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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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»Howard, ich bekomme keine Luft mehr!«
    Hand in Hand wie zwei Kinder und ziellos schlenderten sie einen schmalen Waldpfad entlang, der zu beiden Seiten von Farn bewachsen war. Gelber Ginster verbreitete betörenden Geruch. Wenn sie innehielten, vernahmen sie ein geheimnisvolles Rauschen. Längs des Weges lag ein entwurzelter Baumstamm, und Sarah und Howard nahmen Platz wie auf einem Pferderücken.
    »Woher wußten Sie, daß wir uns hier begegnen würden?« fragte Howard.
    Sarah lehnte sich zurück an Howards Brust und blickte in die Baumwipfel. »Ich wußte es nicht«, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen, »ich fühlte es. Kannst du das nicht verstehen?«
    Carter antwortete nicht. Genußvoll schnupperte er an ihrem dunklen Haar und legte von hinten seine Arme um Sarah. Er spürte sofort, daß sie nichts unter ihrer luftigen Kleidung trug, und in diesem erregenden Bewußtsein begann er, ihre Brüste zu streicheln. Sarah sank mit einem kleinen Seufzer in seine Arme.
    Doch mit einem Mal versteifte sie sich. Howard drehte ihren Kopf zur Seite und sah sie fragend an.
    »Ich muß dir etwas erklären«, begann sie vorsichtig.
    »Sie wollen nicht, daß ich Sie so berühre, Miss Jones?«
    »Nein, das ist es nicht. Im Gegenteil, ich habe mir in deiner Abwesenheit nichts sehnlicher gewünscht als deine zärtlichen Berührungen.«
    »Was ist es dann?«
    Sarah setzte sich auf. Sie hatte noch immer Howard den Rücken zugekehrt. Langsam und stockend begann sie zu erzählen. Dabei hielt sie den Blick in die Ferne gerichtet. »In deiner Abwesenheit erhielt ich Besuch von einem Mann, der…«
    Das augenblickliche Unbehagen, von dem Carter befallen war, verwandelte sich im Bruchteil einer Sekunde in einen dumpfen Druck, der ihm alles Blut aus dem Gehirn zu pressen schien. Ihm wurde übel, und über seine Brust legte sich eine unsichtbare Klammer, die ihn hinderte zu atmen. Das also war das Ende, dachte er resigniert, und er hörte nur noch aus der Ferne, wie Sarah den Satz beendete. »Er stellte sich vor als James Marvin«, hörte er Sarah sagen, »und nach längerer Rede überraschte er mich mit der Feststellung, daß sein Vater den Baron mit Diebesgut beliefert habe. Auch die Aphrodite-Statue stammte von ihm.«
    Langsam, ganz allmählich, begann Carter zu begreifen, daß Sarahs Bericht etwas anderes zum Inhalt hatte als erwartet. Er schämte sich und bemühte sich, seine wirren Gedanken zu verbergen, indem er scheinbar gelassen die Frage stellte: »Und was beunruhigt Sie dabei?«
    »Er ist ein Gauner wie sein Vater und will die Statue zurückhaben.«
    »Das ist lächerlich!« ereiferte sich Carter. »Dieser Mr. Marvin soll froh sein, wenn Sie ihn nicht bei der Polizei anzeigen!«
    »Howard!« Sarah drehte sich um und faßte Carter an den Oberarmen. »Der Mann erpreßt mich. Es ist eine ernste Angelegenheit.«
    »Ein Erpresser? Das verstehe ich nicht. Womit will er Sie erpressen? Sie müssen zur Polizei gehen, Miss Jones!«
    »Das würde alles nur noch schlimmer machen und eine Lawine lostreten. Howard, dieser Marvin hat uns bei unserem Liebesspiel beobachtet. Er weiß alles und kennt sogar deinen Namen.«
    »Unmöglich!« Howard sprang auf und entfernte sich ein paar Schritte von dem Baumstamm, dann drehte er sich um und sagte leise, als fürchtete er, jemand könnte ihr Gespräch belauschen: »Das ist ganz und gar unmöglich, Miss Jones. Die Türe zur Bibliothek war verschlossen. Ich mußte aufsperren, bevor ich ging. Wie soll uns jemand beobachtet haben? Im übrigen gibt es kein Gesetz, das Ihnen verbieten könnte, sich einem Mann hinzugeben.«
    Sarah lächelte dankbar. »Aber das Gesetz verbietet einer Lehrerin wie Miss Jones, einen minderjährigen Schüler wie Howard Carter zu verführen. Marvin hat uns durch das Fenster des Kabinetts mit einem Fernglas beobachtet.«
    »Da müßte er schon auf einem der gegenüberliegenden Bäume gesessen haben!«
    »So war es, Howard. Dieser Marvin hatte wohl so eine Ahnung. Jedenfalls hat er dich tagelang verfolgt. Er weiß auch von dem Blumenstrauß, den du mir gebracht hast, und von deiner Karte. Es ist die schönste Liebeserklärung, die ich mir vorstellen kann.« Howard fiel vor Sarah, die noch immer auf dem Baumstamm saß, auf die Knie und verbarg sein Gesicht in ihrem Schoß, als schämte er sich. Zärtlich legte Sarah die Hand auf seinen Hinterkopf. Ihre Lippen bebten, als Carter zu ihr aufblickte. »Dann geben Sie doch dem Gauner die Statue!«
    Sarah Jones schob ihre Unterlippe nach

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