Der Koenig von Rom
für die vier Musketiere und sechshunderttausend für Marisa abgezogen hatten, die einen Monat lang davon leben konnte. Eigentlich hätte sie nur fünfhunderttausend bekommen sollen, aber Dandi legte einen Hunderter drauf, „als Entschädigung für die Ohrfeige“. Dandi wollte immer zeigen, dass er Stil hatte.
Libanese, Bufalo und Scrocchia versteckten den Rucksack im hohlen Rumpf einer alten Eiche unter der Ruine des Aquädukts Felice: nur eine vorübergehende Lösung, aber im Augenblick gab es keine bessere.
Bufalo verabschiedete sich von der Truppe, er murmelte, er brauche jetzt eine Frau.
Libanese überredete den widerwilligen Scrocchia, ihn auf einen Sprung ins
Re di Picche
zu begleiten. Er war in Form, er fühlte sich unschlagbar.
– Geh allein hin, ich bin todmüde …
– Nein. Du kommst mit, Scrocchia. Ich brauche ein Maskottchen.
Ausnahmsweise schien Libanese mit dem Spielen recht zu haben. Um vier Uhr hatte er dreißig Millionen gewonnen. Um sechs hatte er den Gewinn verdoppelt. Er ging von einem Tisch zum anderen, setzte mit geschlossenen Augen, und dazwischen probierte er es mit den Würfeln. Mit Lichtgeschwindigkeit näherte er sich den dreihundert Millionen. Das Schiff, randvoll mit Heroin, gehörte schon ihm.
Um sieben begann ein Poker der Extraklasse.
Scrocchia klopfte ihm auf die Schulter.
– Libano, vielleicht ist es an der Zeit aufzuhören. Du hast zu viel gewonnen.
– Zu viel ist nicht genug für mich, Scrocchia. Bleib sitzen und geh mir nicht auf die Nerven, du bekommst zehn Prozent.
– Darum geht es nicht, Libano. Hör auf mich … du forderst das Schicksal heraus.
– Na und? Kommen wir nicht auf die Welt, um das Schicksal herauszufordern?
Um Viertel nach neun hatte sich sein Gewinn halbiert. Scrocchiazeppi flehte ihn an aufzuhören.
– Noch eine Runde. Ich spüre, dass es wieder aufwärts geht, Scrocchia.
Es wurden zwei, dann drei, vier, zehn Runden.
Er borgte sich Geld von Scrocchiazeppi. Er spielte noch immer. Er verlor noch immer.
Um elf setzte er seinen letzten Einsatz. Schon in der Starthand hatte er eine Straße. Er schob den Rest der Chips in die Mitte des Tisches und sah das Full House Goriveras, eines alten pockennarbigen Vorstadtwichsers, der immer nur ganz wenige Hände spielte und nie verlor.
Libanese hingegen hatte alles verloren.
Mit schweren Beinen stand er vom Tisch auf, mit schmerzendem Kopf und gebrochenem Herzen.
Scrocchia versuchte ihn zu trösten.
– Libano, ich …
– Sag ja nicht „ich habe es dir ja gesagt“, sonst schieß ich dir in den Mund.
Von der Spielhölle ging er direkt nach Hause. Er betrank sich mit wissenschaftlicher Genauigkeit, wie besessen, bis kein Tropfen Alkohol mehr da war. Dann zerschmetterte er die Flaschen, eine nach der anderen. Er schlief ein. Er schlief eineinhalb Tage lang. Als er aufwachte, war er klar im Kopf und entschlossen. Na gut, er war gefallen und würde wieder aufstehen. Es war nicht das erste Mal gewesen, und es würde auch nicht das letzte Mal sein. Er hatte auf Angriff gespielt, jetzt musste er bei der Verteidigung beginnen. Auf wen konnte er zählen? Auf die Freunde, die ließen einen nie im Stich.
Und auf Giada. Er hatte sie voreilig sitzen lassen. Giada konnte ihm nützlich sein.
Und außerdem hatte er Lust, sie wiederzusehen.
XVI.
Als Giada nach Hause kam, lag er schlafend auf ihrer Türschwelle: in der einen Hand eine Champagnerflasche, in der anderen einen Rosenstrauß. Zuerst wollte sie über ihn drübersteigen, lautlos in ihre Wohnung gehen, die Tür hinter sich zumachen und ihn im eigenen Saft schmoren lassen. Aber immerhin war er zu ihr zurückgekehrt, und um ehrlich zu sein, machte sie das stolz. Also beugte sie sich über ihn und näherte sich langsam mit ihrer Hand seinem Gesicht. Libanese hatte einen leichten Schlaf wie ein Hund; ein Hauch, ein kaum wahrnehmbares Lüftchen genügte, und schon riss er seine verführerischen Augen auf.
– Giada …
Ohne zu wissen, wie ihr geschah, lag sie plötzlich unter ihm, sein Mund auf ihrem Mund, und ihr Hals wurde auf eine Weise umklammert, die nach lange zurückgehaltenem Begehren aussah. Zuerst gab sie sich hin, dann spürte sie, wie kalte Wut in ihr aufstieg. Nein, du machst es dir zu leicht, du kommst und gehst, verschwindest, kehrst zurück, wer glaubst du eigentlich, bist du? Sie versuchte sich zu befreien, befahl ihm, sie loszulassen, beschimpfte ihn. Libanese lockerte seinen Griff, schob sie vorsichtig zur Seite, stand auf.
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