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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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vorn, und nach einer Pause entgegnete sie: »Erpresser sind maßlos. Erfüllst du nur einmal ihre Forderungen, stellen sie immer neue Bedingungen. Nein, es wäre töricht nachzugeben. Dieser Marvin ist in zu viele Machenschaften verstrickt. Er weiß genau, daß er sich selbst dem Richter ausliefert, wenn er mich anzeigt.«
    »Das glaube ich gern!« meinte Carter, wohl mehr aus einem Wunschdenken heraus denn aus Überzeugung. Dann preßte er Sarahs Hände zwischen die seinen, und beinahe schüchtern erkundigte er sich: »Aber mit uns ändert sich doch deshalb nichts?«
    Sarah blickte Howard tief in die Augen. Sie sah seine Unsicherheit und spürte die Hoffnung in seinem Blick, schließlich erwiderte sie mit einem aufgesetzten Lächeln: »Howard, was wir tun, ist unvernünftig und dumm, vielleicht sogar selbstzerstörerisch; dennoch fehlen mir der Mut und die Kraft zu sagen, das war’s. Ich kann es nicht. Du siehst ja, es ist mir nicht einmal geglückt, mein selbstgestecktes Ziel zu erreichen und mich ein paar Tage von dir fernzuhalten. Ich kenne mich ja selbst nicht mehr, und ich frage mich: wie soll das enden?«
    »Warum denken Sie über das Ende nach, wo doch alles erst begonnen hat?« rief Carter ungehalten. »Warum können Sie nicht dem Augenblick leben? Warum müssen wir Rücksicht nehmen auf andere? Warum können wir uns nicht einfach lieben? Warum?« Howard war den Tränen nahe. Und dann sagte er etwas, was er, kaum hatte er es ausgesprochen, bereute. Howard sagte: »Sie sind so furchtbar erwachsen, Miss Jones!«
    Der Satz hing wie ein Menetekel in der Luft. Hart und gnadenlos beschrieb er die Ausweglosigkeit ihrer Situation: Sarah war eine erwachsene Frau, die mit beiden Beinen im Leben stand, und Howard war ein Junge, gerade den Kinderschuhen entwachsen.
    Am liebsten hätte sich Carter die Zunge abgebissen wegen dieser Entgleisung, aber dann sah er ihr verzeihendes Lächeln und sagte: »Das war nicht so gemeint, entschuldigen Sie, Miss Jones!«
    »Nein, nein«, wehrte Sarah ab, »du hast ja recht, Howard. Meine Schwächen sind mir nicht unbekannt. Aber ich komme nun mal aus bescheidenen Verhältnissen, da ist man früher erwachsen als anderswo. Manchmal glaube ich, ich bin schon erwachsen zur Welt gekommen.«
    Carter verstand sehr wohl, was Sarah meinte, und erwiderte: »Miss Jones, könnten Sie nicht einfach vergessen, daß Sie erwachsen und Leiterin der Dame-School inSwaffham sind?«
    Da lachte Sarah herzlich: »Howard, hätte ich das nicht längst getan, hätte ich nicht in den letzten Tagen allen Anstand, der einer Frau meines Alters zukommt, über Bord geworfen, hätte ich mich nicht benommen wie ein schwärmerischer Backfisch, ich glaube, ich wäre nicht hier! Nachts, wenn ich mich schlaflos im Bett herumwälze, frage ich mich ohnehin, ob ich noch richtig bin in meinem Kopf. Mir scheint, ich hole jetzt nach, was mir meine Jugend versagt hat. Und – ehrlich gesagt – ich genieße diese Unvernunft wie eine Droge.«
    Sie streckte Howard ihre Hand entgegen, und der half ihr auf die Beine. So begaben sie sich wieder auf den schmalen Waldpfad, und ein jeder genoß die Nähe des anderen.
    »Lord Amherst hat mir ein Angebot gemacht«, begann Carter, nachdem sie eine Weile schweigend, nur den Geräuschen des Waldes lauschend, nebeneinander hergegangen waren. »Er bietet mir vier Pfund im Monat als Zeichner. Aber ich habe abgelehnt.«
    »Du hast was?« Sarah blieb stehen. »Bist du von Sinnen, Howard? Das sind beinahe fünfzig Pfund im Jahr. So viel Geld habe ich mit fünfundzwanzig nicht verdient!«
    »Ja, gewiß, Lord Amherst ist großzügig und die Arbeit interessant, aber er stellt eine unannehmbare Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Ich müßte mich in Didlington Hall niederlassen, auf dem Landsitz seiner Lordschaft.«
    »Ich begreife dich nicht. Es gibt unangenehmere Begleitumstände, als auf einem Schloß im Breckland zu leben.«
    »Aber Didlington Hall liegt zehn Meilen von Ihnen entfernt, Miss Jones, haben Sie daran gedacht?«
    Sarah schwankte zwischen Lachen und Weinen. »Howard«, begann sie eindringlich auf den Jungen einzureden, »es ist wunderschön, dich in meiner Nähe zu wissen, aber du kannst dein berufliches Fortkommen nicht abhängig machen von der Entfernung zu mir. Bedenke doch, in einem halben Jahr ist das Strohfeuer zwischen dir und mir vielleicht schon erloschen.«
    »Nie!« rief Carter entrüstet. »Jedenfalls nicht von meiner Seite.« Dabei funkelten seine Augen zornig.
    »Du

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