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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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schien sich nach wenigen Sekunden zu einem Entschluss durchgerungen zu haben. »Die Tolkatschi, das ist wirklich nur ein Bereich meiner Tätigkeit. Viele Produkte erhalte ich aus dem Ausland, die werfen auch den größten Gewinn ab.«
    »Offiziell und mit amtlicher Genehmigung?«
    Nikolai zögerte die Antwort hinaus. »Auch offiziell und mit amtlicher Genehmigung.«
    Alexander wollte die Schwachstelle ausloten. »Ein heißsporniger Politbonze steigt dahinter und möchte nach oben glänzen. Was dann?«
    »Einmal den unglaublichen Fall angenommen, man entlarvt mich als Organisator - vor wenigen Wochen habe ich beispielsweise 16000 Reifen importiert -, dann tritt, weil viele einflussreiche Persönlichkeiten unseres Landes um ihre Position fürchten müssten, ein ganz besonderer Mechanismus in Kraft. Man wird unter der Hand abwägen, welche Vorteile der liebe Nikolai bisher dem Staat gebracht und inwiefern er ihn geschädigt hat. Glaube mir, die Bilanz fiele zu meinen Gunsten aus. Deinen Heißsporn würde man höchstoffiziell belobigen und schnellstmöglich an einen weit entfernten Ort versetzen, bevor er noch mehr Unheil anrichten kann.“
    »Du durchtriebener Hund«, spöttelte Alexander und knuffte dem Sibiriaken i n die Seite. »Aber für 16 000 Pkw-Reifen benötigst du doppelwandige Container. «
    »Überhaupt nichts habe ich damals benötigt. Das waren laut Frachtpapieren keine reifen für Autos, sondern für Traktoren und Lkw.«
    »Den Unterschied sieht man doch.«
    „ Zeigen mir den Zollbeamten, der ein amtliches Dokument anzweifelt, wenn dem auch noch fünfhundert Rubel beiliegen. Außerdem gingen viertausend an das Militär und weitere sechstausend an Behörden und Miliz.«
    »Das nenne ich Bestechung paradox.«
    Nikolai beschrieb Alexander den langwierigen Verfahrensweg, falls er mit Hilfe der Behörden etwas in anderen Staaten ordern wolle. Das könne bei Konsumgütern, die in der Priorität weit hinter den strategisch und volkswirtschaftlich wichtigen Erzeugnissen wie Traktoren und Lkw rangierten, manchmal länger als ein Jahr dauern. Er verkürze die Zeit durch … Vergünstigungen, die er unter anderem einer bestimmten Person zukommen lasse, und zwar dem einflussreichsten Politfunktionär in Mittelsibirien. Der genehmige ihm daraufhin hochoffiziell, was er importieren wolle. Damit aber Besmertisch, so heiße der Funktionär, nicht über sämtliche Transaktionen Bescheid wisse, nutze er auch noch andere Kontakte wie den der Hafenbehörde in Wladiwostok. Dort stelle man ihm sogar Unbedenklichkeitsbescheinigungen aus, mit deren Hilfe er fast alles einführen dürfe.
    Nach dieser Einweisung in Nikolas Geschäftspraktiken, bei allen mehr oder weniger illegal eingeführten Waren sei immer ein bestimmter Anteil für staatliche Stellen vorgesehen, wodurch zwangsläufig jede Transaktion abgesegnet sei, kam Alexander wieder auf den Ausgangspunkt zu sprechen.
    »Welche Größenordnung hatte dein heutiger Deal mit Sato? Wie hoch ist dein Profit?«
    »Umsatz ungefähr eine Million Dollar, für mich verbleiben davon fünf Prozent.«
    »Wie viel erhalten deine Leute?«
    »jeweils zehn Prozent von dem, was sie beschafft oder vermittelt haben.«
    »Und was geht an die Zwischenhändler? Die Radios, mehr noch die Schminksets werden doch wohl zum größten Teil in den Berjoskaläden verkauft.«
    »Ja, mit einem Aufschlag von hundert Prozent, ist dann einfacher zu rechnen. Die Radios kosten dort einhundertsechzig und das Schminkset siebzig Rubel. Der Überschuss geht an den Bund. Pro Radio hat er etwa vierzig Rubel.«
    »Wer ist der Bund?«
    Nikolai zögerte. »Erkläre ich dir später.«
    »Warum nicht jetzt?«
    »Später.«
    »Und wann bekommst du dein Geld?« »Es müsste schon eingetroffen sein.«
    »In Rubel?«
    »Dollar.«
    »Und wo liegt es?«
    »In Tokio, auf der Hongkong und Shanghai Bank.«

    Alexander reiste viel mit Nikolai. Auf sehr bequeme Art lernte er weite Landstriche Sibiriens kennen. Große Strecken legten sie mit dem Flugzeug zurück, kleinere mit Nikolais Hubschrauber oder einem, der ihnen meist kostenlos von einem Kombinat zur Verfügung gestellt wurde. Wo sie auch hinkamen, immer stand eine Limousine für sie bereit, stets wohnten sie in den besten Hotels. Das sei er seinem Ruf schuldig, spottete Nikolai. Außerdem könne er es sich leisten. Wieder in Irkutsk, wurde Alexander stummer Zuhörer eines Treffens mit einem Franzosen. Nikolai verkaufte dem Ausländer fünftausend wertvolle Zobelpelze und

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