Der König von Sibirien (German Edition)
sich hilflos vor. Alexander, der an einem der Kompressoren stand und eine Schnur aufwickelte, trat näher.
»Er blutet ja aus dem Hintern«, stellte er ruhig fest.
»Was ist passiert?«
Niemand wusste es. Wolkow konnte vor Schmerz nicht sprechen, hatte sich aber mittlerweile die Lippen blutig gebissen. Immer wieder fixierten die Männer Alexander, als könne allein er die Erklärung liefern. In ihren Gesichtern war die unausgesprochene Frage zu lesen: Was geht hier eigentlich vor?
Wolkow war der Brigadier, und da er nicht angesprochen werden konnte, gab Alexander das Kommando, Pagodin zu rufen. Und der kam in Begleitung des Elefanten. Bevor die beiden Wolkow auch nur eines Blickes würdigten, sahen sie Alexander an, und Pagodin wollte von ihm wissen, was vorgefallen war. Alexander hob die Schultern, alle zuckten die Achseln.
»Ich lasse euch schmoren, bis euer Darm an Verdurstung stirbt.«
»Wolkow stirbt jetzt schon.«
Pagodin ruckte herum, konnte den Sprecher aber nicht mehr ausmachen.
»Schafft Wolkow zur Krankenstation. Aber plötzlich.«
Wolkow jammerte und musste unheimliche Schmerzen haben. Sie legten ihn auf zwei Bretter und trugen ihn fort.
Pagodin wandte sich wieder an die Herumstehenden. »Ich will wissen, was hier gespielt wird.«
Einer meldete sich. »Wie es geschehen ist, kann ich nicht sagen, Genosse Natschalnik-Olp. Aber an meinem Presslufthammer fehlt der Schlauch, jemand muss ihn abmontiert haben.«
»Los, zeigen.«
Pagodin schritt hinter dem Häftling her, der nach wenigen Metern stehen blieb und auf sein Arbeitsgerät deutete. Oben war ein Quergriff, darunter ein dicker Rumpf aus Metall, der sich verjüngte und in einem Meißel endete.
»Wo wird der Schlauch befestigt?«
»Hier.« Der Häftling zeigte auf eine Öffnung. »Einklinken und eine halbe Drehung, durch den Druck wird die Verbindung absolut dicht.«
Pagodin rieb sich das Kinn. »Hat noch einer was gesehen?«
»Ja, ich, Genosse Natschalnik-Olp.« Semlja meldete sich. »Als die Kompressoren angeworfen wurden, sah ich Wolkow hier stehen.« Er deutete auf die Stelle, wo man Wolkow gefunden hatte.
»Weiter!«
»Dort aus dem Graben tauchte eine Hand auf, die Wolkow von hinten umfasste.«
Pagodins Gesicht lief rot an. »Weiter.«
»Eine andere Hand folgte mit dem Schlauch.«
Pagodin rieb sich nervös die Hände. »Und dann?«
»Ich sah, wie der Schlauch gegen Wolkows Gesäß gedrückt wurde.«
Pagodin packte Semlja am Oberarm und zog ihn näher. »War das vor oder nachdem die Kompressoren angeworfen wurden?«
Semlja überlegte. »Ich würde sagen, genau zu dem Zeitpunkt, als man sie eingeschaltet hat.«
Pagodin ging in kurzen Schritten auf und ab. Vor Alexander blieb er stehen. „»Hat das auch etwas mit deiner Vorsehung zu tun, Gautulin?«
»Ich weiß nicht.« In Alexanders stoischem Gesicht zeigte sich keine Regung.
Pagodin kam zu einem Ergebnis. „»Das bedeutet, es müssen zwei gewesen sein. Einer stellt den Kompressor an, der andere hält Wolkow den schlauch an den Hintern, und dann die Druckluft«. Pagodin schüttelte sich bei der Vorstellung.
»Eigentlich müssen es drei sein«, meldete sich ein anderer.
»Wieso? «“ Pagodin sah den Redner ungehalten an, weil sich der Vorfall mehr und mehr verkomplizierte.
»Der Kompressor wird auf der abgewandten Seite eingeschaltet. Aber auf der uns zugewandten muss ein Hebel umgelegt werden, damit die Druckluft in den Schlauch schießt. Und dann noch …«
»Schon gut. Mal hören, was und Wolkow zu sagen hat.« Aber Wolkow hatte nichts mehr zu sagen. Zwei Stunden später war er tot, gestorben unter qualvollen Schmerzen, trotz Morphiums. Innere Blutungen, diagnostizierte der Arzt, alles aufgerissen und zerfetzt, nicht nur der Darm. Alles.
Noch am selben Abend meldete sich Klimkow, der Elefant, bei Alexander. Wieder brachte er eine Flasche Wodka mit, gemeinsam mit Alexander leerte er sie.
»Können wir und einigen?«
»Mach einen Vorschlag, Klimkow.«
»Ich möchte mit dir zusammenarbeiten.«
»Gut. Und unter welchen Bedingungen?«
»Wir handeln sie aus. «“
»Aber zum Vorteil der Strafgefangenen.«
Klimkow überlegte. »Einverstanden.«
»Und eine besondere Abmachung für mich.«
»Welche?“ Klimkow beugte sich nach vorn.
»Wenn es mir schlecht geht, dann hilfst du mir.«
»Wer könnte es dir schlecht gehen lassen?«
„ Pagodin.«
Klimkow überlegte. »Keine Frage, ich helfe dir. Aber nur unter einer Voraussetzung.«
»Welcher?«
»Deine Garantie,
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