Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
Vom Netzwerk:
mir. Ich glaube, er hatte etwas getrunken. Jedenfalls hat er mir seine Befürchtungen über den Abtransport des Bernsteinzimmers gebeichtet. Er war überzeugt davon, dass Foch es nach dem Krieg auf dem Schwarzmarkt verkaufen würde. ‚Dieser braune Teufel darf die Paneele nicht bekommen!’, hat er geschrien. Ich habe versucht, ihn zu beruhigen, und hatte Angst, dass uns jemand hören würde. Er war am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Völlig verzweifelt hat er sich schließlich wieder in sein Büro zurückgezogen. In der Nacht bin ich noch mal zu ihm gegangen und habe an seine Tür geklopft. Von innen drang ein leises Wimmern. Da wusste ich, das war die Gelegenheit, auf die Thalberg und Fritz so lange gewartet hatten. Wenige Tage später habe ich dann ein Treffen zwischen Brandner und Thalberg unter dem Vorwand eines angeblichen Bernsteinfundes arrangiert. Ich weiß nicht, was Thalberg ihm erzählt hat, aber nach dem Gespräch war Brandner wie ausgewechselt. Seine ganze Sorge schien von ihm abgefallen zu sein. Er war regelrecht euphorisch. Mehrfach hat er sich bei mir bedankt, dass ich ihm die Bekanntschaft mit Thalberg vermittelt hatte.“
    „Hätte Brandner nicht eigentlich sehr misstrauisch sein müssen, schließlich kannte er Thalberg doch gar nicht?“, sagte Parker.
    „Das hatte ich zunächst auch gedacht“, sagte Maria. „Aber er war Thalberg völlig ergeben.“ Maria lehnte sich vor und schenkte sich Tee nach. „Es hieß, dass Thalberg Brandner versprochen hatte, ihn schnellstmöglich nach Kriegsende aus Königsberg herauszuholen. Brandner sollte den Abtransport des Bernsteinzimmers decken und die Russen später noch ein bisschen in die Irre führen, bis sich eine Fluchtgelegenheit ergäbe. Auch habe Thalberg dafür gesorgt, dass der Sohn des Museumsdirektors Königsberg noch rechtzeitig vor dem Fall der Stadt verlassen konnte, was auch tatsächlich geschehen ist.“ Maria zuckte mit den Schultern. „Vielleicht war das ihre Vereinbarung. Brandner hat jedenfalls bis zum bitteren Ende ausgeharrt. Nach dem Fall der Stadt haben die Sowjets ihn sofort in Gewahrsam genommen und mehrfach zum Verbleib des Bernsteinzimmers verhört. Wochenlang hat er die russischen Offiziere mit immer neuen Andeutungen und Mutmaßungen hingehalten.“
    „ Wenn er redet, lügt er nicht selten , soll einer seiner Vernehmer über ihn gesagt haben“, warf Zoé ein, die sich an einen entsprechenden Kommentar in einem der Bücher erinnerte, die Falkenhayn ihr auf den Küchentisch gelegt hatte.
    „Ja, Brandner hat es wohl ziemlich übertrieben. Zum Schluss haben die Russen ihm kein Wort mehr geglaubt. Gerade noch rechtzeitig soll Thalberg es angeblich geschafft haben, ihn aus der besetzten Stadt zu schleusen. Mit einer falschen Sterbeurkunde hat man seinen Tod vorgetäuscht.“
    Zoé richtete sich auf. „Die Russen haben seinem plötzlichen Ableben misstraut und das Grab öffnen lassen. Es war leer.“
    „Brandner soll von polnischen Schmugglern nach Mitteldeutschland gebracht worden sein.“ Maria blickte sie skeptisch an. „So lautet jedenfalls die Geschichte, die Fritz mir erzählt hat.“
    Benjamin schaute ernst zu ihr herüber. „Falkenhayn hat uns noch etwas anderes erzählt. Nach seiner Aussage hätten sie damals jeden Mitwisser getötet, der nicht zur Organisation gehörte.“
    Seufzend strich Maria über ihre Schürze. „Heute glaube ich auch, dass es so war. Armer Brandner.“
    „Eines verstehe ich noch nicht“, ergriff Benjamin erneut das Wort. „Wenn sich in Albert Poss’ Kisten nur unbehandelte Bernsteinstücke befunden haben, wie konnte das während des ganzen Transports unbemerkt bleiben? Thalberg musste doch befürchten, dass Poss irgendwann entdeckte, dass er nicht das Bernsteinzimmer transportierte. Dann wäre die Sache doch sofort aufgeflogen.“
    Maria gönnte ihm einen nachsichtigen Blick. „Ich glaube, Sie unterschätzen Thalberg ein wenig, junger Mann.“

Kapitel 43
    Ein Schauder überlief Zoé. Sie war fassungslos, auf welch ein gefährliches Spiel sich ihre Großmutter damals eingelassen hatte. Und eine dumpfe Empfindung befiel sie, als ihr klar wurde, dass das Spiel nie aufgehört hatte.
    Freundlich blickte Maria zu Benjamin herüber. „Natürlich war es Thalbergs und Fritz’ größte Sorge, dass der Austausch der Bernsteinkisten auffliegen würde. Zum Glück boten die Kisten selbst bereits den größten Schutz gegen eine Entdeckung. Denn Foch hatte in seiner Raffgier und Paranoia die Fracht

Weitere Kostenlose Bücher