Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
abgehört wird. Überlegen Sie also gut, bevor Sie etwas sagen.“
„Ich weiß.“ Parker räusperte sich. „Ich habe eine persönliche Frage an Sie.“
„Ja?“
„Bei unserem Treffen im Kanzleramt haben Sie etwas sehr Überraschendes mit den Händen gemacht. Was war das?“
„Ich habe sie Ihnen auf die Schulter gelegt. Hat Sie das überrascht? Wieso fragen Sie?“
„Ich wollte nur sichergehen, dass ich wirklich mit Ihnen spreche, Frau Kanzlerin.“ Er atmete einmal tief durch, bevor er weitersprach. „Ich möchte Ihnen einen geheimen Bericht übergeben, der wahrscheinlich mit einem alten Wehrmachtscode verschlüsselt worden ist. Es handelt sich um eine detaillierte Darlegung des Raubs des Bernsteinzimmers bei Kriegsende durch FHO-Agenten. Sie werden in den Papieren alle Informationen darüber finden, wer das Bernsteinzimmer aus Königsberg geschleust hat und es bis heute versteckt hält. Bitte überprüfen Sie sofort folgenden ehemaligen BND-Mitarbeiter: Carl von Thalberg.“
Parker wartete auf eine Nachfrage, doch die Kanzlerin schwieg. Das Gespräch wurde offenkundig aufgezeichnet. „Thalberg ist der Kopf der Operation“, fuhr er fort. „Wir wissen, dass sein Komplize, Falkenhayn, Sie bereits anonym über einige der gerade von mir geschilderten Umstände informiert hat – was Sie mir jedoch im Kanzleramt verschwiegen haben.“
„Wo befinden sich die beiden Männer?“
„Falkenhayn hat sich gestern das Leben genommen, in einem Berghaus in den bayerischen Alpen, ganz in der Nähe der Elendsalm, wo sich die FHO 1945 vor den Amerikanern versteckt hatte. Thalberg war jedenfalls gestern auch dort.“
„Wir werden das überprüfen.“
„Sie werden niemanden finden.“
„Reden Sie weiter.“
„Falkenhayn hat Ihnen verraten, dass das Bernsteinzimmer in Kürze verkauft werden soll – und Sie haben mich daraufhin als ahnungslosen Lockvogel benutzt.“ Er hielt inne. Die Sekunden verstrichen.
„Ja“, drang es dann an sein Ohr. „Es tut mir leid, aber wir hatten keine andere Wahl. Sie waren unsere einzige Chance, an die Verbrecher heranzukommen. Hätte ich Sie vorher fragen sollen?“
„Ja!“
„Hätten Sie dann nicht abgelehnt?“
„Das wäre allein meine Sache gewesen.“
„Parker, glauben Sie mir, ich freue mich wirklich von Herzen, dass es Ihnen gutgeht.“ Dieser metallische Klang harmoniert perfekt mit ihren Mitteilungen, ging es ihm durch den Kopf, bevor er fortfuhr. „Ich nehme an, dass mein Anruf zurückverfolgt wird, während wir reden?“
„Was meinen Sie damit?“
„Dass Sie gerade versuchen, mich zu orten – und dass man Ihnen gesagt hat, Sie sollen mich so lange wie möglich am Telefon halten, bis die Ortung ergeben hat, wo ich mich befinde, richtig?“
Ein paar Sekunden war die Leitung stumm, dann ertönte die Stimme erneut. „Richtig.“
„Wie lange brauchen Sie noch?“
„Drei bis fünf Minuten.“
Parker schaute auf die Uhr. Das Telefonat lief bereits fast eine Minute. „Ich gebe Ihnen einen Tipp. Ich bin in Nordfrankreich.“
„Nordfrankreich also.“ Die Kanzlerin hielt inne. Sie schien nicht zu verstehen, warum er ihr diese Informationen am Telefon offenbarte.
„Ich bleibe in der Leitung“, sagte er, „bis Sie mich haben, verstanden?“
„Parker, was haben Sie vor?“
Er schwieg und schaute Zoé in die Augen. Jetzt begann der heikle Teil des Telefonats. „Ich will einen Übergabeort mit Ihnen vereinbaren“, antwortete er. Gemeinsam mit Zoé hatte er lange über den richtigen Treffpunkt für die Übergabe des Dossiers nachgedacht. Die Örtlichkeit musste ausreichend Schutz bieten und vor allem eine gute Übersicht, um eventuelle Angreifer frühzeitig identifizieren zu können. Schließlich musste der Treffpunkt in einem Radius liegen, den sie mit dem Boot gut erreichen konnten.
„Ich weiß jetzt, wo Sie sich befinden“, unterbrach die Kanzlerin das Schweigen.
„Sehen Sie, was dort ganz in der Nähe ist?“
Wieder verstummte sie. Die Sekunden vergingen, ohne dass er auch nur das geringste Geräusch vernahm, bis sich die Kanzlerin endlich wieder meldete. „Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen.“
„Können Sie dort ein Treffen für morgen am späten Vormittag arrangieren?“
„Kein Problem.“
Doch er war noch nicht zufrieden. „Ich werde den Bericht nur an jemanden übergeben, der absolut vertrauenswürdig ist.“
Nach einer Weile des Schweigens fragte die Kanzlerin: „An wen hatten Sie gedacht?“
Jetzt zögerte er. Es war
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