Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
Zwei-plus-vier-Verträge wären nur noch Makulatur.“
Benjamin runzelte die Stirn. „Es ist nicht auszuschließen, dass die gerade wieder erworbene Souveränität Deutschlands in Frage gestellt wird. Neuwahlen unter UN-Beobachtung, eine Zerschlagung des deutschen Sicherheitsapparates und Neuaufbau unter Kontrolle der Alliierten, die Entwaffnung der Bundeswehr, Wiederauflebung des Vier-Mächte-Statuts – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.“
„Vielleicht ist es gut so.“
„Vielleicht.“ Benjamin kniff die Augen zusammen. „In jedem Fall sitzt die Kanzlerin zurzeit wie ein Kaninchen in ihrem Regierungsbau, und draußen lauert ihr eigener Sicherheitsapparat.“
„Deshalb sucht sie das Bernsteinzimmer“, sagte Zoé. „Sie braucht es, um aus der Defensive zu kommen. Nur das Bernsteinzimmer führt sie zu den Köpfen der Verschwörung. Sie muss es finden, um ihre Gegner zu stellen.“
„Ja.“ Er rang sich ein mattes Lächeln ab. „Und da bin ich gerade recht gekommen! Der Einzige, der nichts mit der Verschwörung zu tun hat, aber dennoch in Verbindung zu Anne stand. Ich war wie gemacht für die Kanzlerpläne.“
„Sie hat dich losgeschickt und überwachen lassen. In der Hoffnung, ihre Gegner aus der Deckung zu zwingen und angreifen zu können.“
„Hat ja wunderbar geklappt.“ Benjamins Unmut war unüberhörbar.
„Vielleicht bist du wirklich ihre letzte Chance.“ Sie ließ den Blick über den Horizont schweifen. Sie musste nachdenken. Wenn sie mit ihren Annahmen richtig lagen, bestand kaum noch Hoffnung. Sie hatten sich einer übermächtigen Organisation in den Weg gestellt, die alles daransetzen würde, sie umzubringen. Sanft zog sie Benjamin zu sich herüber, bis er ganz nahe bei ihr stand, lehnte sich schweigend an ihn und ließ sich von ihm umarmen.
„Dort!“, sagte sie nach einer Weile und deutete auf eine kaum zu erkennende Inselgruppe, die sich allmählich vom Horizont befreite. „Dort habe ich meine Kindheit verbracht.“
Auf dem größten Eiland in der Mitte der Inselgruppe, das nun immer näher kam, war schemenhaft ein schlossartiges Gebäude zu erkennen. Fieberhaft suchten ihre Augen nach einem Lebenszeichen – ohne Erfolg. Beim Anblick der Inseln packte sie plötzlich die Angst. Unbewusst drückte sie ihre Zähne gegen die Unterlippe. Und was, wenn auf der Insel nicht Maria, sondern doch die Mörder auf uns warten?
Kapitel 40
Die Insel ragte felsig aus dem Meer und maß kaum mehr als fünfhundert Meter Durchmesser. Auf dem zentralen, höher gelegenen Teil wuchsen knorrige Zedern, die das schlossähnliche Herrenhaus einrahmten. Das Chateau, ein Haupthaus mit einem Seitenflügel, hatte zwei mächtige Türme, die über den bewohnten Felsen wachten.
„Das ist das Chateau Costaérès . “ Zoé deutete auf das Gebäude. „Errichtet im Jahr 1892. Die Architektur lehnt sich an das Mittelalter an, was damals sehr beliebt war. Es ist aus dem berühmten Granit Rose erbaut, der die ganze Küste prägt. Im rückwärtigen Teil der Insel befindet sich das Bootshaus, in dem die Jacht meiner Oma liegt“, erläuterte sie, steuerte das Boot geschickt an den verschlungenen Sandbänken vorbei und umrundete zweimal das gesamte Eiland. Sie ließ ihren Blick über die Insel schweifen, doch sosehr sie sich bemühte, sie konnte kein Lebenszeichen erkennen.
„Die Fensterläden und Türen scheinen geschlossen zu sein“, sagte sie erstaunt und navigierte das Boot auf den Strand zu, von dem sich ihnen ein hölzerner Bootsanleger entgegenstreckte. Sie sah Parker ernst an. „Benjamin, lass mich allein an Land gehen. Wenn irgendetwas schiefgeht, legst du ab und holst Hilfe.“ Ihre Stimme vibrierte vor Anspannung.
Er nahm ihren Blick auf und streichelte ihr über die Wange. Dann wandte er sich ab und schaute noch mal zu dem Eiland hinüber. „Unsinn“, sagte er. „Wir gehen gemeinsam, aber lass zur Sicherheit den Motor laufen.“
Zweifelnd schaute sie ihn an. Sie gab noch einmal Gas, und das Boot schoss auf den Anleger zu. Abrupt stoppte sie die Fahrt, spielte ein bisschen mit dem Steuerrad, und das Boot schmiegte sich sanft an den Anleger.
„Hier.“ Sie warf ihm das Tau zu. „Mach es am Anleger fest.“
Er sprang an Land und legte das Tau um einen der schmiedeeisernen Poller. Dabei hatte er das unbehagliche Gefühl, beobachtet zu werden.
Zoé kletterte aus dem Boot, dessen Motor jetzt leise vor sich hin tuckerte. Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. „Komm!“
Schon nach
Weitere Kostenlose Bücher