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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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wegzudrücken.
    Mit aller Kraft bewegte Reißfeld seinen Unterarm über die Lehne des Rollstuhls zum mechanischen Bremshebel. Zentimeter für Zentimeter näherte er sich dem Schalter, der die Bremse des Rollstuhls feststellte. Als nur noch Millimeter fehlten, stieß er kraftvoll seinen Arm dagegen. Augenblicklich rasteten die Stahlbolzen in der Bremsvorrichtung ein und sperrten die Räder. Der Rollstuhl stand still, und die unheilvolle Fahrt zum offenen Arkadenbogen war gestoppt.
    Doch der schwere Körper des Polizisten lag unverändert auf ihm wie eine Betondecke. Zwischen den Männern klemmte das Dossier, das Parker ihm auf den Schoß geworfen hatte.
    Die Unterlagen!, schoss es Reißfeld durch den Kopf. Sie mussten um jeden Preis gerettet werden. Aus den Augenwinkeln sah er zu Parker hinüber, der sich mit einem weiteren Mann in einer blau-weißen Uniformjacke einen wilden Schusswechsel lieferte. Er glaubte nicht, dass Parker diesem Angriff noch lange würde standhalten können. Gegen einen Profikiller mit einer Maschinenpistole hatte er keine Chance.
    Aber auch seine eigene Lage war hoffnungslos. Zwar war es Schmitt nicht gelungen, ihm den Revolver zu entreißen, aber der Sicherheitsmann ließ ihm praktisch keine Bewegungsfreiheit und schob den Rollstuhl trotz der blockierten Räder unaufhaltsam auf das mittlere Arkadentor zu.
    „Um Himmels willen, Schmitt!“, schrie er. „Hören Sie auf! Wir werden Ihre Familie retten!“
    Mit trauriger Entschlossenheit funkelte der Hauptkommissar ihn an. „Es sind meine Kinder, und es ist meine Frau, die in Gefahr sind. Und ich werde kein Risiko eingehen.“
    „Die werden alle umbringen.“ Reißfeld war außer sich über die Naivität des Polizisten. Niemals würden die Verbrecher ihn und seine Familie verschonen. Beschwörend schaute er dem Leibwächter in die Augen. „Wenn Sie Ihre Frau und Kinder retten wollen, müssen Sie mir helfen. Sonst werden alle sterben.“ Reißfeld keuchte vor Anstrengung. Er betete, dass seine Worte Eindruck auf den Mann machten, aber ihm war auch die Chancenlosigkeit einer Befreiungsaktion klar. Falls der Polizeikommissar seinen Mordauftrag auf dem Mont Saint-Michel nicht erfüllte, würde das sofort zu den Verschwörern durchsickern. Die Familie wäre tot, noch bevor Reißfeld auch nur ein verlässliches Sondereinsatzkommando zusammengestellt hätte. Ganz zu schweigen davon, dass niemand wusste, wo die Familie gefangen gehalten wurde. Und doch musste er Schmitt irgendwie von seinem tödlichen Plan abbringen. „Helfen Sie uns, Schmitt, helfen Sie Deutschland!“
    „Nein!“, brüllte der Polizist und schob mit brachialer Gewalt die feststehenden Räder des Rollstuhls immer weiter auf die offene Arkade zu. „Ich werde Sie töten!“
    Reißfelds Gehirn arbeitete jetzt auf Hochtouren. Tausend Gedanken schienen wirr durcheinanderzulaufen, ohne dass er einen davon zu fassen bekam – und er hatte zu lange gezögert. Mit einem kräftigen Ruck stieß ihn Schmitt bis auf die Kante der mittleren Arkade. Reißfelds Blick ging in die Tiefe. Dreißig Meter unter ihm erstreckte sich die gepflegte Gartenanlage der Abtei. Heftige Windböen schlugen ihm ins Gesicht. Sein Ende nahte, da gab es keinen Zweifel. Wieder ruckte der Rollstuhl.
    „Wir müssen zusammen gegen die Verbrecher kämpfen, sonst ist alles verloren.“
    Der Leibwächter hob den Blick. „Begreifen Sie doch endlich, Reißfeld! Die Verschwörer haben längst das BKA unterwandert. Wir haben den Kampf verloren.“ Erneut stemmte Schmitt sich gegen den Rollstuhl. In diesem Moment löste Reißfeld instinktiv die Bremse des Stuhls und hielt mit aller Kraft das linke Rad fest. Der Rollstuhl vollführte unter dem Druck des Leibwächters eine halbe Kreisbewegung und knallte dann gegen die rechte Seite des Steinbogens. Blitzartig schlug Reißfeld die Bremse wieder in die Stahlvorrichtung, dabei entglitt ihm Schmitts Arm, und sofort traf ihn ein brutaler Schlag mit dem Ellenbogen ins Gesicht. Reißfeld achtete nicht darauf, sondern schnellte nach vorne und drückte Schmitt mit seiner freigewordenen Hand die Kehle zu. Der große Mann bäumte sich auf, um den Griff abzuschütteln, doch Reißfelds Hand klebte förmlich an seinem Hals. In seiner Rückwärtsbewegung hatte Schmitt ihn ein Stück weit aus dem Sitz herausgezogen, so dass Reißfeld etwas Bewegungsfreiheit gewann. Mühsam versuchte er den Lauf des Revolvers auf seinen Gegner zu richten und drückte in der blinden Hoffnung ab, Schmitt zu

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