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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Gitterstäben, die Faust testete die Festigkeit der Wand und unterlag. Vor Jahren, als man ihn eingesperrt hatte, betraf es nur ihn, verlor er allein seine Freiheit, wurde niemand sonst dadurch in Mitleidenschaft gezogen. Heute war das anders, überhaupt hatte sein Leben für ihn einen anderen Stellenwert erhalten: Er fühlte sich verantwortlich für seine Familie und den Bund. Deshalb legte er bei seinem Tun ständig Rechenschaft vor sich ab: Wem kann ich schaden? Was haben Larissa und das Baby davon?
    Zwei Tage später saß er wieder Besmertisch gegenüber. Derselbe Raum, dieselbe Aktentasche, keine Zeugen, nur sie beide.
    »Du weißt, man wird dich erschießen.«
    Alexander reagierte nicht. Was hätte er auch sagen sollen? Er wusste seit Jahren, auf ihn wartete die Todesstrafe, falls man seiner habhaft wurde.
    »Dein Leben ist das eines typischen Schwerverbrechers. Flucht, Tote, darunter allein fünf Soldaten am Jenissei.«
    »Ich habe sie nicht umgebracht.«
    »Wärst du nicht geflohen, sie lebten heute noch.« Dieser Logik konnte Alexander nichts entgegensetzen. »Halte dich bereit, wir verreisen.«
    Alles aus! Noch nie, auch nicht während seiner schlimmsten Zeit im Straflager, war Alexander so deprimiert wie in diesem Augenblick. Zwei Polizisten drückten ihn in ein Auto, Besmertisch stieg hinten bei ihm ein, und los ging die Fahrt. Außerhalb von Bratsk ließ Besmertisch anhalten. Er gab dem Fahrer einen Wink, der stieg aus und verschwand.
    »Ich habe dich in der Hand. Und ich kann dich zerquetschen wie einen Floh.« Damit keine Missverständnisse auftraten, demonstrierte es ihm Besmertisch anschaulich. »Zehntausend im Monat und Hunderttausend extra, und zwar Dollar.«
    Alexander starrte den Dicken verblüfft an. Er verstand nicht sofort, die Entwicklung ging an ihm vorbei.
    »Wie bitte?«
    Besmertisch wiederholte die Forderungen.
    »Und wofür?«
    »Dadurch erkaufst du dir deine Freiheit.«
    »Freiheit von Besmertischs Gnaden.«
    »Oder ist dir Gautulin, der im Gefängnis krepierende, lieber? Denk an deine Frau. Ihr Bauch wird schön rund. Ein so gutaussehendes Weib darf man nie allein lassen, erst recht nicht in Mittelsibirien.«
    Alexander musste sich beherrschen, dem Feisten nicht an die Kehle zu gehen. Alles in ihm war Aufruhr und Wut. Er zitterte, Besmertisch amüsierte sich darüber.
    »Erst die hunderttausend, dann die Freiheit.«
    Alexander schluckte, seine Wut musste warten. »Und wie willst du das anstellen?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Ich brauche eine Garantie.«
    »Gibt es nicht.«
    »Dann zumindest den Beweis, dass sonst keiner etwas von der Sache erfährt. Nur du und ich.«
    Besmertisch kam sich überlegen vor. In gönnerhaftem Fon erklärte er: »Vor Monaten, also zur Zeit meines Empfangs, hat es einen unbekannten Toten gegeben. Unfall. Und dem Betreffenden habe ich die Fingerabdrücke nehmen lassen, weil jemand glaubte, ihn erkannt zu haben. Er soll ein gesuchter Verbrecher gewesen sein, deshalb das Einschalten des KGB.«
    Alexander musste trotz allen Widerwillens zugeben, diese Erklärung klang plausibel. Besmertisch hatte als hoher Funktionär zudem genügend Mittel und Möglichkeiten, seine Version durchzusetzen.
    »Ich überlege mir deinen Vorschlag.«
    »Nein.«
    »Aber ich habt das Geld nicht in meiner Zelle und muss mit Minsk sprechen. Er war Nikolais Vertrauter und weiß, wie ich es schnell beschaffen kann.«
    Dieses Argument leuchtete Besmertisch ein. »Einverstanden. Morgen ist er in Bratsk.«
    Besmertisch hielt Wort. Minsk sah sehr bedrückt aus, als er Alexander begrüßte. Besmertisch beobachtete die beiden.
    »Los, macht schon.«
    »Ich kann doch nicht in deinem Beisein mit Minsk über unsere Banken und Konten reden. Das musst du doch verstehen.«
    Besmertisch, der unbedingt alles mitbekommen wollte, denn er vermutete ein Komplott, sträubte sich zuerst, das Zimmer zu verlassen. Als aber Alexander, der die Gier des Dicken nach Geld inzwischen kannte, aufstand und sagte, er gehe lieber in den Tod, als den Bund an Besmertisch auszuliefern, erhob sich der Funktionär zögernd und stapfte hinaus, nicht ohne ihm noch einen warnenden Blick zuzuwerfen.
    Alexander hütete sich, mit Minsk offen zu reden. Zwar sprachen sie über die hunderttausend Dollar, die sein Mitarbeiter zu organisieren habe, nannten aber falsche Banken und einen irreführenden Beschaffungsweg.
    Während Alexander einiges erklärte, schob ihm Minsk einen Zettel über den Tisch.
    »Besmertisch ist

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