert hatte, war beauftragt, jedes Wort, das zwischen dem Lord und seinem Ausgräber gesprochen wurde, weiterzutragen.
     
     
    Im Tal der Könige drängten sich die Ausgräber, und die Arbeiter behinderten sich gegenseitig. Deshalb zog Howard es vor, zunächst in Der-el-Bahari zu graben, wo er schon vor längerer Zeit mehrere Erdtrichter entdeckt hatte. Im Herbst wollten Sir Robert Mond und der Earl of Northampton ihre Arbeit einstellen, dann, so hatte er Carnarvon versprochen, würde er mit dem Unternehmen Tut-ench-Amun im Tal der Könige beginnen.
    Die Zusammenarbeit mit Seiner Lordschaft erwies sich vom ersten Tag an als schwierig, denn Carnarvon zeigte eine Eigenschaft, die der Todfeind jedes Ausgräbers ist: Ungeduld. Ihm ging alles viel zu langsam. Und über die bescheidenen Entdeckungen der ersten Wochen machte er sich eher lustig, nannte sie Müll und verkündete, zu Hause, in Highclere Castle, habe er tausendmal bessere Stücke in seiner Sammlung.
    Eigensinnig kümmerte sich der Lord um alles und jedes. Sogar die Einstellung der Arbeiter übernahm er selbst, obwohl er nicht ein einziges Wort Arabisch sprach. Außerdem engagierte er mehr Arbeiter, als Howard brauchen konnte und schimpfte, wenn die Männer unbeschäftigt herumstanden. Nach drei Monaten kamen Carter erste Zweifel, ob er es mit diesem Exzentriker lange aushalten würde.
    Nach einem arbeitsreichen Tag, Carter stand gerade unter der Dusche, einer vor seinem Haus im Freien aufgehängten Gießkanne, tauchte plötzlich, als wäre sie aus dem Boden gewachsen, Elizabeth Spink vor ihm auf. Sie hatte ein Tuch um den Kopf geschlungen, wie es die Frauen zum Schutz vor der Hitze tun, und Howard versuchte hastig, seine Nacktheit mit einem Handtuch zu bedecken.
    »Entschuldigen Sie mein Eindringen«, sagte Elizabeth und wickelte das Tuch vom Kopf.
    »Macht nichts«, erwiderte Carter, »wenn ich Sie nicht allzusehr erschreckt habe. Lange nicht gesehen. Wie geht es Ihnen, Elizabeth, oder muß ich Mrs. Spink sagen?« Howard stockte.
    Elizabeths linkes Auge war blutunterlaufen, ihr Gesicht angeschwollen. Sie kämpfte mit den Tränen.
    »Mein Gott, was ist geschehen? So reden Sie doch, Elizabeth!«
    Die Frau drehte den Kopf zur Seite. Plötzlich schämte sie sich. Der Mut hatte sie verlassen.
    Howard faßte Elizabeth an beiden Schultern und sagte mit ruhiger Stimme: »Nun reden Sie schon. Wer hat Sie so zugerichtet?« Und nach einer Pause: »Spink?«
    Elizabeth senkte den Kopf, und plötzlich brach es aus ihr heraus: »Er ist ein Scheusal. Seit wir hier sind, ist er ein anderer geworden. Er trinkt und hat nur zwei Dinge im Kopf, Weiber und Geld. Ich muß mit ansehen, wie er sich mit anderen Frauen vergnügt, und weil die Pumpenfabrik nicht genug abwirft, macht er dunkle Geschäfte. Spink handelt mit allem, was Geld bringt. Vorwiegend Opium und Antiquitäten. Längst wäre er im Gefängnis gelandet, würde nicht Hamdi Bey, der Polizeivorsteher, zu seinen engsten Freunden zählen. Er duldet keinen Einwand, und seine einzigen Argumente sind Schläge. Wie konnte ich diesen Mann nur heiraten!«
    Obwohl er halbnackt vor ihr stand, zog Howard Elizabeth in seine Arme. »Wir machen alle Fehler, die wir im nachhinein nicht begreifen«, sagte er und strich ihr sanft über den Rücken. »Es soll kein Trost für Sie sein, aber ich kenne Spink länger als Sie, und er hat sich nicht geändert, und er wird sich nie ändern. Was gedenken Sie zu tun?«
    Behutsam befreite Elizabeth sich aus seiner Umarmung, und Carter nutzte die Gelegenheit, um sich etwas anzuziehen.
    Sie hob die Schultern, und nach einer Weile sagte sie: »Ich habe noch nicht darüber nachgedacht. Soll ich in Ägypten bleiben oder nach England zurückkehren? Mit diesem Mann kann ich jedenfalls nicht weiterleben.«
    Lange blickte Howard in ihre traurigen dunklen Augen. Sie hatten ihr Strahlen verloren und schienen beinahe leblos. Ihr Anblick schmerzte ihn. »Erwarten Sie bitte nicht, daß ich Ihnen einen Rat gebe. Was zwischenmenschliche Beziehungen betrifft, bin ich die falsche Adresse.

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