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Der Koenig von Rom

Der Koenig von Rom

Titel: Der Koenig von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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einen Job?
    – Ich hab es dir ja schon gesagt, ich bin in den roten Zahlen.
    Terribile dachte darüber nach. Er mochte Libanese nicht. Libanese war ein Hitzkopf, aber auch ein Denker. Er wusste, wie man sich Hitzköpfen gegenüber benimmt, denn das war nur eine Frage der Kraft. Wer als Erster zuschlägt und fest zuschlägt, bringt die Beute nach Hause. Bei Denkern hingegen musste man sein Hirn anstrengen, hin und wieder täuschte man sich und stand mit dem Rücken zur Wand.
    Libanese war einer von jenen, die schnell Karriere machen wollten. Terribile fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, ihn kaltzustellen, solange er noch klein war, solange er noch nicht groß genug war, um ihn in die Hand zu beißen.
    Er musste jedoch zugeben, dass Libanese sich im Knast wie ein richtiger Mann benommen hatte. Das musste man ihm zugutehalten. Und jetzt bot er ihm die Kehle dar, wie ein kleiner Hund einem großen. Immerhin hatte er in seiner langen Karriere mehr als einen knurrenden Welpen gezähmt. Nicht umsonst war er Terribile geworden.
    Vielleicht verdiente der Junge eine Chance.
    – Einen kleinen Job gäbe es tatsächlich.
    Ein paar Stunden später tauchte Libanese in
Francos Bar
auf, mit einem entwaffnenden Lächeln und einem Rucksack. Ein Schwall von Vorwürfen kam ihm entgegen.
    – So geht das nicht, Libano.
    – Wir waren sogar bei dir zu Hause und haben dich gesucht.
    – Und sogar im Wohnwagen.
    – Wir sind überall herumgelaufen.
    Libanese hatte es nicht anders erwartet. Aber es tat ihm nicht leid, ganz im Gegenteil. Sie hatten ihn vermisst. Sie hatten ihn gern. Und das war das Wichtigste.
    – Sagen wir, ich hab ein paar Tage Urlaub genommen.
    – Du? Und das sollen wir glauben?
    – Ihr müsst es glauben, weil ich es sage. Und Schluss mit dem Gerede. Ich hab einen Job.
    Ja, genau so war der echte Libanese, hart, unverblümt, immer mit erhobenem Kopf und aufrechtem Gang. Auch bei seinen Freunden.

XV.
    Ein Typ, erklärte Libanese, hatte die tolle Idee gehabt, die Spielhölle in der Via Romagnoli in Ostia auszuräumen.
    – Die von Terribile?
    – Genau.
    – „Ausgeräumt“, inwiefern?
    – Offenbar hat er ’nen Haufen Geld mitgenommen.
    – Willst du damit sagen, er hat die Spielhölle ausgeraubt?
    – Nein, er hat beim Spiel gewonnen. Ohne falsch zu spielen.
    – Und was geht das uns an?
    – Terribile ist stinksauer. Er möchte den Zaster zurück. Zumindest einen Teil, wenn schon nicht den ganzen Verlust.
    – Das musst du mir erklären: Wer ist der Typ? Es kann ja nicht jeder einfach so zu Terribile gehen und spielen … dafür braucht man einen Bürgen, oder nicht? Also, wenn Terribile sich nicht damit abfinden kann, soll er sich an seinen Bürgen wenden.
    – Der Typ hat einen falschen Namen angegeben.
    – Und sie haben ihm geglaubt?
    – Offenbar ja.
    – Und wo ist der Glückspilz jetzt?
    – Bei Marisa, dem Busenwunder.
    – Marisa? Der Hure vom Tufello?
    – Genau.
    – Ich dachte, die hätte sich zurückgezogen.
    – Sie hat zwei Söhne im Knast, erklärte Libano. Das Leben ist hart.
    Bufalo sah ihn merkwürdig an.
    – Libano … es geht mich ja nichts an … aber wie ist es, wenn man mit Terribile befreundet ist?
    Genau, wie war es? Alle wussten von der Geschichte mit Sara. Alle wussten, wie sehr er Terribile hasste. Alle sahen ihn jetzt genauso an wie Bufalo. Ein heikler Augenblick. Libanese hätte ehrlich sein, von Pasquale ’o Miracolo erzählen, mit offenen Karten spielen können. Aber der Augenblick war noch nicht gekommen.
    – Vertraut mir. Ich habe meine Gründe.
    Bufalo rümpfte die Nase. Dandi gab als Erster klein bei.
    – Na gut, sagte er abschließend, nicht allzu überzeugt.
    – Na gut, unterstützte ihn Bufalo seufzend.
    – Und was machen wir mit den Waffen?, fragte Scrocchiazeppi.
    – Auf dem Weg hierher war ich bei den Zigeunern in der Via di Salone, antwortete Libanese ruhig. Und nahm den Rucksack ab.
    Kurz nach Mitternacht traten sie die morsche Holztür von Marisas Baracke ein und trällerten spöttisch:
Vom Himmel hoch
… Um glaubhaft zu wirken, verpassten sie der Hure eine Ohrfeige, wühlten in den Kleidern, die schmutzig waren vom Sex, und bedrohten den Freier, der sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose schiss.
    Dandi machte das Fenster auf, um zu lüften, die Ausdünstungen des Liebespaares beleidigten seine Nase. Das Geld steckten sie zur Gänze ein. Hundert Riesen. Dandi übernahm die Aufgabe, es Terribile zurückzubringen, nachdem er vier Riesen pro Kopf

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