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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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halbe Stunde später, sie waren an vielen Datschensiedlun-gen vorbeigekommen, manche von ihnen füllten ganze Täler und krochen, als Zeichen der russischen Freizeitwut, sogar die Hänge hinauf bis in die entlegensten Winkel, stoppte das Taxi vor dem futuristisch anmutenden Hotel Taiga. Eigentlich sei der Renommierpalast allein Touristen und Ausländern vorbehalten, erklärte der Sibiriake Aber wer in Dollar bezahle, könne hier ohne weiteres absteigen.
    An der Rezepten bestaunte Alexander eine blühende Pflanze.
    »Die chinesische Rose. Hübsch nicht?«
    Nikolai nahm Alexander am Nachmittag mit in ein Café. Dort warteten bereits zwei Japaner. Einer von ihnen Übersetzte und sprach dabei ein lustiges Russisch, aber es genügte, um alle Punkte zu klären. Nikolai zeigte den beiden Ausländern seinen Beutel mit Diamanten. Der Übersetzer reichte ihn weiter an Sato, einen jungen, drahtigen Mann mit schwarzumrandeter Brille. Sato prüfte die Steine mit einer Lupe, tauchte anschließend die kleinen, milchigweißen Stückchen in Wasser und beobachtete, wie es ablief, ohne Spuren zu hinterlassen.
    Alexander war nervös und hatte ein mulmiges Gefühl.
    »Was hast du?« fragte Nikolai, dem das Verhalten des Jüngeren nicht entgangen war.
    »Machst du deine Geschäfte immer so offen?«
    »Was heißt offen? Ich habe das Cafe für zwei Stunden gemietet. Siehst du jemanden?«
    Die Steine sagten Sato zu. »Wo ist die Lieferung?«
    Der Übersetzer schaute auf seine Uhr. »In vier Stunden wird sie in Taischet sein. Sind Ihre Leute dort?«
    Nikolai nickte. »Und alles wie verabredet?«
    Sato zog eine Liste aus seiner Jacke und reichte sie Nikolai. Der überflog den russischen Text.
    »Gut. Dann warten wir, bis mich meine Mitarbeiter angerufen haben.«
    Nach vier Stunden trafen sie sich erneut mit den Japanern. Wenige Minuten später wurde Nikolai zur Rezeption gebeten, ein Telefonanruf. Der Sibiriake nahm die Liste mit, die er von Sato erhalten hatte. Kurz darauf kam Nikolai zurück. Er lächelte, wirkte ungemein entspannt, griff in seine Jackentasche und händigte seinen Geschäftspartnern den Beutel mit Diamanten aus. Die beiden Japaner standen auf und verabschiedeten sich freundlich mit einer Verbeugung.
    »Sato kenne ich seit fünf Jahren, früher habe ich mit seinem Vater verhandelt. Er starb leider vor einigen Monaten.«
    Alexander, der ahnte, dass der Sibiriake ihn in gewisse Dinge einweihen oder zumindest über seine Geschäfte sprechen wollte, beschränkte sich aufs Zuhören.
    »Die Japaner sind sehr verlässlich. Noch nie bin ich enttäuscht worden, noch nie hat einer mich zu übervorteilen versucht.« Und als Alexander auch jetzt keine Frage stellte: »Dich scheint nicht zu interessieren, um was es heute gegangen ist.«
    »Doch. Ich habe dich auch mehrfach gefragt, wer du bist. Ich werde es nicht noch einmal tun.«
    Nikolai bestellte für Alexander einen Mokka, für sich Tee. Umständlich verrührte der Ältere den Zucker und strich sich über die glatt nach hinten gekämmten Haare, als wollte er Zeit gewinnen, um seine Entscheidung ein letztes Mal zu überdenken.
    »Ich bin der mächtigste Mann in Mittelsibirien.«
    »Mächtiger als die Abgeordneten des Sowjet, die Volksdeputierten und Politkommissare der Rayons?«
    »Ja.«
    »Und wieso?«
    »Weil sie mich brauchen. Mich und meine Leute.«
    »Wie diesen Organisierer Suska.«
    »Richtig. Ohne Tolkatschi würde nichts in unserem Staat funktionieren, wirtschaftlich gesehen hätten wir das reinste Chaos.« »Du versuchst das zu ändern?«
    »Ich versuche es nicht nur, sondern ich habe es bereits in vielen Bereichen getan und das Angebot verbessert. Nehmen wir zum Beispiel das heutige Geschäft. Sato hat mir aus Japan in doppelwandigen Containern fünftausend Transistorradios geliefert und viertausend Schminksets für Frauen. Dazu zweitausend Autoreifen in den gängigen Größen. Alles wurde inzwischen von meinen Leuten in Taischet entgegengenommen, die Ware ist bereits zu den einzelnen Händlern unterwegs. Die Kosmetika gehen an die staatlichen Geschenkläden. Du musst wissen: Touristen und Reisende aus dem Westen kaufen überwiegend in den Berjoskas ein.«
    »Und bezahlen in Dollar oder Mark und Yen.«
    »So ist es.«
    »Die Diamanten. Wo hast du sie her?«
    »Gekauft.«
    »Ich nehme an, in Jakutien, und zwar für Rubel, die im Ausland viel weniger wert sind.«
    Nikolai nickte. »Die russischen Minenarbeiter können mit Dollars nichts anfangen. Man würde fragen, woher sie

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