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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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solltest froh sein, in diesen schlechten Zeiten eine gutbezahlte Arbeit zu haben, noch dazu eine, die dir Spaß macht. Oder willst du ein Leben lang die Hunde und Katzen fremder Leute malen?«
    »Warum nicht?« antwortete Carter trotzig. »Auch Hunde und Katzen ernähren ihren Mann.«
    Sarah hängte sich bei Howard ein, und sie setzten ihren Weg fort. »Was soll nur aus uns werden?« meinte sie, ohne eine Antwort zu erwarten.
    In ihrem Seufzer lag so viel Niedergeschlagenheit, daß Carter beinahe geweint hätte. Natürlich waren ihre Bedenken berechtigt und ihr Verhältnis alles andere als einfach; aber mußte sie ständig an den nächsten Tag, den folgenden Monat denken und so ihre Liebe tropfenweise vergiften?
    »Ich werde ja auch älter«, meinte Howard schließlich. Aber was als Trost oder Beschwichtigung gedacht war, erwies sich, kaum ausgesprochen, eher als unbeholfen und tölpelhaft.
    »Du meinst, wir sollten uns hier voneinander verabschieden und in zehn Jahren an gleicher Stelle wiedertreffen?« meinte Sarah lachend.
    Da mußte auch Carter lachen, und er zog Sarah Jones in seine Arme. Für ihn, dem dieses Gefühl bis vor kurzem versagt war, gab es nichts Schöneres, als ihren warmen, weichen Körper an dem seinen zu spüren. Das Glücksgefühl, das ihn dabei überkam, ließ ihn alles um sich herum vergessen, und er hatte nur den einen Wunsch, daß Sarah Jones ganz ihm gehöre.
    Ihre dunkle, samtige Stimme holte Howard in die Wirklichkeit zurück. Er wußte nicht, wie lange er mit geschlossenen Augen in diesem Schwebezustand seiner Seele zugebracht hatte. »Howard«, hörte er sie sagen, »wir sollten uns auf den Rückweg machen. Es wäre besser, wenn ich mit dem Velociped vorausfahre und du etwas später nachkommst.«
    »Ja, Miss Jones«, antwortete Carter.
    Er sah ihr lange nach, bis sie hinter der nächsten Hügelkuppe verschwand.

K APITEL 8
     
     
     
    Owen Hazelford, der Gastwirtssohn vom »George Commercial Hotel«, war von der Natur nicht gerade mit Klugheit bedacht worden, dafür verfügte er über einen Sinn, der Menschen von respektabler Intelligenz oft abgeht: Owen hatte eine ausgeprägte Beobachtungsgabe. In jenen Tagen berichtete der Daily Telegraph, ein Blatt, das sich mit Vorliebe solcher Themen annahm, von Einbrüchen in Landsitzen um Norwich. Aus Blickling Hall und Rainthorpe Hall waren wertvolle Gemälde entwendet worden. Bei dem Versuch, am hellichten Tag in Mannington Hall einzusteigen, wurden drei Männer von einem Gärtner beobachtet. Aber noch bevor die Polizei eintraf, konnten die drei unverrichteter Dinge fliehen. Der Gärtner gab eine brauchbare Beschreibung der Räuber ab, welche vom Daily Telegraph als Steckbrief veröffentlicht wurde. Für Hinweise war eine Belohnung von fünf Pfund ausgesetzt.
    Eine der drei Beschreibungen paßte auf James Marvin, den seltsamen Gast, der seit beinahe einer Woche im »George« logierte, und dieser Umstand machte Owen neugierig. Seit seiner Ankunft vor sechs Tagen hatte Mr. Marvin es sich zur Gewohnheit gemacht, das Hotel nach dem Frühstück zu verlassen, bis er am späten Nachmittag, manchmal sogar erst gegen Abend, zurückkehrte, noch eine Kleinigkeit zu sich nahm und sich dann zu Bett begab. Dies geschah mit einer gewissen Regelmäßigkeit, und man hätte meinen können, der sonderbare Hotelgast, der im übrigen jedem Gespräch auswich, gehe seinen Geschäften nach.
    Um so befremdender erschien Owen die Tatsache, die er längst in Erfahrung gebracht hatte: Mr. Marvin durchstreifte Swaffham wie ein deutscher Schäferhund, der, angezogen von einer Duftfährte, über abwegige Pfade schleicht, um erfolglos an seinen Ausgangspunkt zurückzukehren. Bisweilen zog Marvin es aber auch vor, wie ein Müßiggänger stundenlang auf einer Bank oder am Straßenrand zu verweilen.
    Durch diese Beobachtungen und den Zeitungsbericht ermutigt, nützte Owen die Abwesenheit des Gastes, um mit Hilfe eines Nachschlüssels in Marvins Zimmer zu gelangen. Zunächst hatte er Bedenken, sein Vater könnte ihn dabei ertappen, aber dann überwog seine Neugier und die Aussicht auf fünf englische Pfund.
    War es die Angst, sich zu verraten, wenn er das Gepäck Marvins genauer unter die Lupe nahm, oder hatte er sich in eine absurde Idee verrannt und der Hotelgast war ein unbescholtener Mann, der im Breckland nur Erholung suchte? Jedenfalls beendete Owen seine Suchaktion erfolglos und ohne jeden Hinweis auf dunkle Machenschaften.
    Owen war gerade dabei, das Zimmer wieder

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