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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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die Männer bestraft, Genosse Natschalnik-Olp.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Vielleicht hilft mir die Vorsehung auch weiter, wenn sich wieder einer an mir vergreifen sollte, Genosse Natschalnik-Olp. Egal, wer immer das auch sein mag.«
    Als hätte er eine heiße Niete angefasst, ließ der Lagerpolitruk Alexanders Jacke los, die er immer noch umklammert hatte.
    »Abführen«, brüllte er.

    An diesem Abend erhielt Alexander überraschenden Besuch. Ehrfürchtig machten die Barackeninsassen dem großen, bärtigen Mann mit den langen Haaren Platz. Der setzte sich auf Alexanders Pritsche und sah ihn an. Alexander hielt dem Blick stand. Nach zwei Minuten oder mehr drehte der Besucher den Kopf und tat so, als hätte er etwas Interessantes entdeckt.
    »Du kennst mich?«
    »Sicher.«
    »Kannst du dir auch denken, warum ich hier bin?«
    »Du wirst schon einen Grund haben.«
    Die übrigen Häftlinge vergaßen zu atmen. Respektlos, wie Alexander dem Elefanten, dem mächtigsten Mann im Lager, begegnete. »Ich möchte mit dir reden.«
    »Worüber?«
    »Über Zufälle.«
    »Ein schönes Thema.« Alexander lächelte. »Ich würde dir gerne etwas anbieten, aber leider habe ich nichts.«
    »Das dürfte genügen.« Der Bärtige zog eine Flasche Wodka unter seiner Jacke hervor und reichte sie Alexander.
    »Du zuerst.«
    Der Bärtige lächelte, entfernte die Kappe und setzte die Flasche an. Er nahm einen kräftigen Schluck. Alexander begnügte sich mit wesentlich weniger. Keiner seiner Mithäftlinge konnte das verstehen. Wodka, und dann auch noch gratis.
    »Zigarette?«
    »Ja. Zwanzig, für meine Kumpane.«
    Wortlos griff der Bärtige in seine unergründliche Jacke und gab Alexander eine Handvoll Zigaretten. Der reichte sie weiter. »Ich habe drei Männer verloren.«
    »Ich weiß. Deine Macht als Chef der Blatnoij nimmt ab.«
    »Wenn ich will, dann zerquetsche ich jeden.«
    »Fast jeden.«
    »Dich auch.«
    »Dann bist du morgen tot.«
    Die Zuhörer vergaßen an den Zigaretten zu ziehen, der Elefant zuckte zusammen. So hatte ihm noch keiner gedroht.
    »Ich bin morgen tot, wenn ich dich zerquetsche?«
    »Ja.«
    »Wie das?«
    Alexander streckte seine Faust aus. »In dieser Faust ist mehr Macht, als du jemals hattest.«
    Verwundert wanderten die Augen des Bärtigen zwischen Faust und Alexanders Gesicht hin und her.
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Jeder im Lager weiß, du bist der Chef der Blatnoij. Und weil drei deiner Männer umgekommen sind, ist deine Macht geschrumpft. Wir alle wissen, wer zu dir gehört.«
    »Los, sprich weiter.«
    »Meine Macht kennst du nicht, und genau davor hast du Angst. Keiner kann mir was in die Schuhe schieben, was den Tod deiner Leute angeht. Während du jemanden offen umbringen lässt, bin ich nicht für dich einzuschätzen. Und du weißt nicht, wer alles zu mir gehört. Genau davor hast du Angst.«
    »Ich habe nie Angst.«
    »Pagodin hat auch Angst.«
    Alexanders Gefährten verhielten sich vollkommen ruhig, kein Wort sollte ihnen entgehen, denn hier spielte sich ein Machtkampf ab.
    »Ich lasse mich einsperren in den Isolator. Hundert Flaschen Wodka, dass du am nächsten Tag tot bist.« Alexander streckte seine Hand aus.
    Zuerst sah es aus, als wollte der Elefant einschlagen, dann aber zögerte er.
    »Wie willst du das machen?«
    »Alle werden es erfahren, nur du nicht mehr.«
    Dann schwiegen die beiden eine Weile und taxierten sich mit Blicken. Der Bärtige fragte sich, was an diesem mittelgroßen, schlanken Kerl mit dem hageren Gesicht Besonderes dran war, dass er so auftrumpfen konnte? Gut, seine Augen, sie verströmten eine Kraft, aber mit Augen kann man nicht töten. Und allzu hart sieht sein Gesicht auch nicht aus, wenn man sein durchsetzungsstarkes Kinn ausklammert. Weshalb ist er sich so sicher?
    »Ich möchte Ruhe im Lager haben.« Jeder bekam mit, wie der Elefant einlenkte,
    »Schickt dich Pagodin?«
    »Mich schickt niemand.«
    »Ich lasse mir nichts vorschreiben.«
    Wieder blieb es eine Weile still zwischen ihnen.
    »Gibt es eine Möglichkeit, dass du mit mir zusammenarbeitest?«
    »Nein.«
    »Du willst Krieg?«
    »Nein.«
    »Was willst du?«
    »Wenn Zusammenarbeit, dann nicht ich mit dir, sondern wir beide gemeinsam. Hast du mich verstanden?«
    »Ich bestimme, was geschieht.«
    »In einigen Wochen sitzt du wieder hier, und du wirst betteln, damit ich dich anhöre.«
    »Nie und nimmer.«
    »Doch. Du wirst Angst haben, mein Freund. Schon jetzt ist sie in dir drin. Und sie wird wachsen. Glaube

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